Herzlich willkommen zur neuesten Ausgabe der Presseschau. In den deutschen Medien dominiert diese Woche die Offenlegung der durch Cicero eingeklagten Akten zum Ausstieg aus der Kernkraft, die eine unsaubere Handhabung seitens des Wirtschafts- und Umweltministeriums nahelegen. Darüber hinaus finden Sie aktuelle Stimmen zur Diskussion rund um den Ausstieg sowie internationale Nachrichten. Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre!

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Ein Bericht des Magazins Cicero erhebt schwere Vorwürfe gegen das Wirtschafts- und Umweltministeriums: Die Nachforschungen des Magazins haben ergeben, dass Mitarbeitende der Ministerien im Frühjahr 2022 bewusst interne Bedenken gegenüber dem für den folgenden Jahreswechsel geplanten Ausstieg aus der Kernenergie unterdrückt haben sollen. Beide Ministerien streiten dies ab. Cicero hatte die Herausgabe der Akten eingeklagt und festgestellt, dass im Entwurf eines Vermerks argumentiert wurde, dass eine begrenzte Laufzeitverlängerung bis ins folgende Frühjahr sinnvoll sein könnte. Dieses Dokument habe Habeck nie erreicht, so Cicero. Die Nachforschungen und Veröffentlichungen zu diesem Thema, haben die Diskussion rund um das Thema Ausstieg aus der Kernkraft:

TAGESSCHAU

Während die Diskussion um den Ausstieg aus der Kernkraft weitergeht, schließen die ehemaligen Betreiberfirmen einen Wiederinbetriebnahme der zuletzt abgeschalteten Kernkraftwerke nach wie vor aus. RWE hatte bereits Anfang 2022 darauf hingewiesen, dass ein Weiterbetrieb mit erheblichen ökonomischen und juristischen Risiken einherginge. RWE gehörte genau wie PreussenElektra und EnBW zu den Betreibern der drei letzten sich am Netz befindenden deutschen Kernkraftwerke. Alle drei Unternehmen sagen klar, dass eine Wiederinbetriebnahme nicht nur durch die Gesetzeslage, sondern auch durch die bereits gemachten Fortschritte in Sachen Genehmigungsverfahren und Rückbau ausgeschlossen wird:

PRESSE AUGSBURG

Aktuelle Stimmen:

Am 15. April 2023 gingen die letzten deutschen Kernkraftwerke vom Netz. Diskussionen darüber, ob das die richtige Entscheidung war und ob ein Wiedereinstieg sinnvoll wäre, gibt es seitdem durchgängig. Besonders aufgeflammt sind die Diskussionen nun noch einmal nach der Offenlegung der vom Magazin Cicero eingeklagten Informationen. Bruno Burger vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme vertritt dabei die Einstellung, dass ein Wiedereinstieg weder sinnvoll noch möglich wäre:

DEUTSCHLANDFUNK (Hörbeitrag)

Mit der laut werdenden Kritik an der Handhabung der Informationen zum Ausstieg aus der Kernkraft seitens des Wirtschafts- und Umweltministeriums flammt auch die Diskussion rund um den Ausstieg selbst wieder auf. Volker Quaschning, Professor für regenerative Energien an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, hält das für fehlgeleitet. Laut ihm sind die Diskussionen zu dem Thema zu diesem Zeitpunkt überflüssig. Viel mehr lenken sie von den wirklich wichtigen energiepolitischen Fragestellungen ab, auf die nur schwierig Antworten zu finden sind. Doch es gibt auch Gegenstimmen aus den Reihen der Energieexperten. André Thess, Professor für Energiespeicherung an der Universität Stuttgart, hält die Offenlegung der eingeklagten Informationen wiederum für einen wichtigen Schritt für den unabhängigen Journalismus und für einen Beweis, dass der Ausstieg aus der Kernkraft zum damaligen Zeitpunkt ein Fehler war. Und auch die Wirtschaftsweisen halten die Vorwürfe für sehr ernst und rufen zu einer umfassenden Aufarbeitung auf:

FRANKFURTER RUNDSCHAU

Internationale Nachrichten:

Japan: Im havarierten Kernkraftwerk Fukushima ist es am 24. April zum Stromausfall gekommen, gleichzeitig wurde die Ableitung des Kühlwassers, die in Phasen seit August 2023 läuft, ausgesetzt. Das Kühlsystem für Reaktoren sei nicht betroffen, so Betreiberfirma Tepco. Auch sei während des Vorfalls kein „wesentlicher Unterschied“ in den gemessenen Radioaktivitätsleveln festzustellen gewesen:

DIE ZEIT

Frankreich: Der französische Staat darf die Entwicklung von Kleinkernkraftwerken (Small Modular Reactors, SMR) des Unternehmens Nuward bis 2027 mit 300 Millionen Euro unterstützen. Das entschied die EU-Kommission am 26. April. Begründet wird die Genehmigung dadurch, dass die EDF-Tochter Nuward ohne staatliche Unterstützung nicht in das Vorhaben investieren würde. Außerdem gebe es genügend Vorkehrungen, damit der Wettbewerb nicht übermäßig verfälscht werde:

HEISE

Copyright: Tokyo ELectric Power Company Holdings, Inc.

 

Herzlich willkommen zur neuesten Ausgabe der Presseschau. In den deutschen Medien finden sich diese Woche Berichte zu den Konsequenzen des Ausstiegs aus der Kernenergie sowie zu einzelnen deutschen Kernkraftwerken und dem dortigen Rückbaustand. Außerdem finden Sie wie immer internationale Nachrichten. Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre!

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Auch im Kernkraftwerk Emsland macht man sich für den Rückbau bereit. Für das KKW, das im letzten Jahr als eines der drei letzten deutschen Kernkraftwerke vom Netz genommen wurde, wird dieses Jahr mit der Rückbaugenehmigung gerechnet. Dann wird es noch weitere 15 Jahre dauern, bis alle radioaktiven Elemente das Gelände verlassen haben. Erst danach kann mit dem konventionellen Rückbau begonnen werden. Im nahegelegenen Lingen gibt es auch eine Brennelementefabrik, für die nach wie vor eine unbefristete Betriebsgenehmigung vorliegt. Diese hat in den letzten Monaten durch den angekündigten Plan, nun auch Brennelemente für Reaktoren russischer Bauart anzufertigen, für Schlagzeilen gesorgt. Und auch die lokalen Kernkraftgegner sind nicht angetan von der Fabrik: Von einem konsequenten Ausstieg aus der Kernenergie müsse auch die Produktion von Brennelementen eingestellt werden. Lingen setzt mittlerweile insgesamt auf Wasserstoff statt auf Kernkraft:

NDR

Für das 2021 stillgelegte Kernkraftwerk Brokdorf in Schleswig-Holstein wurde bereits 2017 der Antrag zur Stilllegung und zum Rückbau gestellt. Dennoch konnte mit dem Rückbau bislang nicht begonnen werden. Nach aktuellem Stand wird mit dem Entwurf der Genehmigung bis August 2024 gerechnet, der Rückbau wird größtenteils mit bereits von PreussenElektra angestelltem Fachpersonal vonstattengehen. Pläne für das Gelände gibt es allerdings schon jetzt. Bereits 2026 soll der erste Teil eines Batteriespeichers in Brokdorf entstehen. Das Schleswig-Holstein Magazin hat sich vor Ort ein Bild gemacht:

NDR, Schleswig-Holstein Magazin

Teilnehmende der Vortragsreihe „Forum: Logistik“ erhielten beim Besuch im Kernkraftwerk Brokdorf spannende Einblicke in die Geschichte des Kraftwerks, den Rückbauvorbereitungen und den Plänen für die Nachnutzung des Geländes. Auch regionale Logistik- und Infrastrukturthemen kamen zur Sprache, wie etwa die Elbquerung oder die verstärkte Anbindung durch Bahn- und B5-Ausbau. Für das KKW Brokdorf liegt aktuell noch keine Rückbaugenehmigung vor, aktuell wird davon ausgegangen, dass die Arbeiten bis 2039 dauern werden. Um einen möglichst reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, ist der Punkt des Abtransports von Bauschutt und radioaktiven Materialien von zentraler Bedeutung. Um hier stark aufgestellt zu sein, sind auch lokale Partnerschaften wichtig:

SONNTAGSANZEIGER (Bezahlinhalt)

Eine Studie des Beratungsunternehmens für Energiewirtschaft, Enervis, zeigt, dass der CO2-Ausstoß im Energiesektor seit dem deutschen Ausstieg aus der Kernkraft um 24% gesunken ist. Dies lässt nicht direkt auf den Ausstieg zurückführen – vielmehr ist der Anteil an erneuerbaren Energien gestiegen während der aus fossilen Energiequellen wie Braun- und Steinkohle gesunken ist – aber es entkräftet trotzdem die vor dem Ausstieg warnenden Stimmen, dass er auch auf die Klimaziele negative Auswirkungen haben werde. Zwei weitere von der Studie betrachtete Punkte sind, dass die Stromnachfrage innerhalb dieses Zeitraums insgesamt zurückgegangen ist und Deutschland mehr Strom aus dem Ausland bezieht. Teile dieses Stroms stammen auch nach wie vor aus der Kernenergie, auch wenn Deutschland selbst keine mehr erzeugt:

FRANKFURTER RUNDSCHAU

Während der Ausstieg aus der Kernenergie vielerorts als Schritt in eine sichere Zukunft betrachtet wurde, schafft er in einigen Gemeinden, in denen die Kernenergie lange Zeit für finanzielle Stabilität gesorgt hatte, eher Unruhe. So auch Gemmrigheim im baden-württembergischen Kreis Ludwigsburg, in dem Teile des KKW Neckarwestheim sowie das Zwischenlager angesiedelt sind. Die Gemeinde hat über lange Jahre von den überdurchschnittlich hohen Gewerbesteuereinnahmen profitiert, große Teile der Bevölkerung waren selbst im Kraftwerk tätig. Nun wird das Geld weniger, das Thema Kernenergie bleibt jedoch aktuell. Das Zwischenlager wird noch voraussichtlich bis 2050 aktiv bleiben – und gesichert ist auch das erst, wenn ein Endlager gefunden wurde:

FOCUS

Im am 15. April 2023 abgeschalteten Kernkraftwerk Isar 2 laufen die Rückbauarbeiten. Vorbei ist die Diskussion rund um das KKW und den Ausstieg jedoch noch nicht. Während die bayerischen Grünen die Entscheidung nach wie vor begrüßen, spricht sich die CSU weiterhin für ein Zurücknehmen des Ausstiegs aus. Auch Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) macht deutlich, dass er den Ausstieg aus der Kernenergie für eine falsche Entscheidung hält und die Kernkraft eine gute Brücke zu mehr erneuerbaren Energien hätte bieten können. Betreiber Preussen-Elektra sieht das Ganze pragmatischer: Ein Wiederhochfahren sei ausgeschlossen. Der Rückbau läuft, die für den Betrieb benötigten Mitarbeitenden seien nicht mehr verfügbar. Der Rückbau von Isar 2 wird voraussichtlich bis Ende der 2030er Jahre laufen:

BR

Internationale Nachrichten:

Niederlande: Mit ihrem einen Kernreaktor und einem Anteil an der Stromproduktion von 3,3% spielt die Kernenergie für die Niederlande eine bislang eher nebensächliche Rolle gespielt. Das könnte sich jetzt ändern. Bis 2030 sollen die vier noch bestehenden, hauptsächlich mit Steinkohle betriebenen Kraftwerke aus Klimaschutzgründen abgeschaltet werden. Die daraus gewonnene Energie muss ersetzt werden. Aus einer Mitteilung des Hafens Rotterdam geht nun hervor, dass eine der Optionen eine Errichtung eines Kernkraftwerks am Hafen von Rotterdam sei. Auf dem dafür vorgesehenen Areal stehen aktuell noch zwei der abzuschaltenden Steinkohlekraftwerke:

TÄGLICHER HAFENBERICHT (Bezahlinhalt)

Ukraine: Im westukrainischen Chmelnyzkyj wurde mit dem Bau zwei neuer Kernkraftreaktoren begonnen. Diese sollen dem dortigen, bereits vier Reaktorblöcke umfassenden Kernkraftwerk angeschlossen werden. Bei den beiden Blöcken handelt es sich um Druckwasserreaktoren, die in Zusammenarbeit mit dem US-amerikanischen Konzern Westinghouse errichtet werden und eine geschätzte Laufzeit von mindestens 60 Jahren haben. Mit der Fertigstellung wird 2028 gerechnet:

TAGESSCHAU

Bild-Copyright: Danny Cornelissen, Port of Rotterdam Authority

 

Herzlich willkommen zur neuesten Ausgabe der Presseschau. Medial werden diese Woche Neuigkeiten zu verschiedenen deutschen Kernkraftwerken aufgegriffen. Außerdem finden Sie Informationen zur Studie des BASE zu alternativen Reaktorkonzepten sowie internationale Nachrichten. Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre.

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In der Nähe des stillgelegten nordrhein-westfälischen Kernkraftwerks Würgassen soll einer der größten Batteriespeicher Deutschlands entstehen. Entschieden wurde sich für den Standort, da er durch das ehemalige Kernkraftwerk bereits ein Umspannwerk und entsprechende Leitungen bietet. Laut Energie-Dienstleister Westfalen Weser soll die Kapazität des Batteriespeichers bei 280 Megawatt-Stunden liegen, die Leistung wird mit 120 Megawatt angegeben. Fertiggestellt werden soll das Projekt in der zweiten Jahreshälfte 2026. Das Kernkraftwerk Würgassen wurde bereits 1994 stillgelegt, der Rückbau lief bis 2014. Aktuell befinden sich auf dem Gelände zwei Zwischenlager für radioaktive Abfälle:

NDR

Für das im April 2023 abgeschaltete Kernkraftwerk Isar 2 liegt nun die Rückbaugenehmigung vor. Der Genehmigung, die durch das Umweltministerium erteilt wurde, wird auch aus eigenen Reihen nicht nur mit Freude entgegengetreten. Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) machte deutlich, dass er den Rückbau nur genehmigt habe, da ihm gesetzlich keine andere Wahl bliebe, er die Entscheidung aber für falsch halte. Laut ihm wäre es nötig gewesen, die noch funktionstüchtigen Kernkraftwerke weiterlaufen zu lassen, bis erneuerbare Energien flächendeckender einsetzbar seien. Betreiber Preussen-Elektra hatte sich bereits im Herbst dazu geäußert, dass eine Wiederinbetriebnahme für sie wegen der vorbereitenden Rückbaumaßnahmen ausgeschlossen sei. Der Rückbau des KKW soll bis Ende der 2030er-Jahre abgeschlossen sein:

SÜDDEUTSCHE ZEITUNG

In einer Studie des Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) wurden alternative Reaktorkonzepte auf Funktionsweise, Entwicklungsstandards, Sicherheit und regulatorische Rahmen untersucht. Die Unterschiede zu herkömmlichen Reaktoren finden sich meist bei der Art des Brennstoffs oder des Kühlmittels sowie dem Moderator oder dem Neutronenspektrum, grundsätzlich bleibt das Konzept aber gleich: Durch die Kernspaltung entsteht Hitze, die genutzt wird, um Strom zu erzeugen. Besonders in den USA, Russland und China wird hier viel geforscht, doch auch andere Länder haben Interesse. Einer der Gründe dafür ist, dass viele der alternativen Technologien versprechen, eine Lösung des Problems des radioaktiven Abfalls bereitzustellen. Doch auch die Skepsis bleibt: Die meisten der Technologien gibt es schon eine ganze Weile, durchgesetzt hat sich bisher keine:

BERLINER MORGENPOST

BASE

Internationale Nachrichten:

Frankreich: Zum ersten Mal in über 20 Jahren soll diesen Sommer wieder ein neues Kernkraftwerk in Betrieb genommen werden. Die letzten vorbereitenden Schritte für die Inbetriebnahme wurden nun von der französischen Behörde für nukleare Sicherheit (ASN) genehmigt. Der Bau des am Ärmelkanal in der Normandie liegenden Kernkraftwerks Flamanville wurde bereits 2007 begonnen. Ursprünglich war eine Inbetriebnahme im Jahr 2012 geplant gewesen. Mit den zeitlichen Verzögerungen ging auch ein starker Kostenanstieg von ursprünglich kalkulierten 3,3 Milliarden auf mehr als 12 Milliarden Euro einher:

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Global: Weltweit stagniert die Stromerzeugung aus Kernenergie. Das zeigt der World Nuclear Industry Status Report 2023, der unteranderem vom BMUV, der Friedrich-Ebert-Stiftung und der Heinrich-Böll-Stiftung gefördert wurde. Demnach sei die absolute Menge in Kernkraftwerken erzeugten Stroms mehr oder weniger gleich geblieben, ihr weltweiter Anteil am Strommix sei aber auf 9,2 Prozent gesunken. Dabei handele es sich um den niedrigsten Wert seit ca. 40 Jahren. Aktuell sind weltweit 415 Kernreaktoren in 32 Staaten in Betrieb, die meisten davon in den USA, China und Frankreich. Die Zahl blieb im letzten Jahr stabil: Während fünf neue Kernkraftwerke ans Netz gingen, wurden ebenfalls fünf Kernkraftwerke stillgelegt:

TAZ

Schweiz: Das 1969 in Betrieb genommene KKW Beznau ist das älteste Kernkraftwerk der Schweiz. Ursprünglich war für das KKW eine Betriebsdauer von 60 Jahren vorgesehen, die demnach 2029 enden würden. Nun gibt es neue Pläne, den Betrieb um weitere 10 Jahre zu verlängern. Während sich die Betreiberfirma Axpo nun ein Jahr Zeit nehmen wird, um zu überprüfen, ob eine Laufzeitverlängerung möglich wäre, sprechen Befürworter des Vorhabens von einer Notwendigkeit: Alternative Energiequellen liefern gerade im Winter nicht genug Strom, um den Bedarf sicher zu decken. Es müsse daher das volle Potential der bestehenden Kernkraftwerke genutzt werden. Auch Gegner zeigen sich nicht überrascht: Zwar sei man weiterhin gegen Kernkraft, die Laufzeitverlängerung sei aber zu erwarten gewesen, da in der Schweiz aktuell ein Bauverbot für neue Kernkraftwerke herrscht:

AARGAUER ZEITUNG

Bild-Copyright: Axpo Holding AG

 

Herzlich willkommen zur neuesten Ausgabe der Presseschau. Informationen finden Sie diese Woche zum deutschen Strommarkt sowie zum abgeschalteten Kernkraftwerk Neckarwestheim. Darüber hinaus gibt es wie immer internationale Nachrichten sowie einen Kommentar zur Energiepolitik der Schweiz. Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre!

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In der Debatte rund um die Kernenergie dienen Deutschland und Frankreich jeweils als Extrembeispiel: Während Deutschland 2023 aus der Kernkraft ausgestiegen ist, bezieht Frankreich rund zwei Drittel seines Stroms aus Kernkraftwerken – so viel wie sonst kein anderes Land. Die Zeit hat sich nun immer wiederkehrende Aussagen zur Kernkraft und zu den diesbezüglichen deutsch-französischen Beziehungen genauer angeschaut. Dabei ist die Autorin zu dem Schluss gekommen, dass die französischen Energiepreise nur dank Subventionen so niedrig sein können und, wegen der schrittweisen Rücknahme staatlicher Hilfen, in den kommenden Jahren stetig ansteigen wird, bis sie das europäische Durchschnittsniveau signifikant überschritten haben. Auch die deutsche Abhängigkeit von französischem Strom wird widerlegt. Lediglich ein Promille des deutschen Stroms stammte 2023 aus Frankreich – eine Menge, die jederzeit ersetzbar sei. Frankreich könne sich durch den hohen Anteil an Kernenergie ebenfalls keine Unabhängigkeit von Importen erarbeiten: Das Uran für die Brennelemente stamme ausschließlich aus dem Ausland:

DIE ZEIT (Bezahlinhalt)

Bei einer Veranstaltung im 2021 stillgelegten Kernkraftwerk Brokdorf wurde über den früheren Kraftwerksbetrieb, den aktuellen Stand sowie die zukünftigen Pläne für Rückbau und Nachbetrieb informiert. Dem Betreiber Preußen Elektra ist es hierbei besonders wichtig, die Öffentlichkeit über die beim Rückbau anfallenden Schwierigkeiten aufzuklären. Preußen Elektra hatte 2017 die Rückbaugenehmigung für das Kraftwerk beantragt, aktuell lässt diese allerdings noch auf sich warten. Trotzdem haben die reversiblen Rückbauarbeiten bereits begonnen. Ein Großteil der Brennelemente sei bereits ins benachbarte Zwischenlager gebracht worden, mit dem Ziel, dass bis Dezember 2025 alle Brennelemente das Kraftwerk verlassen haben. Preussen Elektra hofft, das Rückbauziel bis 2039 einhalten zu können, wenn die Rückbaugenehmigung wie erwartet bis Herbst vorliege:

SHZ (Bezahlinhalt)

Laut Bundesnetzagentur hat die Bundesrepublik Deutschland 2023 für knapp 2,3 Milliarden Euro mehr Strom importiert als exportiert. Damit wurde nach dem Ausstieg aus der Kernenergie erstmals ein Milliardendefizit im Stromhandel mit den Nachbarländern verzeichnet. Begründet ist das in einem Bemühen, die Strompreise für Verbraucher möglichst gering zu halten. Zwar verfüge Deutschland über ausreichend Kapazitäten, um den eigenen Bedarf zu decken, der deutsche Strom sei jedoch teurer, weshalb sich für Importe aus dem Ausland entschieden wurde. Trotzdem werden kritische Stimmen laut, insbesondere aus Reihen der CDU. Ein Ausstieg aus der Kernkraft sei zum damaligen Zeitpunkt verfrüht gewesen:

FOCUS

Nach der Abschaltung des Kernkraftwerks Neckarwestheim ändert sich viel für die Region. Der erneut ins Amt gewählte Bürgermeister, Jochen Winkler, bemerkt vor allem ein Nachlassen des Medieninteresses, das insbesondere in der Zeit direkt vor dem 15. April 2023 sehr hoch gewesen war. Nun käme nur noch dem Thema der Entsorgung radioaktiver Abfälle viel Aufmerksamkeit zu. Vor Ort sei jedoch auch das Thema Finanzen sehr präsent: Aktuell nimmt die Gemeinde noch Gewerbesteuer ein, doch das wird sich in den nächsten Jahren ändern und genaue Pläne für die weitere Nutzung des Kernkraftwerkgeländes gibt es noch nicht – auch, weil der Rückbau zuerst eine lange Zeit in Anspruch nehmen wird:

SWR

Es wird immer mehr Energie benötigt, gleichzeitig ist Klimaschutz ein großes Thema – verständlich also, dass bei der Suche nach klimaschonenden Energiequellen auch kontroverseren Quellen wie der Kernkraft nach wie vor große Hoffnung entgegengebracht wird. Physiker Thorsten Conrad beleuchtet im Synapsen-Podcast die Befürchtungen, die es in Bezug auf Kernkraft gibt, sowie Lösungsansätze für eine der größten Hürden, die in diesem Bereich genommen werden muss: Die Entsorgung radioaktiver Abfälle. Beim MYRRHA-Pilotprojekt, an dem er mitwirkt, wird ein Teilchenbeschleuniger eingesetzt, um Bestandteile des radioaktiven Abfalls zu transmutieren und damit die radioaktive Belastung und die nötige Lagerdauer zu verringern:

NDR Info (Hörbeitrag)

Aktuelle Stimmen:

Schweiz: Eine robuste und verlässliche Stromversorgung der Schweiz könne nur mithilfe von erneuerbaren Energien und Kernkraft sichergestellt werden, so Energieexperte Martin Saxer. Zwar gebe es eine weitflächige Übereinstimmung darüber, dass erneuerbare Energien zu präferieren seien, allerdings scheitern viele Ausbauvorhaben aktuell an lokalen Widerständen gegen die Errichtung von Solar- und Windenergieparks. Auf Bundesebene gibt es auch in der Schweiz seit geraumer Zeit Initiativen gegen die Kernkraft, die 2011 in der Ankündigung des Ausstiegs aus der Kernenergie gipfelten. Nun finde hier allerdings auch ein partielles Umdenken statt:

NZZ

Internationale Stimmen:

Russland/China: Nach den USA planen nun auch China und Russland gemeinsam ein Kernkraftwerk auf dem Mond zu errichten. Die dazugehörige Absichtserklärung wurde bereits 2021 unterschriebe, der aktuelle Stand der Pläne ist nicht bekannt. Als Zielzeitraum für die Errichtung des Kraftwerks wurde das Ende der 2020er Jahre genannt. China plant zudem, bis 2028 ein kernenergiebetriebenes System zu entwickeln, das den Energiebedarf der geplanten Mondstation decken kann. Russland wiederum arbeitet an nuklearen Antriebstechniken für Raumschiffe mit dem Ziel, Reisezeiten drastisch zu verkürzen:

MDR

Ukraine: Das ukrainische Kernkraftwerk Saporischschja befindet sich seit März 2022 unter russischer Besatzung. Seitdem haben die Kämpfe rund um das KKW-Gelände sowie die immer wieder unterbrochene Stromversorgung international zu Besorgnis geführt. Nun hat das russische Außenministerium öffentlich von einer Rückkehr des Kernkraftwerks in die „russische Atomfamilie“ gesprochen. Jeder Versuch, das Kraftwerk wieder in die Kontrolle der Ukraine oder verbündeten Instanzen zurückzuführen, werde als versuchter Anschlag auf die Souveränität Russlands gewertet. Nach der Auflösung der Sowjetunion hatte sich das Kernkraftwerk seit 1992 im Besitz der Ukraine befunden:

RND

Japan: Nach einem Erbeben der Stärke 5,8, das auch die nordöstliche Region rund um Fukushima betroffen hat, hat sich der Betreiber des KKW Fukushima Daiichi, Tepco, am Freitag dazu entschieden, die Ableitung von Kühlwasser ins Meer vorerst auszusetzen. Es habe zu keinem Zeitpunkt akuten Grund zur Besorgnis gegeben, man habe aber der Sicherheit halber einige Kontrollen durchführen wollen. Bei diesen seien keine Anomalien festgestellt worden, weshalb die Verklappung noch am selben Tag wieder aufgenommen werden konnte. Die Ableitung des ehemaligen Kühlwassers des KKW wird seit August 2023 durchgeführt und soll knapp gewordene Lagerkapazitäten freimachen:

T-ONLINE

Japan: Dreizehn Jahre nach dem verheerenden Tsunami, der das japanische Kernkraftwerk Fukushima Daiichi teilweise zerstörte und zur Explosion von vier Reaktoren führte, haben die eigentlichen Aufräum- und Rückbauarbeiten noch nicht begonnen. Betreiberfirma Tepco hat die Lage nun mit einer Minidrohne, die in die Unterwasser gelegenen, beschädigten Reaktorblöcke geschickt wurde, deutlich detaillierter erfassen können, als es bislang möglich war:

T-ONLINE

Bild-Copyright: EnBW/Daniel Meier-Gerber