Herzlich willkommen zur neuesten Ausgabe der Presseschau. Die vergangenen Wochen standen Rückbauprojekte deutscher Kernkraftwerke im Fokus der Berichterstattung, darunter Brokdorf, Biblis und Gorleben. Darüber hinaus beleuchten die Artikel die Sichtweisen um eine mögliche Rückkehr Deutschlands zur Kernkraft, kontroverse Diskussionen in der EU zu Fördermitteln für Kernenergie sowie Investitionen in neue Reaktoren in Tschechien. Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre!

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Entwicklungen im Abbau und der Entsorgung von Kernkraftwerken

Der Rückbau des Kernkraftwerks Rheinsberg in Brandenburg gestaltet sich komplexer als erwartet. Unerwartet hohe Kontaminationen in den Gebäuden und im Grundwasser verzögern die Arbeiten und erhöhen die Kosten. Das Kernkraftwerk war das erste in der DDR und wurde nach der Wiedervereinigung stillgelegt:
TAGESSPIEGEL

Das Landesbergamt Niedersachsen hat den Rückbau des Salzstocks Gorleben genehmigt, sodass die Verfüllungsarbeiten nach langen Verzögerungen bereits Ende November beginnen können. Umweltminister Christian Meyer begrüßte die Entscheidung und betonte, dass damit das Kapitel Gorleben als mögliches Endlager für hochradioaktiven Müll endgültig abgeschlossen sei:
NDR
ZEIT
BORKENER ZEITUNG

Ein ARD-Team hat für die Panorama-3-Sendung in Geesthacht einen Beitrag zur Atommüll-Endlagersuche gedreht. Im Fokus standen die Herausforderungen der Zwischenlagerung von hochradioaktivem Müll und die Verzögerungen bei der Suche nach einem Endlagerstandort. Bürgermeister Olaf Schulze betonte die Notwendigkeit von Ausgleichszahlungen für betroffene Kommunen und forderte eine beschleunigte Endlagersuche:
NDR
LAUENBURGISCHE LANDESZEITUNG (Bezahlinhalt)

Am 20. November 2024 erreichte ein Zug mit vier Castor-Behältern hochradioaktiven Abfalls das Zwischenlager in Philippsburg, Baden-Württemberg. Dies markiert den Abschluss der Rückführung deutscher Abfälle aus der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague. Der Transport verlief störungsfrei und wurde von einer „niedrigen vierstelligen Anzahl“ an Einsatzkräften begleitet. Mit dieser letzten Rückführung hat Deutschland seine völkerrechtlichen Verpflichtungen gegenüber Frankreich erfüllt:
ZDF

Bei einer Informationsveranstaltung betonten die Betreiber des stillgelegten Kernkraftwerks Isar 2, dass eine Wiederinbetriebnahme ausgeschlossen ist. Kraftwerksleiter Carsten Müller erklärte, dass bereits demontierte Anlagenteile und irreversible Veränderungen einen Rückbau in den Ursprungszustand unmöglich machen. Trotz politischer Diskussionen, insbesondere durch Ministerpräsident Markus Söder, der eine Rückkehr zur Kernenergie in Bayern erwägt, bleibt der Betreiber Preussen Elektra bei seiner Entscheidung, den Rückbau fortzusetzen:
BR
FRANKFURTER RUNDSCHAU

Der Rückbau des Kernkraftwerks Brokdorf soll im Dezember 2024 beginnen, nachdem das Umweltministerium die erste Stilllegungs- und Abbaugenehmigung erteilt hat. Zuvor müssen noch Auflagen der Atomaufsicht erfüllt werden, darunter regelmäßige Messungen der Strahlenbelastung auf dem Gelände. Parallel dazu plant der Betreiber Preussen Elektra den Bau des größten Batteriespeichers Europas mit einer Leistung von 800 Megawatt auf dem Gelände; die endgültige Investitionsentscheidung für das 800-Millionen-Euro-Projekt soll Mitte 2025 fallen:
NDR
HAMBURGER MORGENPOST

Aktuelle Stimmen

Rafael Grossi, Chef der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA), hält es für wahrscheinlich, dass Deutschland zur Kernenergie zurückkehren wird. Er betont, dass Deutschland weltweit das einzige Land ist, das vollständig aus der Kernkraft ausgestiegen ist, während andere Staaten ihre Ausstiegspläne revidiert haben. Grossi argumentiert, dass Kernkraftwerke nahezu keine klimaschädlichen Treibhausgase ausstoßen und daher für den Klimaschutz von Vorteil sind. Er respektiert jedoch die demokratisch getroffenen Entscheidungen Deutschlands und stellt sie nicht infrage:
ZEIT
HEISE

Nach der Stilllegung des Kernkraftwerks Biblis im Jahr 2011 und dem seit 2017 laufenden Rückbau, der bis 2032 abgeschlossen sein soll, steht die Gemeinde vor neuen Herausforderungen. Die Schaffung von Ersatzarbeitsplätzen und die zukünftige Nutzung des 70 Hektar großen Geländes sind zentrale Anliegen. Bürgermeisterin Ramona Matzke betont die Bedeutung der Ansiedlung neuer Unternehmen, um die wirtschaftliche Stabilität der Region zu sichern:
HESSENSCHAU

Malte Küper, Energieexperte des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), erläutert im Interview mit der Stuttgarter Zeitung, warum eine Rückkehr zur Kernkraft in Deutschland nicht sinnvoll ist. Er betont, dass die Reaktivierung stillgelegter Kraftwerke aufgrund fehlenden Personals, erloschener Sicherheitsgenehmigungen und des geringen Interesses der Betreiber schwierig wäre. Zudem seien neue Kernkraftwerke teuer und würden voraussichtlich nicht rechtzeitig zur Erreichung der Klimaziele bis 2030 beitragen. Küper sieht in der Atomkraft keine notwendige Lösung für die Energieversorgungssicherheit und plädiert stattdessen für den Ausbau erneuerbarer Energien sowie die Senkung von Netzentgelten und Stromsteuern zur Reduzierung der Strompreise:
IW

Internationale Nachrichten

Tschechien: Die tschechische Regierung plant, ihre Energieversorgung durch den Ausbau der Kernkraft zu sichern. Geplant ist der Bau eines neuen Reaktors im Kernkraftwerk Dukovany, dessen Inbetriebnahme für 2036 vorgesehen ist. Zudem werden Optionen für den Bau weiterer Reaktoren in Dukovany und Temelín geprüft. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren und die Energieversorgung langfristig zu stabilisieren:
ZEIT

USA: Donald Trump förderte während seiner ersten Präsidentschaft die Kernkraft, etwa durch das „Nuclear Energy Innovation Capabilities Act“ von 2017, und sieht sie als Schlüssel für Energiesicherheit und Klimaschutz. In seiner aktuellen Wahlkampagne verspricht er, den Ausbau der Kernenergie weiter voranzutreiben und kritisiert die Energiepolitik der Biden-Administration:
TAGESSCHAU
WELT (Bezahlinhalt)
HANDELSBLATT

Europa: In Brüssel wird diskutiert, ob Kernkraft als CO₂-arme Technologie anerkannt werden soll, was den Zugang zu EU-Fördermitteln ermöglichen würde. Frankreich setzt sich dafür ein und hat 13 weitere Länder in der „Nuklear-Allianz“ als Verbündete gewonnen. Allerdings gibt es auch zahlreiche Gegner der Kernenergie, die Bedenken hinsichtlich Sicherheit und Entsorgung anführen:
DEUTSCHLANDFUNK

 

Bildquelle: EWN GmbH

Herzlich willkommen zur neuesten Ausgabe der Presseschau. Diese Woche berichten Medien über Fortschritte und Herausforderungen beim Rückbau deutscher Kernkraftwerke und der Endlagersuche für Atommüll. Außerdem thematisieren sie die differente Haltung der CDU zum Wiedereinstieg in die Kernkraft sowie Schwedens Entscheidung, statt auf Windkraft verstärkt auf Kernenergie zu setzen. Viel Spaß bei der Lektüre!

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Entwicklungen im Abbau und der Entsorgung von Kernkraftwerken

Der Rückbau des Kernkraftwerks Unterweser (KMU) schreitet voran, so geht es 2025 in die sogenannte Betonphase über. Die Frage, ob alle Gebäude abgerissen werden sollen, hängt dabei erheblich davon ab, ob und in welcher Form eine Nachnutzung möglich ist. So sieht das weitere Vorgehen aus:
KREISZEITUNG WESERMARSCH (Bezahlinhalt)

Trotz des laufenden Rückbaus des Kernkraftwerks Krümmel sucht der Betreiber weiterhin Auszubildende, insbesondere in den Bereichen Elektrotechnik und Metallbau. Ziel ist es, jungen Menschen eine qualifizierte Ausbildung zu bieten und gleichzeitig Fachkräfte für den Rückbauprozess zu gewinnen. Die Ausbildung soll den Auszubildenden langfristige Perspektiven eröffnen, auch über den Rückbau hinaus:
LAUENBURGISCHE LANDESZEITUNG (Bezahlinhalt)

Beim Rückbau der Kernkraftwerke in Brunsbüttel, Brokdorf und Krümmel fällt viel Bauschutt an, dessen Entsorgung sorgfältig geplant werden muss. Ein Teil des Materials kann als unbedenklich eingestuft und auf normalen Deponien entsorgt werden, während belastete Materialien besondere Behandlungs- und Lageranforderungen erfordern. Die Herausforderung liegt in der sicheren Entsorgung, die sowohl gesetzlichen Standards als auch den Akzeptanzkriterien der Bevölkerung entsprechen muss:
SHZ (Bezahlinhalt)

Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) hat in ihrem Zwischenbericht Gebiete in Deutschland identifiziert, die für ein Endlager für hochradioaktiven Atommüll ungeeignet sind. Ausschlusskriterien wie geologische Störungen, Bergbauaktivitäten und Erdbebengefährdung führten zur Streichung dieser Regionen. Ursprünglich sollte bis 2031 ein Standort festgelegt werden, jedoch wird nun mit einer Verzögerung von bis zu 45 Jahren gerechnet. Aktuell sind 54 Prozent der Landesfläche als potenziell geeignet identifiziert. Die verbleibenden potenziellen Standorte werden nun einer detaillierten Untersuchung unterzogen, um einen sicheren Endlagerplatz für den deutschen Atommüll zu finden. Die Öffentlichkeit kann sich über den Fortschritt und Beteiligungsmöglichkeiten auf der Website des Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) informieren:

SPIEGEL ONLINE (Bezahlinhalt)
HEISE (Bezahlinhalt)

Der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg (VGH) hat die Eilanträge gegen die Genehmigung zur Aufbewahrung von Kernbrennstoffen im Zwischenlager Philippsburg abgelehnt und somit das Konzept der Zwischenlagerung bestätigt. Die Richter stellten fest, dass durch die Einlagerung der CASTOR-Behälter keine zusätzliche Strahlenbelastung für die Bevölkerung entsteht und die Grenzwerte der Strahlenschutzverordnung deutlich unterschritten werden. Zudem wurde das Sicherheitskonzept gegen Sabotageakte und terroristische Anschläge als ausreichend bewertet:
WOCHENBLATT-REPORTER
BADEN TV

Aktuelle Stimmen

Kernkraftgegner wie Helge Bauer von der Organisation „ausgestrahlt“ warnen vor erheblichen Sicherheitsmängeln in deutschen Atomzwischenlagern, da der Atommüll voraussichtlich länger dort verbleiben wird, als ursprünglich geplant war. Sie kritisieren das Fehlen eines umfassenden Konzepts der Bundesregierung für den verlängerten Verbleib des Atommülls und bemängeln unzureichende Schutzmaßnahmen gegen Terroranschläge und Sabotage. Zudem befürchten sie, dass das aktuelle Endlager-Suchverfahren aufgrund mangelnder Transparenz und Bürgerbeteiligung, ähnlich wie beim Standort Gorleben, scheitern könnte:
HANDELSBLATT
SZ

Nachdem die CDU/CSU-Fraktion zunächst eine „Kostenwende“ in der Energiepolitik anstrebte und eine Überprüfung der Möglichkeit gefordert hat, die zuletzt abgeschalteten Kernkraftwerke wieder in Betrieb zu nehmen, hat CDU-Chef Friedrich Merz jetzt klargestellt, dass ein Wiedereinstieg in die Kernenergie unter einer möglichen Unionsregierung unwahrscheinlich ist. Obwohl eine Mehrheit der Deutschen den Atomausstieg kritisch sieht, betont Merz, dass die Reaktivierung stillgelegter Kernkraftwerke mit erheblichen technischen und gesellschaftlichen Hürden verbunden wäre. Stattdessen setzt die Union auf den Ausbau erneuerbarer Energien und die Nutzung von Wasserstofftechnologien, um die Energieversorgung sicherzustellen:
MERKUR
WELT

Internationale Nachrichten

Schweden: Schweden hat die Genehmigung für geplante Offshore-Windparks in der Ostsee verweigert, da die Regierung befürchtet, dass diese die nationale Sicherheit beeinträchtigen könnten. Stattdessen plant Schweden, die Kernenergie auszubauen, um die Energieversorgung zu sichern und die Klimaziele zu erreichen. Bis 2045 sollen zehn neue Reaktoren in Betrieb gehen:
DIE WELTWOCHE

 

Bildquelle: Vattenfall

 

Herzlich willkommen zur neuesten Ausgabe der Presseschau. Die vergangenen zwei Wochen wurden mehrere Entwicklungen zu stillgelegten Kernkraftwerken beleuchtet: Brokdorf, Krümmel und Biblis rücken mit Rückbauplänen und Nachnutzungskonzepten in den Fokus. Auch die Debatte um den Einfluss geplanter Kernkraft-Rückkehrpläne auf die Endlagersuche wurde aufgegriffen. Internationale Nachrichten umfassen die Klage gegen das grüne EU-Label für Atomkraft sowie Schwedens Genehmigung für den Bau eines Endlagers. Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre!

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Entwicklungen im Abbau und der Entsorgung von Kernkraftwerken

Das Gelände des ehemaligen Kernkraftwerks Biblis wird derzeit zurückgebaut, was voraussichtlich bis Mitte der 2030er-Jahre dauern wird. Um das Areal nach dem Rückbau sinnvoll zu nutzen, hat der Kreis Bergstraße eine Kooperationsvereinbarung mit RWE und anderen Partnern unterzeichnet, um eine nachhaltige gewerbliche Nachnutzung zu fördern. Geplant sind energiewirtschaftliche Projekte wie Batteriespeicher oder Gaskraftwerke, während erneuerbare Energien aufgrund von Naturschutzauflagen ausgeschlossen sind. Währenddessen fordert die Gemeinde Biblis dringend neue Einnahmequellen, da nach dem Atomausstieg jährliche Einnahmen aus Gewerbesteuern fehlen, und es gibt Bemühungen um finanzielle Unterstützung vom Bund, ähnlich wie für Regionen mit Kohleausstieg:
SWR AKTUELL
FAZ

Das Kernkraftwerk Krümmel in Geesthacht steht kurz vor dem Beginn des Rückbaus, nachdem der Deutsche Bundestag im Zuge des Atomausstiegs 2011 die Abschaltung beschlossen hatte. Vor dem eigentlichen Abbau muss das Dach der Anlage für rund 400.000 Euro saniert werden, um den sicherheitstechnischen Anforderungen zu genügen. Der Rückbau startet im Inneren der Anlage mit der Zerlegung der Einbauten des Reaktordruckgefäßes und soll etwa 15 Jahre dauern. Ein Großteil des Abfalls wird gereinigt und recycelt, während schwach- und mittelradioaktive Materialien nach einer Genehmigung ab 2025 im Zwischenlager auf dem Gelände gelagert werden sollen:
LAUENBURGISCHE LANDESZEITUNG (Bezahlinhalt)

Der stark wachsende Energiebedarf durch KI-Anwendungen hat Tech-Giganten wie Google, Microsoft und Amazon dazu veranlasst, in Atomkraft zu investieren, um ihre Rechenzentren mit Strom zu versorgen. Sie setzen dabei auf kleine modulare Reaktoren (SMRs), die als Ergänzung zu erneuerbaren Energien dienen sollen. Während Befürworter dies als Schritt zur Klimaneutralität sehen, gibt es Kritik an den Risiken und hohen Kosten der Mini-AKWs. Die Frage der nachhaltigen Energieversorgung bleibt umstritten, insbesondere wegen der ungelösten Atommüllentsorgung:
ZEIT ONLINE
BR24
ZDF HEUTE

Der Rückbau des Kernkraftwerks Brokdorf kann beginnen, nachdem die erste Teilgenehmigung dafür erteilt wurde. Das Kraftwerk wurde 2021 abgeschaltet, und der Betreiber Preussen Elektra plant, den Rückbau bis 2035 abzuschließen. Parallel dazu soll auf dem Gelände der größte Batteriespeicher Europas entstehen. Während der Genehmigungsbescheid zwei Wochen lang öffentlich ausgelegt wird, besteht in dieser Zeit die Möglichkeit, rechtliche Einwände einzureichen:
NDR
T-ONLINE
ZEIT ONLINE

Der Rückbau des ehemaligen Endlagerbergwerks in Gorleben verzögert sich weiter, und Beschäftigte sollen in Zwangsurlaub geschickt worden sein. Das dementiert die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE). Laut BGE warten wichtige Genehmigungen des Landesbergamts noch auf Anpassung. Zudem kostet die Offenhaltung des Standorts monatlich rund eine Million Euro, und die endgültige Verfüllung könnte erst Anfang 2025 beginnen. Dies sorgt für Unmut, da Befürchtungen bestehen, dass Gorleben doch als Endlager genutzt werden könnte:
NDR

In Lingen rufen zahlreiche Anti-Atomkraft-Organisationen zu einer Demonstration auf, um gegen eine mögliche Kooperation der Brennelementefabrik vor Ort mit dem russischen Atomkonzern Rosatom zu protestieren. Die Beteiligung von Rosatom, im Rahmen eines Projekts der französischen Firma Framatome, würde die Brennelementherstellung für osteuropäische Kernkraftwerke ermöglichen, die russische Brennelemente benötigen. Die Demonstranten befürchten jedoch, dass die Fabrik zu einer „Außenstelle der russischen Atomindustrie“ wird und Sicherheitsrisiken wie Spionage und Sabotage steigen könnten. Eine Erörterung zu diesen Erweiterungsplänen ist für den November angesetzt:
ZEIT ONLINE

Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) setzt ihren seit 15 Jahren bestehenden Sonntagsspaziergang in Gorleben fort, um weiterhin auf die ungelösten Fragen der Atommülllagerung aufmerksam zu machen. Die regelmäßigen Proteste, die vor dem ehemaligen Erkundungsbergwerk stattfinden, sollen an die Risiken erinnern und sicherstellen, dass Gorleben auch nach dem offiziellen Ende der Endlagersuche in der Region nicht wieder als Standort in Betracht gezogen wird. Trotz der Entscheidung, Gorleben nicht als Endlager zu nutzen, besteht die BI darauf, den Standort kritisch zu beobachten und fordert den vollständigen Rückbau:
SZ

Aktuelle Stimmen

Der Präsident des Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE), Christian Kühn, warnte davor, dass die Pläne der Union (CDU und CSU) zur Wiederaufnahme der Kernenergie die laufende Suche nach einem Atommüllendlager in Deutschland gefährden könnten. Die erneute Nutzung von Kernkraftwerken würde zu zusätzlichen Abfällen führen, was das Verfahren zur Standortsuche belasten würde. Kühn betonte, dass die Endlagerdebatte nicht für parteipolitische Auseinandersetzungen geeignet sei und appellierte an die Parteien, den bestehenden parteiübergreifenden Konsens nicht zu gefährden, um eine Lösung zu finden:
ZEIT ONLINE
WELT

Im Interview erläutert Alice Thiel-Sonnen von der SWR-Umweltredaktion die geplanten Atommülltransporte von Frankreich nach Philippsburg. Vier Castoren mit hoch radioaktivem Abfall werden per Schiene transportiert, als Teil eines 2021 getroffenen Kompromisses, um 157 Behälter mit schwächer strahlendem Abfall zu ersetzen. Die Verteilung des Mülls auf verschiedene Zwischenlager in Deutschland soll die Verantwortung unter den AKW-Betreibern aufteilen. Es bleibt jedoch offen, wie die Zwischenlager nach Ablauf ihrer Genehmigungen genutzt werden sollen, da ein Endlager erst in Jahrzehnten verfügbar sein wird:
SWR AKTUELL

Internationale Nachrichten

EU: Der Europäische Gerichtshof verhandelt derzeit eine Klage von Österreich gegen die Einstufung von Atomkraft und Gas als „nachhaltige“ Investitionen im Rahmen der EU-Taxonomie. Die Taxonomie-Verordnung zielt darauf ab, grüne Finanzierungen zu fördern und den Übergang zur Klimaneutralität bis 2050 zu unterstützen, indem bestimmte Energiequellen als klimafreundlich eingestuft werden. Österreich argumentiert jedoch, dass Atomenergie nicht nachhaltig ist und erhebliche Umwelt- und Sicherheitsrisiken birgt, einschließlich ungelöster Probleme bei der Endlagerung von Atommüll. Unterstützt wird die Klage von Luxemburg sowie verschiedenen Umweltorganisationen, die darin einen Versuch der „Greenwashing“ sehen und auf die Förderung erneuerbarer Energien setzen:
HEISE
HANDELSBLATT

Schweden: Ein schwedisches Gericht hat den Bau eines Endlagers für Atommüll in Forsmark – ca. 130 Kilometer nördlich von Stockholm gelegen – genehmigt. In etwa 500 Metern Tiefe sollen 12.000 Tonnen radioaktiver Abfall für bis zu 100.000 Jahre gelagert werden. Die Abfälle werden dazu in kupferbeschichteten Kanistern in Tunneln deponiert, die mit Bentonit-Gestein aufgefüllt werden sollen, um Austritt bei Erdbeben oder Wassereinfluss zu verhindern. Schweden gehört damit zu den wenigen Ländern, die eine langfristige Lösung für Atommüll entwickelt haben, neben Finnland, das ein ähnliches Lager betreibt. Die Genehmigung läuft zunächst für 70 Jahre, kann aber verlängert werden, falls Schwedens Atomkraftprogramm weiterläuft:
FAZ
T-ONLINE

 

Bildquelle: BGE

Herzlich willkommen zur neuesten Ausgabe der Presseschau. Medial wurden in den vergangenen zwei Wochen mehrere Nachrichten zu stillgelegten deutschen Kernkraftwerken aufgegriffen, darunter beginnende Rückbau-Maßnahmen einiger Standorte sowie eine Großübung für Notfälle. Außerdem gibt es Neuigkeiten zu den Genehmigungsverfahren für weitere Rückbauschritte in Deutschland. Internationale Kooperationen und Entwicklungen in der Kernenergie wurden ebenfalls thematisiert. Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre!

Hinweis auf Bezahlinhalte: Die Nutzung einzelner Beiträge könnte kostenpflichtig sein.

RWE hat mit den ersten Maßnahmen zum Rückbau des Atomkraftwerks Emsland begonnen, darunter den Abbau von Kerneinbauten und Dampferzeugern. Vorbereitende Arbeiten, wie die Dekontamination aktiver Systeme, wurden bereits durchgeführt, um die Strahlenbelastung zu verringern. Zusätzlich baut RWE seit 2023 ein Technologie- und Logistikgebäude für die Entsorgung schwach- und mittelradioaktiver Abfälle. Parallel wird der Standort Lingen zum Wasserstoff-Hub umgestaltet, um die Produktion von Wasserstoff auszubauen:
IWR

Berlin und einige Orte in Brandenburg sind als mögliche Standorte für ein Atommüll-Endlager in Betracht gezogen worden, da unter der Hauptstadt dicke Tonschichten existieren, die für die Lagerung geeignet sein könnten. Dennoch gilt es als unwahrscheinlich, dass Berlin ausgewählt wird, da die Schichten nicht groß genug sind. Ein Geowissenschaftler beruhigt, dass ein Endlager in 300 Metern Tiefe keine Gefahr für die Bewohner darstellen würde. Bis 2027 soll die Zahl der infrage kommenden Gebiete deutlich reduziert werden:
BERLINER KURIER

Auf Antrag der Union soll ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss klären, ob der Atomausstieg in Deutschland 2022 von den Ministerien ergebnisoffen geprüft wurde oder ob eine ideologische Entscheidung getroffen wurde. Gleichzeitig gibt es Widerstand aus der Energiewirtschaft, die auf hohe Kosten und die Notwendigkeit eines Fokus auf erneuerbare Energien hinweist:
TAGESSCHAU
SZ
FR

Eine Studie des norwegischen Professors Jan Emblemsvåg behauptet, Deutschland hätte durch den Verbleib bei der Atomkraft 600 Milliarden Euro einsparen können. Diese Berechnung wird jedoch von Wissenschaftler:innen des Fraunhofer-Instituts kritisiert, die auf methodische Fehler hinweisen, insbesondere eine „Doppelzählung“ der Kosten für erneuerbare Energien. Dadurch sei der Kostenvorteil der Atomkraft stark überzeichnet. Laut Fraunhofer sinken die berechneten Gesamtkosten für erneuerbare Energien, wenn die Doppelzählung korrigiert wird, und der finanzielle Unterschied zur Atomkraft fällt deutlich geringer aus:
SPIEGEL ONLINE (Bezahlinhalt)

Bei einer Großübung am ehemaligen Kernkraftwerk Biblis probten rund 160 Einsatzkräfte den Umgang mit einer Verpuffung beim Umfüllen brennbarer Gase. Ziel war es, Notfallstrukturen sowie Melde- und Rettungsketten zu testen. Organisiert wurde die Übung von der BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung, der EnBW und lokalen Behörden. Die Verantwortlichen zogen eine positive Bilanz und betonten, dass man auch auf unwahrscheinliche Ereignisse gut vorbereitet sei:
SWR AKTUELL

Aktuelle Stimmen

EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra spricht sich für den Ausbau der Atomkraft in Europa aus und kritisiert die emotionale Debatte in Deutschland. Er sieht Kernenergie als wichtigen Übergangsbrennstoff neben dem Ausbau von Wind- und Solaranlagen. Als Vorbild nennt er Finnland, wo Kernenergie unabhängig von der politischen Richtung unterstützt wird:
WELT

Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) erwartet, dass die Genehmigung zum Rückbau des Erkundungsbergwerks Gorleben noch 2024 erteilt wird, sodass Anfang 2025 mit der Verfüllung des Salzstocks begonnen werden kann. Meyer betonte, dass Gorleben als Atommüll-Endlager ungeeignet sei und kein Standort für zusätzlichen Atommüll werden soll. Zudem plant er eine Flugverbotszone über Gorleben, um die Sicherheit angesichts möglicher Drohnengefahren zu verbessern:
NDR

Internationale Nachrichten

Kasachstan: In Kasachstan hat die Mehrheit der Bevölkerung in einem Referendum für den Bau des ersten Kernkraftwerks des Landes gestimmt. Die Regierung von Präsident Kassym-Schomart Tokajew sieht den Bau als wichtiges Projekt zur Sicherung der Energieversorgung, da Kasachstan trotz seiner Öl- und Gasreserven Probleme mit der Energieversorgung hat:
TAGESSCHAU
DEUTSCHLANDFUNK

Polen und Tschechien: Polen und Tschechien haben vereinbart, bei der zivilen Nutzung der Kernenergie enger zusammenzuarbeiten. Polen plant den Bau seines ersten Atomreaktors bis 2033, während Tschechien bereits über umfangreiche Erfahrung mit sechs bestehenden Reaktoren verfügt. Beide Länder sehen die Atomkraft als entscheidenden Weg zur Sicherung ihrer Energieversorgung und zum Erreichen von Klimazielen:
DEUTSCHLANDFUNK

Google plant ab 2030, den steigenden Energiebedarf seiner Rechenzentren, insbesondere durch künstliche Intelligenz, mit Atomstrom aus fortschrittlichen, kleinen Reaktoren von Kairos Power zu decken. Diese Small Modular Reactors (SMR) sollen bis 2035 eine jährliche Leistung von 500 Megawatt erreichen. Der Einsatz von Atomenergie wird als umweltfreundliche Lösung für den wachsenden Strombedarf der Technologiebranche angesehen, wobei Google und andere Unternehmen wie Microsoft ähnliche Initiativen verfolgen, um klimaneutrale Ziele zu erreichen:

FAZ (Bezahlinhalt)
STERN

 

Bildquelle: Rückbauanlage Biblis, RWE