Presseschau vom 08.12.2021

Im Angebot unserer Presseschau haben wir in dieser Woche eine vielfältige Auswahl an Themen: Zuvorderst natürlich der Rückbau von KKW im In- und Ausland, ein Beitrag zum Stand der Rückstellungen der KKW-Betreiber zur Finanzierung des Rückbaus, einige Meldungen aus KKW an internationalen Standorten, ein Beitrag zum Energiebedarf von Kryptowährungen und zum Abschluss ein historischer Beitrag zu den Protesten gegen das KKW Brokdorf am Beispiel eines „Protestveteranen“.

In der Presseschau vom vom 24.11.2021 wurde im dort enthaltenen Bericht der Norddeutschen Rundschau von der bevorstehenden Abschaltung des KKW Brokdorf am 31.12.2021 berichtet. Nach rund 36 Jahren geht zeitgleich auch das Kernkraftwerk Grohnde im Weserbergland bei Hameln endgültig vom Netz. Das teilte der Betreiber Preussenelektra laut eines Berichts der ZEIT mit. Damit gehe in der Region eine Ära zu Ende, sagte dazu der niedersächsische Umweltminister Olaf Lies (SPD) dem Blatt zufolge bei einem Besuch des Kraftwerks. «Ich habe größten Respekt vor den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Anlage, die teilweise bereits viele Jahrzehnte hier Dienst tun, täglich für den sicheren Betrieb der Anlage sorgen und größte Identifikation mit dem Standort haben», wird Lies zitiert. Rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Preussenelektra sind in dem Kraftwerk beschäftigt:

ZEIT ONLINE

Die Rückstellungen der Betreiber von Kernkraftwerken für Rückbauverpflichtungen seien im letzten Jahr um rund 400 Millionen Euro gesunken, so BS Aktuell. Laut Angaben der Bundesregierung ständen in den Bilanzen der Betreiber Stand 31. Dezember 2020 noch 21,6 Milliarden Euro für den Rückbau, im Vorjahr waren es 22,0 Milliarden Euro. Nach- und Restbetrieb (8,5 Milliarden Euro) stellten dabei die größte Kostenkategorie noch vor der Reststoffbearbeitung und Verpackung (7,6 Milliarden Euro) im Rahmen des Rückbauverfahrens dar. Die eigentlichen Abbauarbeiten werden mit dem geringsten Kostenanteil veranschlagt (5,5 Milliarden Euro). Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) teilte dem Bericht zufolge mit, es gebe keine Hinweise, dass sich aufgrund der Corona-Pandemie Beeinträchtigungen ergeben hätten. Auch die Prüfung hinsichtlich der Ermittlung der Rückstellungsbeträge habe zu keinen Beanstandungen geführt:

BSAKTUELL

Etwa 50 Arbeiter haben laut eines Berichts des Grenzecho den Eingang zum Kernkraftwerk Tihange in der Provinz Lüttich blockiert. Sie protestierten damit gegen den Atomausstieg. „Die Arbeiter fürchten, ihre Arbeitsplätze zu verlieren“, sagte dem Blatt zufolge Julien Leruth von der sozialistischen Gewerkschaft Gazelco. Die Protestaktion wurde von der gemeinsamen Front von Gazelco und der christlichen Bedienstetengewerkschaft CNE getragen:

GRENZECHO (Bezahlinhalt)

Vor knapp zwei Jahren hat der Berner Energieversorger BKW das Schweizer Kernkraftwerk Mühleberg abgeschaltet. Für den Rückbau des KKW müsse nun viel radioaktives Material entfernt werden, so die dortige Berner Zeitung. Doch nicht nur strahlendes Material bedürfe besonders sorgfältiger Behandlung: Das in den 1960er-Jahren gebaute Werk enthielte auch konventionelle Schadstoffe wie das krebserregende Asbest oder polychlorierte Biphenyle (PCB). Wegen überraschender Asbestfunde müsse der Fahrplan zum Rückbau nun umgestellt werden, so das Blatt:

BERNER ZEITUNG (Bezahlinhalt)

Mit Hilfe eines Whistleblowers rekonstruierten französische Forscher einen Störfall an einem südchinesischen Kernkraftwerk. In dem KKW sind zwei Druckwasserreaktoren neuen Typs (European Pressurized Water Reactor, EPR) im Dienst. Laut eines Berichts des Sender n-tv habe offenbar ein dort verbauter Reaktor einen Konstruktionsfehler. In China hieß es demnach lediglich, das KKW sei für Wartungsarbeiten abgeschaltet worden. Die beiden EPR-Reaktoren in Taishan sind bisher die einzigen weltweit, die bereits Strom liefern. Die beiden Blöcke westlich der chinesischen Sonderverwaltungszonen Hongkong und Macau waren 2018 und 2019 ans Netz gegangen. Insgesamt sind China rund 50 Atomreaktoren in Betrieb, womit das Land hinter den USA und Frankreich weltweit an dritter Stelle stehe:

N-TV

Im KKW Ascó in Katalonien hat sich laut eines Berichts des Magazins SPIEGEL ein Unglück ereignet: Ein Mensch starb, drei weitere kamen ins Krankenhaus. Das Unglück hänge laut Feuerwehr nicht mit radioaktivem Material zusammen. Der Vorfall habe mit dem Brandschutzsystem des Kraftwerks zu tun, teilte demnach die regionale Feuerwehr auf Twitter mit. Das Leck sei während Routinearbeiten entstanden, berichtete vorab unter anderem die »Deutsche Welle«:

SPIEGEL

In China ist das Schürfen und der Handel mit Bitcoin, Ethereum und weiteren Kryptowährungen untersagt. Weil das den Kursen aber nur kurzfristig geschadet habe und das Kryptomining sowie der Handel nach wie vor höchst ertragreich seien, wichen die Miner auf andere Länder aus. Eine zentrale Anlaufstelle sei laut eines Berichts des Portals Golem unter anderem Kasachstan. Wie Nikkei Asia demnach berichtet, liegt der kasachische Anteil der gesamten weltweiten Hashrate bei 18 Prozent. Aus finanziellem Interesse schuf die dortige Regierung gute Bedingungen für den Betrieb von Mining-Hardware und der Strom sei zehnmal günstiger als in Deutschland. Für das Stromnetz des Landes stelle das Bitcoin-Eldorado inzwischen allerdings eine große Herausforderung dar. Der kasachische Präsident Qassym-Schomart Toqajew erklärte nun, man müsse die unpopuläre Entscheidung treffen, der Last mit dem Bau eines Kernkraftwerks zu begegnen. Aufgrund zahlreicher atomarer Waffentests zu Kriegszeiten ist die Bevölkerung von Kasachstan der Kernkraft gegenüber ausgesprochen negativ eingestellt. Das einzige KKW des Landes schloss 1999. Der Präsident bezeichnete die Sorgen als „unangemessene Phobien“:

GOLEM

Wenn der Wedeler Pastor Hans-Günter Werner am 6. Dezember zur Mahnwache ans Kernkraftwerk Brokdorf komme, werde es seine 425. Aktion gegen Kernkraft in der Elbgemeinde sein. Der erklärte Atomkraftgegner gehört zu den Initiatoren der Mahnwachen, die seit 1986 an jedem 6. des Monats vor dem Haupttor des Kernkraftwerks stattfinden. Er selber habe nur eine ausgelassen, dies sei der Corona-Pandemie geschuldet gewesen. Die shz portraitiert den Protest-Veteranen und die schildert die Geschichte des Widerstands gegen das KKW Brokdorf:

NORDDEUTSCHE RUNDSCHAU (Bezahlinhalt)