Herzlich Willkommen zu einer neuen Ausgabe der Presseschau. Inhaltlich haben wir dieses mal eine bunte Mischung an Energiethemen, zumeist mit Bezug zur Kernkraft, dazu Neuigkeiten vom Energiestandort Brunsbüttel und Norddeutschland sowie Beiträge zur neu entflammten Debatte über zukünftige Nutzung von Kernenergie und zum Status der Energiewende.
Eon-Tochter Preussen Elektra will als Betreiber des Kernkraftwerks Grohnde kein Risiko eingehen, damit der Reaktor nicht vorzeitig vom Netz muss. Im juristischen Streit mit dem Energiekonzern Vattenfall will der Betreiber zusätzlich per einstweiliger Verfügung erreichen, den „ununterbrochenen Betrieb unserer Anlage Grohnde“ sicherzustellen, wie Preussen-Elektra-Sprecherin Almut Zweyck laut eines Berichts der DeWeZet mitteilt. Preussen Elektra habe sich bezüglich der anteiligen Strommengen zwischenzeitlich entschieden, zusätzlich zu einer Klärung in der Hauptsache einen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung gegen die Kernkraftwerk Krümmel GmbH & Co. oHG als Betreiberin des Kernkraftwerks Krümmel und die Vattenfall Europe Nuclear Energy GmbH beim Landgericht Hamburg einzureichen. Im Atomgesetz sind den Kraftwerken nicht nur Laufzeiten mit einem Abschaltdatum zugewiesen, sondern auch exakt zugewiesene Strommengen, die sie produzieren dürfen. Je nachdem, welches Kriterium zuerst eintritt, erlischt die Betriebserlaubnis. Allerdings können die Betreiber Reststrommengen von einem AKW auf eine andere jüngere Anlage übertragen. Laut Zweyck wird Grohnde nach derzeitigem Stand seine Strommenge im Oktober diesen Jahres aufgebraucht haben (Bezahlinhalt):
• DEWEZET
Das Kernkraftwerk Grohnde an der Weser ist nach durchgeführter Revision wieder ans Netz gegangen. 52 der insgesamt 193 Brennelemente im Reaktorkern wurden gegen neue ausgetauscht. Das 1985 in Betrieb genommene und vom Energiekonzern Preussen Elektra betriebene Kraftwerk war am 20. April abgeschaltet worden:
• RTL.DE
Fortschritt beim Rückbau des KKW Biblis: Die letzten Brennelemente wurden nun aus dem abgeschalteten Werk entfernt. Wie das hessische Umweltministerium nach einem Bericht der Hessenschau mitteilte, seien somit 99,7 Prozent der Radioaktivität aus der Betriebszeit des Kraftwerks entfernt worden:
Am Kernkraftwerk Gundremmingen läuft der Rückbau von Block B, dabei fällt Abfall anan. Ein Teil wird entsorgt oder wiederverwertet. Radioaktiver Müll dagegen wird in Mitterteich und bis 2046 in Gundremmingen selbst zwischengelagert. Der Bayrische Rundfunk berichtet, was mit dem beim Rückbau des KKW Gundremmingen anfallenden Abfällen passiert:
• BR
Volkswagen-Chef Herbert Diess übt in einem Beitrag der FAZ harte Kritik an der Energiepolitik der Bundesregierung. Die Prioritäten seien seiner Meinung nach falsch gesetzt worden. So komme der Kohleausstieg bis 2038 viel zu spät, den Ausstieg aus der Kernkraft würde er dagegen lieber verschieben: „Wenn uns der Klimaschutz wichtig ist, sollten die Kernkraftwerke länger laufen.“ Die FAZ berichtet:
• FAZ
Auch die Frankfurter Rundschau zitiert VW-Chef Diess. Die Internationalen Energieagentur (IEA) vertete eine ähnliche Ansicht und warne in einem aktuellen Report davor, dass das sich in den westlichen Industrieländern abzeichnende Auslaufen der Atomstrom-Produktion die Versorgungssicherheit und die globalen Klimaziele gefährde und möchte das „wichtige Thema“ Kernenergie mithilfe des Reports wieder „zurück in die globale Energiedebatte“ bringen. Während die internationale Lobby der Nuklearbranche sofort auf die Steilvorlage einstieg und einen unvoreingenommenen Blick darauf fordere, wie das Energiesystem aussehen müsse, gibt es auch Kritik an der Analyse des IEA. Die deutsche Energieprofessorin Claudia Kemfert beklage, dass die IEA seit Jahrzehnten die Potenziale erneuerbarer Energien unterschätze, da sie die Kostendegressionen nicht ausreichend berücksichtige:
Acht Jahre nach Deutschlands eiligem Ausstieg aus der Kernkraft denken laut BILD zurzeit immer mehr Entscheider aus Politik und Wirtschaft über eine Verlängerung der Laufzeiten der noch in Betrieb verbliebenen Kernkraftwerke in Deutschland nach. Gründe dafür seien insbesondere der Klimaschutz, jedoch werden auch Sicherheitsbedenken gegenüber ausländischen KKW in unmittelbarer Grenznähe geäußert:
• BILD
Das Institut der deutschen Wirtschaft befasst sich mit dem Fortschritt der Energiewende in der EU. Obwohl Deutschland die Energiewende quasi in den 1990er Jahren erfunden hat, seien viele andere Mitgliedsstaaten schon viel weiter auf dem Weg zu grünen Energien. Reiche EU-Länder seien indes nicht automatisch ökologische Vorreiter – viele osteuropäische Staaten erzielten bessere Werte als die Bundesrepublik:
• IWD.DE
Martin Neumann, energiepolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, äußert sich in einem Gastbeitrag bei energate messenger zum Thema Energiewende. Er warnt vor einer Hysterie und pocht darauf, dass Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit nicht durch einseitige Debatten gefährdet werden dürfen:
Konservative CDU-Abgeordnete würden Kernkraftwerke länger laufen lassen wollen, berichtet der Tagesspiegel. Kritik an diesem Vorhaben kommt nicht nur von außerhalb sondern auch aus den eigenen Reihen: Günter Krings, Chef der nordrhein-westfälischen CDU-Abgeordneten im Bundestag, warnt davor, sich zu sehr auf Klimapolitik zu fokussieren. Besonders in Hinblick auf die anstehenden Wahlen in Ostdeutschland seien andere Themen entscheidend:
Das geplante LNG-Terminal in Brunsbüttel steht auch wegen seiner Nähe zum dortigen KKW in der Kritik. Die deutsche Umwelthilfe kritisiert den geplanten Bau von LNG-Terminals entlang der Nordseeküste. Vor allem die Tatsache, dass das LNG vorrangig aus den USA importiert werden soll, stoße Experten übel auf, denn dort werde das LNG aus besonders klima- und umweltschädlichem Fracking-Gas gewonnen. Auch die Lage in unmittelbarer Nähe schützenswerter Wohngebiete, chemischer Industriebetriebe sowie des Kernkraftwerks Brunsbüttel und dessen Zwischenlager stelle für die Rechtsanwältin Cornelia Ziehm eine Missachtung bauplanungsrechtlicher Vorgaben dar. Als letztes Mittel sähe die Deutsche Umwelthilfe daher auch eine mögliche Klage gegen die Genehmigung des Terminals, weiß das Portal energiezukunft.eu:
Die deutschen Küstenländer wollen gemeinsam eine Wasserstoffwirtschaft aufbauen. Mit mehreren Projekten treibt der Norden die Entwicklung voran, etwa für die Herstellung von synthetischem Kerosin. „Die norddeutschen Länder betrachten grünen Wasserstoff als unverzichtbares Element einer umfassenden Energiewende“, heißt es laut eines Berichts der WELT in einer gemeinsamen Erklärung der fünf Ministerpräsidenten von Ende April: „Norddeutschland soll als die in Deutschland führende Region mit vollständiger Wertschöpfungskette einer grünen Wasserstoffwirtschaft etabliert und gefestigt werden.“ Wasserstoff sei ein wichtiger Speicher für die neue Energiewelt. Aus der Kombination von Wasserstoff mit Kohlendioxid kann man flüssige Kraftstoffe oder Erdgas herstellen oder den Wasserstoff separat einlagern:
• WELT