Herzlich Willkommen zu einer neuen Ausgabe der Presseschau. Den Auftakt machen diesmal zwei Meldungen aus Brunsbüttel, dazu eine Diskussion über den Transfer von Reststrommengen und Neuigkeiten von den Kraftwerksstandorten Emsland, Oberweser und Mülheim-Kärlich. Abschließend wird die Auswahl ergänzt durch einen Beitrag über die polnische Sicht auf den deutschen Ausstieg aus der Kernkraft.
Am 18. Mai stand das Elbeforum Brunsbüttel ganz im Zeichen des Kampfs gegen die tückische Krankheit Blutkrebs, unterstützt von zahlreichen Organisatoren, mit breitem Informationsangebot und einem bunten musikalischen Programm, das durch Unterstützung der W:O:A-Organisatoren und die Band Fury in the Slaughterhouse möglich gemacht wurde. Am Ende wurden 468 Neuregistrierungen von Spendern gezählt, womit die Marke von 2012 sogar überboten werden konnte. Allein 84 Registrierungen steuerten Mitarbeiter und Angehörige des Kernkraftwerks Brunsbüttel bei, das zu einer konzertierten Aktion aufgerufen hatte. Boyens Medien hat die Geschichte:
Auch die SHZ betonte die besonders starke Resonanz auf die Veranstaltung und den wertvollen Beitrag, den Partner und Sponsoren beigetragen hätten (Bezahlinhalt):
• SHZ
Bei der Stilllegung und dem abbaue des KKW Brunsbüttel soll deutlich weniger Radioaktivität in die Elbe gelangen als zunächst genehmigt worden und zulässig ist. Darauf haben sich das Kernkraftwerk Brunsbüttel (KKB) und mehrere Umweltverbände und Bürgerinitiativen geeinigt, teilte das Umweltministerium Schleswig-Holstein mit, das die Gespräche nach eigenen Angaben moderiert hat. Der Wert wurde von derzeit 1,85 x 10¹¹ Becquerel (Bq) auf 5 x 10⁹ Bq im Kalenderjahr abgesenkt, was einer Reduktion auf 2,7 Prozent entspreche. Der Branchendienst EUWID berichtet:
• EUWID
Sieben Kernkraftwerke sind in Deutschland noch in Betrieb. Mit Isar II, Emsland und Neckarwestheim II sollen die letzten von ihnen Ende 2020 vom Netz gehen. Doch könnten einige der sieben Kraftwerke schon vor der im Atomausstieg geregelten Frist abgeschaltet werden, laut eines Berichts des Tagesspiegels nicht zur Zufriedenheit der Betreiber, für die die Erzeugung der Kernenergie weiterhin lukrativ ist. Die schleswig-holsteinische Jamaika-Koalition brachte sich schon im vergangenen Jahr in Stellung, um einen Transfer von Reststrommengen der Meiler Brunsbüttel und Krümmel auf Brokdorf zu verhindern. „Eine Übertragung von Reststrommengen auf Brokdorf würde dazu führen, dass erneuerbarer Strom noch länger abgeregelt werden müsste“, sagte Robert Habeck 2018, damals noch Umweltminister in Schleswig-Holstein. Doch über den Transfer bestehe auch zwischen den Energieunternehmen Streit. Preussen Elekra habe Vattenfall erst im Januar auf Übertragung der Resstrommengen aus dem gemeinsam betriebenen KKW Krümmel verklagt:
Bei der aktuell laufenden Revision im Kernkraftwerk Emsland, die am 17. Mai begonnen hat, ist bei der turnusmäßigen Überprüfung des Generators ein Schaden festgestellt worden. Dies habe, so die NOZ, Auswirkungen auf die zeitliche Dauer der Revision. Der Generator befände sich im nicht-nuklearen Teil der Anlage. Als neues Datum für das Wiederanfahren des Kernkraftwerks nannte der Betreiber den 28. Juni, 20 Tage später als ursprünglich geplant:
• NOZ
Fertiggestellt wurde der Rohbau des neuen Zwischenlagers am KKW Oberweser. Im Oktober soll das Lager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle betriebsbereit sein. Bis jetzt sei der Zeitplan für das 18-Millionen-Projekt eingehalten worden. Ende September/Anfang Oktober solle es einen weiteren Infotag für Bürger geben, bei denen sie auch das Luna – so der Kurzname – besichtigen können. Am 1. Januar 2020 gehe das Luna zusammen mit dem Lager Unterweser (Luw) von Preussen-Elektra an die bundeseigene Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) über. NWZ Online berichtet:
Auch der Weser Kurier berichtet ausführlich und beleuchtet die Historie des KKW Unterweser:
Ein großer mobiler Kran hat am Kernkraftwerk Mülheim-Kärlich bei Koblenz den Abrissroboter hoch oben von der kreisrunden Mauerkrone des Kühlturms gehoben. Nun geht dessen Rückbau konventionell weiter, wie der Energiekonzern RWE laut WELT mitteilte. Der gewaltige Kühlturm war bereits auf etwa die Hälfte seiner ursprünglichen Höhe von 162 Metern geschrumpft. Der Abrissroboter, ein umgebauter ferngesteuerter Bagger mit Seitenstreben, habe sich seit 2018 in einem weltweit wohl einmaligen Verfahren oben immer im Kreis auf der dünnen Betonwand des Kühlturms bewegt und diese mit einer zackenbewehrten Zange abgetragen:
• WELT
Von einem „Comeback“ der Kernkraft spricht ebenfalls WELT. Am 12. Mai habe die polnische Nachrichtenredaktion Oko.press einen Appell von Wissenschaftlern und Umweltaktivisten veröffentlicht. Darin hieße es: „Diese Entscheidung ist für uns alle von Nachteil, für die gesamte Menschheit“. Die Rede sei vom deutschen Ausstieg aus der Kernenergie. Im Nachbarland Polen sei die Sorge groß, dass Deutschland sich übernommen habe. Während Deutschland bis 2022 seine verbliebenen Reaktoren abschalten möchte, setze Osteuropa voll auf Kernkraft. Dort mache sie in vielen Ländern bereits heute fast die Hälfte des Strommixes aus und solle trotz hoher Kosten noch ausgebaut werden. Die Regierungen begründen dies primär mit Umwelt- und Klimaschutz (Bezahlinhalt):