Herzlich willkommen zur neuesten Ausgabe der Presseschau. Diese Woche finden Sie Informationen zu der Weiternutzung des Geländes des KKW Brokdorf, zum Zwischenlager in Lingen sowie zum Rückbau des KKW Krümmel. Des Weiteren erwarten Sie Nachrichten aus Rumänien und Finnland. Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre.

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Die Initiative „Brokdorf Akut“ hat sich für einen partiellen Erhalt des Kernkraftwerkgebäudes Brokdorf ausgesprochen. Ziel ist es, dort ein Museum einzurichten. Diese Pläne stoßen vor Ort aber nicht nur auf Gegenliebe. Ein Rückbau bis zur grünen Wiese bzw. die Umsetzung der bereits vorgetragenen Pläne, auf dem Gelände einen Batteriespeicher zu errichten, sind Alternativen. Der Bürgermeister von Brokdorf, Jörg Schmidt, äußert außerdem Bedenken hinsichtlich der Sicherheit und der Finanzierung. Er befürchtet eine weiterbestehende Teilkontamination, zudem lehnt er ab, dass das Vorhaben mit Brokdorfer Geldmitteln durchgeführt wird. Die Pläne liegen jedoch ohnehin in der Zukunft: Für das KKW Brokdorf liegt aktuell nicht einmal die Abbaugenehmigung vor:

NDR

Eine im Auftrag der Gesellschaft für Zwischenlagerung durchgeführte Umfrage hat ergeben, dass sich ein Großteil der Anwohner des niedersächsischen Lingen mehr Informationen zu dem dortigen Zwischenlager wünscht. Das Zwischenlager befindet sich auf dem Gelände des 2023 abgeschalteten KKW Emsland und wurde bereits 2002 in Betrieb genommen. Aktuell werden dort unter anderem die abgebrannten Brennelemente aus dem KKW Emsland, eine Umsiedlung ist erst geplant, wenn es ein Endlager für hochradioaktiven Abfall gibt. Aktuell liegt eine Lagergenehmigung vor Ort bis 2042 vor:

NDR

Bereits vor dem deutschen Ausstieg aus der Kernkraft im April 2023 hatte es von vielen Seiten Warnungen gegeben, dass dieser die Stromkosten in die Höhe treiben würde. Dies ist nun widerlegt. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Bundesnetzagentur aufgezeigt, dass sich die Abschaltung der letzten deutschen Kernkraftwerke kaum auf den Strommarkt auswirkt. Der Verbraucherservice Bayern wies nun darauf hin, dass der aus Kernkraft gewonnene Strom nur durch staatliche Subventionierung zu wettbewerbsfähigen Preisen gehandelt werden konnte. Es müsse einen raschen Ausbau der erneuerbaren Energien sowie eine Digitalisierung des Strommarkts mit variablen Tarifen geben, um die Hauptlast der Netzentgelte von den Verbrauchern abzuwenden. Eine transparente Handhabung sei ebenfalls unerlässlich:

FOCUS

Die im Emsland ansässige und zum französischen Konzern Framatome gehörende Advanced Nuclear Fuels GmbH (ANF) plant die Herstellung von Brennstäben des russischen Typs. Aktuell gibt es EU-weit 18 Reaktoren, die auf diese angewiesen sind und damit aktuell vom russischen Nuklearbehörde Rosatom abhängig sind. Kritiker sehen in dem Vorhaben eine weitere Stärkung Russlands und eine Verschärfung der europäischen Abhängigkeit. Uran ist von den im Zuge des Angriffs auf die Ukraine verhängten Sanktionen bislang ausgenommen, eine Zulieferung seitens Rosatom wäre also denkbar. Nun wird vom niedersächsischen Umweltministerium geprüft, ob eine derartige Zusammenarbeit die innere und äußere Sicherheit Deutschlands gefährden und ob die Genehmigung des Vorhabens so verweigert werden könnte:

MERKUR

Das Kernkraftwerk Krümmel wurde bereits 2011 stillgelegt. Dass der Rückbau auf sich warten lässt, macht Einige stutzig. So stellte auch FDP-Landtagsabgeordneter Christopher Vogt eine Kleine Anfrage zu diesem Thema. Einer der Hauptgründe für die Verzögerungen liegt im Personalmangel. Es gebe zu wenig qualifiziertes Personal und gerade in einem solchen Bereich können keine Abstriche in puncto Sicherheit in Kauf genommen werden. Jedoch gibt es auch gute Nachrichten: Aktuell wird mit einer Fertigstellung des Entwurfs für die Abbaugenehmigung bis Ende März gerechnet. Auch für die Nachnutzung des Geländes und damit für die gesamte Region ist es ein rasches Fortschreiten wichtig:

HAMBURGER ABENDBLATT (Bezahlinhalt)

Internationale Nachrichten:

Rumänien: Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hat das europäische Interesse an Kernkraft weiter dazugewonnen. Ein Art der Nutzung, der aktuell weltweit viel Aufmerksamkeit zukommt, ist die durch sogenannte Small Modular Reactors (SMR). In der EU geht hier insbesondere Rumänien voran. So bestehen beispielsweise Pläne, nahe der in der großen Walachei gelegenen Stadt Doicești 6 dieser kleinen Reaktoren zu errichten. Für die Gegend, die durch das Wegbrechen von Arbeitsplätzen in der Kohleindustrie einen Strukturwandel dringend nötig hat, könnte das große Chancen bieten. Ebenso groß sind jedoch die Risiken, die das Vorhaben birgt. Kritiker sehen die gescheiterten SMR-Projekte in den USA, den verpassten Einstieg in erneuerbare Energien und die Hürden auf EU-Seite als schlechte Voraussetzungen:

WELT (Bezahlinhalt)

Finnland: Aufgrund von Wartungsarbeiten wurde das finnische Kernkraftwerk Olkiluoto 3 am 2. März vom Netz genommen. Erwartet wird, dass die Arbeiten etwa 37 Tage dauern werden. Grund für die verhältnismäßig lange Abschaltdauer sind die technischen Eigenschaften des Anlagentyps und die 1900 Arbeiten mit etwa 6500 Arbeitsschritten, die während dieses Zeitraums vorgenommen werden sollen. Die beiden älteren Blöcke, Olkiluoto 1 und Olkiluoto 2, sollen ebenfalls noch im Frühjahr gewartet werden und dafür für jeweils 11 bzw. 16 Tage vom Netz gehen. Olkiluoto 3 hatte die Stromproduktion im März 2023 aufgenommen:

IWR

Zum Überblick:

Weltweit: Auch 2023 hat sich im Bereich der Kernenergie einiges verändert. So wurden insgesamt sechs neue Reaktorblöcke ans Netz angeschlossen, während fünf stillgelegt wurden, davon drei in Großbritannien. Dadurch stieg die installierte elektrische Nettoleistung um 4.089 MW auf insgesamt 378.314 MW. Zudem kristallisieren sich immer weiter die unterschiedlichen Herangehensweisen an Kernenergie heraus: Einige Länder setzen weiterhin auf traditionelle Kernkraftwerke, während andere den Ausstieg aus der Kernenergie anstreben oder neue Reaktorkonzepte entwickeln. Befürworter der Kernenergie verweisen auf die Zuverlässigkeit und die vergleichsweise niedrige CO2-Bilanz während des Betriebs. Gegner nennen das Unfallrisiko, die Endlagerfrage und den hohen finanziellen sowie zeitlichen Aufwand für den Bau von Kernkraftwerken. In Europa liegt der Anteil der Kernenergie an der Stromproduktion bei etwa 21 %. In Deutschland werden drei Reaktoren bis April 2023 stillgelegt, während Forschungsreaktoren und nukleare Ver- und Entsorgungsanlagen weiter betrieben werden. Insbesondere Frankreich setzt weiterhin stark auf Kernenergie, obwohl Probleme mit der Reaktorflotte aufgetreten sind. Großbritannien plant den Ausbau seiner Kernenergiekapazitäten und setzt dabei auch auf neue Reaktorkonzepte wie Small Modular Reactors (SMR). In Mittel- und Osteuropa planen Länder wie die Ukraine, die Slowakei und Ungarn den Bau neuer Reaktoren oder die Laufzeitverlängerung bestehender Anlagen. In Asien wird der Ausbau der Kernenergie vorangetrieben, insbesondere in Ländern wie China, Südkorea und Indien. Japan plant, den Anteil der Kernenergie an der Stromproduktion wieder zu erhöhen, während Taiwan den Ausstieg aus der Kernenergie plant. In Afrika spielen Kernkraftwerke bisher nur eine geringe Rolle, jedoch könnten sie in Zukunft eine größere Bedeutung erlangen, da der Ausbau der Stromnetze erforderlich ist. Länder wie Ägypten planen den Bau neuer Reaktorblöcke:

GRS

Bildquelle: Preussen-Elektra

 

Herzlich willkommen zur neuesten Ausgabe der Presseschau. Medial thematisiert wird diese Woche der Aufruf Habecks, abermals die EU-Importe von russischem Uran und Brennelementen zu hinterfragen. Außerdem finden Sie Informationen zu den Plänen Tschechiens in Temelín zwei neue Reaktoren zu errichten sowie weitere internationale Nachrichten.

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Als Reaktion auf die Pläne Tschechiens, auch in Grenznähe zu Deutschland zwei neue Reaktoren zu errichten, werden in Bayern vermehrt kritische Stimmen laut. Im Mittelpunkt der Kritik steht die Besorgnis, dass die Sicherheitsstandards beim Bau und Betrieb mangelhaft ausfallen könnten. Bereits in der Vergangenheit war es im Kernkraftwerk Temelín, bei dem nun auch zwei der neuen Reaktoren entstehen sollen, zu Pannen gekommen. Der erste der beiden neuen Reaktoren in Temelín soll bis 2036 ans Netz gebracht werden. Bis 2050 sollen dann insgesamt noch drei weitere dazukommen:

BR

Nach dem Tod Alexej Nawalnys hat Bundeswirtschaftsminister Habeck abermals die Diskussion um ein EU-Einfuhrverbot für Uran und Brennelementen aus Russland angestoßen. Während Deutschland russische Energielieferungen bereits eingestellt hat, bezieht Frankreich beispielsweise nach wie vor den Großteil des für seine Kernkraftwerke benötigten Urans über das russische Unternehmen Rosatom, sowie aus Russland und weiteren GUS-Staaten. Die östlichen EU-Staaten, die über Kernkraftwerke sowjetischer Bauart verfügen, sind ebenfalls auf Brennelemente aus russischer Produktion angewiesen:

N-TV

Internationale Nachrichten:

Schweiz: Nachdem 2017 ursprünglich der Beschluss zum Ausstieg der Schweiz aus der Kernkraft gefallen war, gibt es nun wieder vermehrt Stimmen zugunsten des Baus neuer Kernkraftwerke. Unter anderem reichte ein Komitee am 16.02. die Initiative „Stopp Blackout“ ein, die verlangt, die schweizerische Stromversorgung jederzeit mit jeglichen umwelt- und klimaschonenden Arten der Stromerzeugung sicherzustellen. Kritik an der Initiative gibt es jedoch nicht nur von Kernkraftgegnern. So ließ der Verband der Schweizerischen Elektrizitätsunternehmen (VSE) beispielsweise verlauten, dass die Initiative zum falschen Zeitpunkt vorgebracht worden sei. Man müsse sich auf den Ausbau erneuerbarer Energien konzentrieren, die Initiative schaffe dabei nur Verzögerungen. Zudem steht auch der Aufbau der Initiative unter Kritik. Sie sei zu offen formuliert und weise Konstruktionsfehler auf, so das Nuklearforum:

NZZ

Ukraine: Die Kampfhandlungen rund um das ukrainische Kernkraftwerk Saporischschja sind nach Informationen der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) zurückgegangen. Das Kraftwerk ist seit März 2022 von russischen Truppen besetzt und seitdem stark umkämpft. Die sechs Reaktoren des Kraftwerks sind zwar abgeschaltet, sie benötigen allerdings nach wie vor Strom. In den vergangenen zwei Jahren war es aufgrund der Kämpfe mehrfach zu Stromausfällen gekommen, die IAEA zeigte sich besorgt:

DEUTSCHLANDFUNK

Frankreich: Nach der 2021 genehmigten Laufzeitverlängerung wurde nun Block 4 des französischen Kernkraftwerks Cattenom abgeschaltet, um während der kommenden sechs Monate überprüft zu werden. Unter anderem soll ein Drittel der Brennstäbe ausgetauscht und das Reaktorgebäude, die -behälter und der Primärkreislauf auf ihre Dichtigkeit und Bruchfestigkeit überprüft werden. Die Laufzeitverlängerung wird die voraussichtliche Gesamtlaufzeit des Kernkraftwerks von 40 auf 50 Jahre verlängern:

Saarländischer Rundfunk

 

Bild-Copyright: ČEZ Group

Herzlich willkommen zur neuesten Ausgabe der Presseschau. Diese Woche lesen Sie über den Besuch des NDR im Kernkraftwerk Krümmel, dem Rückbau im KKW Grohnde sowie eine Kolumne zur anhaltenden Diskussion über den deutschen Wiedereinstieg in die Kernkraft. Des Weiteren finden Sie wie immer internationale Nachrichten. Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre.

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Die Stilllegungs- und Abbaugenehmigung für das Kernkraftwerk Krümmel wurde bereits 2015 beantragt. Seitdem laufen dort vorbereitende Arbeiten, mit dem eigentlichen Rückbau konnte jedoch noch nicht begonnen werden. Alle Arbeiten, die zum jetzigen Zeitpunkt durchgeführt werden, müssen notfalls reversibel sein, was die Möglichkeiten stark einschränkt. Auch die zeitliche Komponente könnte zum Problem werden. Der eigentliche Rückbau ist auf 15 Jahre ausgelegt und benötigt qualifiziertes Personal. Der Altersdurchschnitt der etwa 200 Beschäftigten des KKK liegt jedoch schon jetzt bei 50 Jahren. Um dem entgegenzuwirken, ist geplant, die am Rückbau des Kernkraftwerk Brunsbüttel beteiligten Dienstleister teils zu übernehmen und auch generell auf die dort gewonnenen Erkenntnisse zurückzugreifen:

NDR

Schleswig-Holstein Magazin

Das im niedersächsischen Landkreis Hameln-Pyrmont gelegene Kernkraftwerk Grohnde wurde nach 36 Jahren Betrieb im Dezember 2021 abgeschaltet. Am 2. Februar 2024 wurden nun die Rückbauarbeiten am KKW begonnen. Der Rückbau ist auf 15 Jahre ausgelegt und soll laut Betreiber Preussen-Elektra rund eine Milliarde Euro kosten. Trotz seiner Pannenanfälligkeit war das Kraftwerk mit seinen im Schnitt 11 Milliarden kWh produzierten Stroms zwischenzeitlich das leistungsstärkste Kernkraftwerk der Welt:

NDR

Aktuelle Stimmen:

Offiziell ist Deutschland im April 2023 endgültig aus der Kernkraft ausgestiegen. Die Betreiber der zuletzt abgeschalteten Kernkraftwerke haben eine Wiederinbetriebnahme ausgeschlossen. Trotzdem hält die Diskussion über einen möglichen Wiedereinstieg sowohl politisch als auch medial an. Spiegel-Journalist und Professor Dr. Christian Stöcker nennt in seiner Kolumne die Hoffnung auf Wahlerfolge durch das Festhalten an einem kontroversen Thema als Grund dafür:

SPIEGEL

Internationale Nachrichten:

Großbritannien: Die Verzögerungen beim Bau des im englischen Somerset gelegenen Kernkraftwerks Hinkley Point C setzen sich fort. Baubetreiber EDF nennt die spezifischen Auflagen der britischen Aufsichtsbehörden als Grund, erschwerend hinzu kämen auch Faktoren wie der Brexit, Covid und die hohe Inflationsrate im vergangenen Jahr. Ursprünglich für 2025 geplant, soll der erste der zwei Reaktoren nun frühestens 2031 ans Netz gehen. Auch die Kosten für den Bau haben sich stark erhöht. All das wirft Fragen über die Zukunft des Projekts auf. Zwar ist eine Fertigstellung nach wie vor angestrebt, doch EDF ist stark verschuldet und Sparmaßnahmen sind außerhalb Frankreichs wahrscheinlicher:

ZDF

Tschechien: Neuen Plänen zufolge könnten am tschechischen Kernkraftwerk Dukovany vier neue Reaktorblöcke entstehen. Ursprünglich geplant war einer. Für die Durchführung des Projekts hatte die Betreibergruppe České energetické závody (ČEZ) im letzten Jahr drei Angebote von Bietern enthalten. Der US-amerikanische Konzern Westinghouse wurde nun aufgrund einer unvollständigen Bewerbung aus dem Wettbewerb ausgeschlossen, weiterhin im Rennen sind Électricité de France (EDF) und die Korea Hydro & Nuclear Power (KHNP). Die verbleibenden Bewerber sollen nun auch verbindliche Angebote für die drei zusätzlichen Reaktorblöcke machen:

CZECH RADIO

Schweiz: Eine aktuelle Umfrage des schweizerischen Bundesamts für Statistik (BFS) zeigt, dass der Anteil der Bevölkerung, der Kernkraft als bedrohlich wahrnimmt, deutlich gesunken ist. Nur noch 26% der Befragten geben an, dass Kernkraftwerke sehr gefährlich für Mensch und Umwelt sind, 2019 waren noch 41% der Schweizer dieser Meinung. Dafür wird der Klimawandel verstärkt als große Bedrohung gesehen:

ENERGATE MESSENGER

Ukraine: Die Ukraine plant, den Verlust des von russischen Truppen besetzten Kernkraftwerks Saporischschja mit einem Ausbau des KKW Chmelnyzskyi zu kompensieren. Zu den bestehenden zwei Reaktoren sollen vier weitere dazukommen, was es zum größten Kernkraftwerk in Europa machen würde. Zwei der neuen Reaktoren sollen sowjetischer Bauart sein, zwei dem US-amerikanischen Typ entsprechen. Der Baubeginn ist noch für dieses Jahr geplant:

N-TV

 

Bild-Copyright: PreussenElektra GmbH

Herzlich willkommen zur neuesten Ausgabe der Presseschau. Auch diese Woche kommt der Diskussion um einen möglichen Wiedereinstieg in die Kernkraft wieder mediales Interesse zu. Des Weiteren finden Sie Informationen zum neuesten Stand bezüglich der möglichen Erweiterung der durch ANF betriebenen Brennelementefabrik in Lingen sowie internationale Nachrichten. Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre.

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Bereits Anfang des Jahres reichte Advanced Nuclear Fuels (ANF) einen Antrag ein, der ermöglichen soll, dass in der Brennelementefabrik in Lingen in Zukunft auch Brennelemente für Kernkraftwerke des osteuropäischen Typs hergestellt werden können. Hauptkritik an dem Vorhaben ist, dass es sich bei ANF um eine Tochterfirma des französischen Konzerns Framatome handelt, der seit einiger Zeit seine Zusammenarbeit mit dem russischen Staatskonzern Rosatom intensiviert und sowohl die Bundesregierung als auch das Land Niedersachsen haben sich bereits gegen das Vorhaben ausgesprochen. Auch das Aktionsbündnis „Münsterland gegen Atomanlagen“ und das emsländische Bündnis „Agiel“ sehen in der möglichen Beteiligung eines russischen Akteurs ein Sicherheitsrisiko, das auch aus ethischer Sicht nicht vertretbar sei. Nun wird jedoch erst einmal das Ergebnis des zweimonatigen öffentlichen Beteiligungsverfahrens, im Rahmen dessen Verbände Einsprüche abgeben können, abgewartet:

NDR

Bei der Klausurtagung der CSU am 6. Januar gab es abermals Forderungen nach einem Wiedereinstieg in die Kernkraft. Angestrebt werden sollte es, die drei bereits 2023 abgeschalteten Kernkraftwerke wieder ans Netz zu nehmen und eine deutsch-französische Allianz zum Bau neuer Kernkraftwerke ins Leben zu rufen. Auch die CDU stellte in ihrer Heidelberger Erklärung ein Wochenende später ähnliche Forderungen: Man könne auf Kernkraft im Energiemix nach wie vor nicht verzichten und müsse möglichst schnell in die Wiederinbetriebnahme der 2023 abgeschalteten Kernkraftwerke investieren. Doch gerade dieser Punkt trifft nicht nur durch die Richtung anderer Parteien auf Hürden. Die Betreiber der drei Kernkraftwerke, um die sich das Gespräch aktuell dreht, RWE, EnBW und Eon, haben bereits deutlich gemacht, dass eine Wiederinbetriebnahme ausgeschlossen sei. Die Kraftwerke befinden sich bereits im Rückbau:

HANDELSBLATT

Das Kernkraftwerk Isar 2 war eines der letzten drei deutschen Kernkraftwerke, das vom Netz genommen wurde, nun laufen dort die Rückbauarbeiten. Gleichzeitig stellt sich auch die Frage, was mit dem Gelände geschehen wird. Die ÖDP forderte nun im Münchner Stadtrat die Umwandlung des Kraftwerks in ein Museum. Laut ihnen würde ein Abriss des Gebäudes nur noch mehr Energie verschlingen, was nicht mit Klimaschutz- und Energiesparzielen kompatibel sei. Gleichzeitig könne die vorhandene Infrastruktur für die Erzeugung und Distribution erneuerbarer Energien genutzt werden:

MERKUR

Internationale Nachrichten:

China: Das in der chinesischen Provinz Shandong gelegene Kernkraftwerk Shidaowan hatte Anfang Dezember den kommerziellen Betrieb aufgenommen, nun zieht der Betreiber eine positive Zwischenbilanz. Bei dem Kernkraftwerk handelt es sich um das weltweit erste Kernkraftwerk der 4. Generation im Regelbetrieb. Zur 4. Generation zählt das Kernkraftwerk, da es zwei moderne modulare Reaktoren nutzt, genauer gesagt Hochtemperaturreaktoren, bei denen sich der Brennstoff in Kugeln befindet. Jeder Reaktor enthält bis zu 430.000 dieser Kugeln, wobei jede davon auf ihre Lebenszeit gesehen so viel Energie liefern soll wie 1,5 Tonnen Kohle. Zudem sind sie deutlich hitzebeständiger als herkömmliche Brennelemente und durch die Ableitung der im Reaktor entstehenden Hitze durch Helium und die damit höhere Temperatur des gewonnenen Dampfes können reguläre Dampfturbinen verwendet werden, was diese Art von Kernkraftwerk effizienter macht. Auch die Tatsache, dass sie als Kernschmelz-sicher gilt und während des Betriebs betankt werden kann, führt zu ihrem Ruf als besonders sicher und effizient:

FUTUREZONE

Großbritannien: Obgleich der Anteil von Kernkraft am Strommix 2023 nur 15% betrug und aktuell sechs der neun sich noch in Betrieb befindenden Kernkraftwerke vom Netz genommen werden mussten, plant die britische Regierung einen erheblichen Ausbau der Kernkraft. Aus einem Dossier geht hervor, dass ab dem Jahr 2030 alle fünf Jahre mit dem Bau eines weiteren 7-Gigawatt-Kernkraftwerks begonnen werden soll. Dabei plant die Regierung Betreiber durch die Vereinfachung der Standortwahl zu unterstützen. Des Weiteren ist der Bau einer eigenen Urananreicherungsfabrik geplant, die dazu dient, die Abhängigkeit von Russland zu verringern. Auch Small Modular Reactors spielen in der britischen Kernkraft-Strategie eine Rolle:

EFAHRER

USA: Im US-amerikanischen Bundesstaat New Mexico arbeitet das Kernkraft-Start-Up Kairos Power an einem neuartigen Kernreaktor, dessen Kühlung mit einem geschmolzenen Salzgemisch arbeitet. Im Dezember hatte die amerikanische Nuklearaufsichtsbehörde die Baugenehmigung für den ersten Testreaktor des Unternehmens erteilt. Anfang Januar hatte dann das erste großtechnische Testkühlsystem 1000 Betriebsstunden überschritten. Neben der Verwendung von Flüssigsalz plant Kairos auch, einen alternativen Brennstoff, nämlich TRISO, einzusetzen. Dieser ist besonders robust und hitze-, strahlungs- und korrosionsbeständig. Das Flüssigsalz als Kühlmittel wiederum lässt es zu, hohen Druck wie im Druckwasserreaktor zu vermeiden. Die Technik ist im Prinzip nicht neu sondern stammt aus den 1950er Jahren, doch Unternehmen wie Kairos arbeiten an der Optimierung des Systems:

HEISE

China: Das chinesische Unternehmen Betavolt Technology hat eine Radionuklidbatterie mit 100 Mikrowatt Leistung und 50 Jahren Lebensdauer angekündigt. Die Batterie, die durch die Bestrahlung eines Halbleiters mit schnellen Elektronen hergestellt wird und Nickel-63 als Energiequelle verwendet, kommt jetzt in die Pilotphase. Das Unternehmen plant außerdem, seine Studien auf Isotope wie Strontium-90 und Promethium-147 auszuweiten, um eine höhere Leistungsfähigkeit und eine Lebensdauer zwischen 2 und 30 Jahren zu erreichen. Einsatzfelder für derartige Batterien könnten Smartphones, Drohen, aber auch Produkte aus der Medizintechnik sein. Die Technologie dahinter ist nicht neu, sondern stammt aus den 60-er Jahren, ihre zivile Nutzung ist jedoch umstritten. Nickel-63 zerfällt mit einer Halbwertszeit von 101,2 Jahren und bei Beschädigung oder unsachgemäßer Entsorgung besteht das Risiko, dass radioaktive Substanzen austreten:

HEISE

Dr. Helge Kröger vom Bundesamt für Strahlenschutz erläutert die Gefahren im Interview:

HEISE

Bildquelle: EDF