Presseschau vom 30.08.2019

Herzlich Willkommen zu einer neuen Ausgabe der Presseschau. Diesmal u.a. mit einer Pflichtmeldung aus Brunsbüttel, einem Beitrag über den Streit um Reststrommengen, Neues zum Rückbau deutscher KKW sowie eine Veröffentlichung über verblüffende Personalprobleme in der Schweiz.

 

Unzulänglichkeiten bei der Instandhaltung von Branschutzklappen im Kernkraftwerk Brunsbüttel vermutet die zuständige Aufsichtsbehörde. Demnach sei vermutlich mehrfach neuartiges Dichtungsmaterial eingesetzt worden, ohne vorher zu prüfen, ob das Material den Vorgaben des Herstellers der Brandschutzklappen entspräche. Betreiber Vattenfall erklärte, nach derzeitigem Stand liege eine formale Abweichung vor, die Brandschutzfunktion sei jedoch erfüllt. Der Hersteller des Dichtungsmaterials weise eine hohe Qualität aus. Da der Hersteller der Brandschutzklappen aber nicht eingebunden gewesen sei, stehe eine Bestätigung der Einsatzfähigkeit des Materials noch aus, so die SHZ (Bezahlinhalt):

SHZ

In dieser Woche befasste sich das Hamburger Landgericht mit Folgen aus dem deutschen Ausstieg aus der Kernenergie und den Konsequenzen für den Betreiber Vattenfall, der die stillgelegten KKW Brunsbüttel und Krümmel betreibt. In einen Streit zwischen den Konzernen Vattenfall und Eon, die Krümmel gemeinsam betrieben haben, geht es um Reststrommengen: Eon möchte seine Hälfte der Stromproduktionsrechte von Krümmel auf seine Meiler in Brokdorf und Grohnde an der Weser übertragen, damit die bis Ende 2021 am Netz bleiben können. Vattenfall müsste zustimmen, will diese Rechte aber nur zum Marktpreis (rund 415 Millionen Euro) aufgeben. Am 29. August wollten die Hamburger Richter ihre Entscheidung verkünden, ob Eon die Rechte kaufen muss oder auch ohne Geld Anspruch darauf hat, so die Hamburger Morgenpost:

HAMBURGER MORGENPOST

Statt einer Entscheidung verkündete der Vorsitzende Richter der Zivilkammer, Claus-Hinrich Hartmann im Reststrommengenverfahren die Wiedereröffnung der mündlichen Verhandlung. Der Beschluss sei vor dem Hintergrund eines zwischenzeitlich in einem Eilverfahren von den Konzernen erzielten Vergleichs gefallen, hieß es vonseiten des Gerichts. Bei einem Vergleich im Juni hätten sich laut NDR beide Seiten darauf verständigt, dass die von beiden Konzernen getragene Krümmel-Betreibergesellschaft zunächst 10.000 Gigawattstunden Reststrom für 278 Millionen Euro an Grohnde überträgt, damit der Weiterbetrieb des Kraftwerks gewährleistet bleibt. Laut dem Vorsitzenden Richter änderte sich dadurch die Grundlage der ursprünglichen Forderung. Zum anderen habe PreussenElektra zusätzlich kartellrechtliche Fragen aufgeworfen, die in dem Verfahren bislang nicht behandelt worden seien. Die Parteien sollten nach Vorschlag des Gerichts auch im Hauptsacheverfahren Vergleichsverhandlungen aufnehmen, dazu wurde eine Frist von zwei Wochen gesetzt:

NDR

Im Rahmen einer wiederkehrenden Prüfung im Kernkraftwerk Grohnde (KWG) wurde festgestellt, dass eine Zusatzborierpumpe eine geringfüge Leckage aufwies. Der Befund wurde fristgerecht von der Betreiberin PreussenElektra als Ereignis der Kategorie N (normal) 2.1.1 (INES 0) nach Atomrechtlicher Sicherheitsbeauftragten- und Meldeverordnung (AtSMV) der Aufsichtsbehörde gemeldet. Die betroffene Pumpen-Dichtung wurde erneuert und die Prüfung konnte erfolgreich abgeschlossen werden. Das Ereignis hatte keine Auswirkungen auf den bestimmungsgemäßen Betrieb der Anlage:

MEINE-ONLINEZEITUNG.DE

Nach einer letzten planmäßigen Revision ist Block 2 des Kernkraftwerks Philippsburg wieder ans Netz gegangen. Ende des Jahres wird der Reaktor endgültig abgeschaltet. Der Betreiber EnBW führte in der Anlage in den vergangenen Wochen noch einmal Prüf- und Instandhaltungstätigkeiten durch. Da die Anlagen 2019 planmäßig vom Netz gehen soll, wurden bei der letzten Revision keine neuen Brennelemente eingesetzt. Der Branchendienst energate messenger berichtet (Bezahlinhalt):

ENERGATE MESSENGER

Der Einsturz des verbliebenen Kühlturms beim Kernkraftwerk Mülheim-Kärlich vor wenigen Tagen war eine minutiös geplante, spektakuläre Angelegenheit. Doppelt spektakulär könnte es laut Bruchsaler Rundschau im kommenden Jahr beim Kernkraftwerk Philippsburg zugehen: Möglicherweise sollen 2020 die beiden dort stehenden jeweils gut 150 Meter hohen Kühltürme gesprengt werden:

BADISCHE NEUESTE NACHRICHTEN

Die Demontage des Kernkraftwerks GKN I in Neckarwestheim liegt laut eines Berichts der Heilbronner Stimme im Zeitplan. Aktuell liefen im Maschinenhaus der Anlage die Arbeiten auf Hochtouren. Voraussichtlich 2032 wird das Kernkraftwerk vollständig zurückgebaut sein. Der Beitrag schildert ausführlich die Situation vor Ort:

STIMME.DE

Personalprobleme in der Schweiz: Der Personalabbau im Aargauer Kernkraftwerk Leibstadt sei einer der wesentlichen Gründe für mehrere Zwischenfälle in den letzten Monaten. Die Werksleitung müsse der Aufsichtsbehörde nun belegen, wie sie die Sicherheit trotz weniger Personal gewährleisten will. Der letzte Vorfall ereignete sich demnach am 4. Juli dieses Jahres. Nur einen Tag, nachdem das KKL nach der Jahresrevision wieder ans Netz gegangen war, wurde es wegen eines Öllecks am Hydrauliksystem des Ventils eines Pumpensystems wieder abgeschaltet. Am 8. Juli ging es nach der Behebung des Lecks wieder ans Netz. Die Aargauer Zeitung berichtet:

AARGAUER ZEITUNG

In den vergangenen Jahren haben sogenannte Digitalwährungen für Aufsehen gesorgt. Sie sind eigentlich zum Bezahlen gedacht, doch waren sie zuletzt eher ein Gut für Spekulanten, da die Transaktionen zu teuer und langwierig waren sowie die Kursschwankungen zu stark. Um die Netzwerke für Digitalwährungen zu betreiben, sind bedeutende Mengen Strom erforderlich – aktuell verbraucht das Netzwerrk im Jahr mehr als 73 Terrawattstunden, das ist in etwa so viel, wie Österreich an Strom konsumiert. Nun wurde bekannt, dass Mitarbeiter in einem ukrainischen Kernkraftwerk angefangen haben sollen, Bitcoin herzustellen, und dazu das Kraftwerk unmittelbar „angezapft“ haben, um den nötigen Strom zu nutzen. Die FAZ berichtet:

FAZ