Presseschau vom 25.05.2022

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe unserer Presseschau. Beherrschendes Thema ist in dieser Woche erneut die Frage nach der Zukunft der Kernkraft, der sich zahlreiche Medien aus unterschiedlichen Perspektiven widmen. Prominent ist diesmal auch der „internationale Teil“ der Beiträge, der nach Finnland, Russland, England, Frankreich, Österreich und die Schweiz blickt. Wir wünschen informative Lektüre.

In Block 2 des Kernkraftwerks Philippsburg hat der Betreiber am 6. Mai 2022 im Rahmen einer wiederkehrenden Prüfung eine Rissanzeige am Halteblech des Halters des Ladeluftkühlers eines Notstromdiesels festgestellt. Bei einer anschließenden Überprüfung wurden bei zwei weiteren Notstromdieseln ähnliche Befunde festgestellt. Bereits 2018 waren vergleichbare Befunde an den Halterungen mehrerer Notstromdiesel festgestellt worden. Die vier redundanten Notstromdiesel im Kernkraftwerk Philippsburg 2 versorgen im Anforderungsfall die Beckenkühlung des Brennelementlagerbeckens mit Notstrom. Im aktuellem Anlagenzustand wird nur noch ein Diesel für die Störfallbeherrschung benötigt. Es ergaben sich keine Auswirkungen auf Personen und die Umwelt, so das Umweltministerium Baden-Württemberg in seiner Pressemeldung:

UM-BADEN-WUERTTEMBERG

Drei Kernkraftwerke in Deutschland laufen noch. Zum Jahresende sollen auch sie vom Netz gehen, so ist es im Atomgesetz festgeschrieben. Doch in der aktuellen Krise und der damit in Frage stehenden Versorgungssicherheit werden Rufe laut, die Laufzeiten der KKWs zu verlängern. Das ZDF widmet sich in einem umfangreichen Feature, zudem auch Videoinhalte gehören, dem Stand der Diskussion:

ZDF

Ein Kamerateam der WELT hat eine „Anti-Putin-Pro-Atomkraft-Aktion“ am früheren KKW Grohnde begleitet. Die Aktivisten fordern eine Rückkehr zur Kernkraft. Die WELT berichtet von der Protestaktion in einem Videobeitrag:

WELT

Die Wirtschaftswoche beschäftigt sich mit Szenarien, die das Ausbleiben russischer Gaslieferungen in Deutschland schaffen könnten, und lässt Energieexperten zu Wort kommen. Privatleute könnten das Stromnetz überfordern und die Industrie Produktion ins Ausland verlagern. Deshalb rieten die Fachleute vorzubeugen, auch auf Kosten des Klimaschutzes und ggf. unter Einbeziehung von Kernkraft:

WIWO

Während die Kernkraft in Deutschland Geschichte zu sein scheint, stellt sich die Lage in Großbritannien anders dar: Mit großen Plänen kündigt Premier Johnson laut n-tv die Rückkehr zur Kernenergie an. Experten sehen das allerdings skeptisch und erinnern an das „teuerste Objekt der Erde“, so der Sender:

N-TV

Das neue finnische Kernkraftwerk Olkiluoto 3 hilft laut eines Berichts des Portals Ingenieur.de, die Lücke in der Energieversorgung zu schließen, die durch den Ausfall russischer Energielieferungen an das Land entstanden sei. Finnland mit einer mehr als 1.000 km langen gemeinsamen Grenze mit Russland bezog bisher gut 10 % seines Strombedarfs von seinem östlichen Nachbarn. Die beiden Netze seien allerdings nicht miteinander verknüpft, so dass eine direkte Lieferung nicht möglich war. Das hätte, da das russische Netz keineswegs so stabil ist wie das westeuropäische, die Versorgungssicherheit nicht nur Finnlands gefährdet, sondern weiter Teile Europas:

INGENIEUR

Der französische Stromkonzern EDF muss nach einem Beitrag des Portals finanzen.net für den Bau des Kernkraftwerks Hinkley Point C in England mit deutlichen Mehrausgaben rechnen. Die Gesamtkosten dürften 25 bis 26 Milliarden britische Pfund (29,5 bis 30,7 Mrd Euro) erreichen, teilte das Unternehmen demnach in Paris mit. Anfang vergangenen Jahres hatte EDF die Kosten noch auf 22 bis 23 Milliarden Pfund geschätzt. Bei der Genehmigung im Jahr 2016 war nur von 18 Milliarden die Rede gewesen. Die Stromproduktion des ersten Blocks soll nun im Juni 2027 beginnen und damit ein Jahr später als zuletzt geplant. Dabei warnte EDF vor einer möglichen weiteren Verzögerung von 15 Monaten für die beiden Blöcke. Der Zeitplan hänge zudem davon ab, dass es keine neue Pandemie-Welle und keine zusätzlichen Belastungen durch den Krieg in der Ukraine gebe:

FINANZEN

Frankreich verfügt über den zweitgrößten KKW-Bestand nach den USA. 29 von 56 Reaktoren stehen laut des österreichischen Standard derzeit allerdings still, wie der Stromkonzern Electricité de France (EDF) auf Anfrage der Zeitung bestätigte. Der Ausfall von KKWs und die Mitteilung von EDF, dass im Winter ebenfalls weniger KKWs als üblich am Netz sein werden, haben zu einem zusätzlichen Preisauftrieb geführt. Die Notierungen für die 2023 gehandelten Strommengen (Forward) seien in Richtung 500 Euro je Megawattstunde (MWh) auf ein Allzeithoch gestiegen, so das Blatt:

DER STANDARD

Der Rückbau des schweizerischen KKW Mühleberg gehe in die entscheidende Phase, so der SRF in einem Beitrag. Seit zwei Jahren demontierten Experten bereits das KKW Mühleberg. Nun seien auch die ersten Brennelemente entfernt. Der Rückbau bringe für die BKW Energie AG aber auch Überraschungen und Hürden, wie ein Augenschein des Senders vor Ort zeige:

SRF

Das Kernkraftwerk Gösgen, ebenfalls in der Schweiz in Däniken SO wird für die Jahresrevision abgeschaltet. Die Unterbrechung der Stromproduktion werde rund fünf Wochen dauern, so Nau.ch. Der vergangene 43. Betriebszyklus habe 330 Tage gedauert, teilte das Betreiberunternehmen demnach mit. In dieser Zeit produzierte das AKW 7930 Millionen Kilowattstunden Strom und habe damit gut 13 Prozent des schweizerischen Strombedarfs gedeckt:

NAU