Kernkraftwerk Krümmel im Nachbetrieb wieder „unter Dampf“

oder: wie aus einer Bachelor-Arbeit ein erfolgreiches Projekt wird

Eine praktische Ausbildung in einem Kernkraftwerk aufnehmen, das in einigen Jahren abgebaut ist? Wie sieht dann die berufliche Zukunft aus? Markus Merten sieht eine Perspektive und hat sich daher zu einem dualen Studium bei Vattenfall entschieden.


Das Team MH (Hilfs- und Nebenanlagen) v.l.: Markus Merten, Stefan Cramer und Peter-Michael Müller (nicht im Bild Christian Giese und Andre Blum

„Als Vattenfall mir ein duales Studium im Maschinenbau und der Energie- und Anlagensysteme angeboten hat, habe ich zugegriffen. Für die Theorie war ich an der HAW Hamburg, der Hochschule für Angewandte Wissenschaften, die praktischen Kenntnisse habe ich in den verschiedenen technischen Werkstätten des Kernkraftwerks Krümmel erlangt. In den drei Jahren meiner Ausbildung lernte ich, wie man Pumpen, Armaturen und Dieselmotoren in den verschiedensten Ausführungen montiert und wartet.“ 

Wenn ein Kernkraftwerk stillgelegt und abgebaut wird, ist das ein umfangreiches und technisch sehr anspruchsvolles Vorhaben. In der Nachbetriebsphase ändern sich die Anforderungen an die technischen Einrichtungen. Systeme, die für den Leistungsbetrieb notwendig waren, werden jetzt nicht mehr benötigt oder sind für die noch zu erfüllenden Aufgaben überdimensioniert. Das gilt auch für das Hilfsdampfsystem, bestehend aus zwei ölbefeuerten Hilfskesseln. Im Leistungsbetrieb war das Hilfsdampfsystem für die Erzeugung von Dampf zum Anfahren des Kernkraftwerks erforderlich.

Daneben wurde der erzeugte Dampf für die Aufbereitung kontaminierter Abwässer (Verdampfer) und für die Konditionierung/Reststoffseparierung betrieblicher Abfälle (Walzentrockner, Rückstandsfilter) genutzt. Auch die Heizung der Gebäude und deren Warmwasserversorgung erfolgte über den Dampf der Hilfskessel. Im Nachbetrieb des Kernkraftwerks wird der Hilfsdampf nicht mehr zum Anfahren des nuklearen Systems benötigt. Damit war das System als Dampferzeuger alleinig für die Aufbereitung von Abfällen und für die Heizung und Warmwasserversorgung überdimensioniert. Eine energieeffizientere und rentablere Lösung war das Ziel.

Mobiler Dampferzeuger

Im Kernkraftwerk Krümmel betreut der Teilbereich MH (Hilfs- und Nebenanlagen) die Hilfsdampf- und Wärmeversorgung. Markus Merten, der während seiner praktischen Ausbildung im Team des Teilbereichs MH (Hilfs- und Nebenanlagen) engagiert mitarbeitete, nutzte die Gelegenheit und schrieb seine Bachelorarbeit über eine Alternative zum bestehenden Hilfsdampfsystem. „Ich bin großartig von den Kolleginnen und Kollegen unterstützt worden und konnte meine Ideen voll einbringen. Für das Projekt war das eine besondere Teamleistung. Die positiven Erfahrungen in Krümmel haben mich veranlasst, nach meinem Bachelorabschluss im dualen Studium auch den Masterstudiengang Energiesysteme im Maschinenbau zu absolvieren“, erklärt Merten.
Dank der Möglichkeit, im Unternehmen Studsvik, das im Kernkraftwerk Krümmel Projekte betreut, als Werkstudent zu arbeiten, konnte Markus Merten parallel zu seinem Masterstudium weiter an dem Projekt des alternativen Hilfsdampfsystems arbeiten.

Markus Merten ist rundum zufrieden mit dem dualen Studium an der HAW in Hamburg und der Ausbildung im Kernkraftwerk Krümmel. „Das war Teamsport. Am Ende die installierte Anlage in Betrieb nehmen zu können, in einem Projekt, in dem ich eng eingebunden war, das ist schon etwas ganz Besonderes. Diese Erfahrungen haben mich auch für meinen weiteren Berufsweg positiv geprägt“, so Markus Merten.