Presseschau vom 30.03.2022

Herzlich willkommen zur aktuellen Presseschau. Die Großthemen „Renaissance der Kernkraft“ und „Auswirkungen Ukraine-Krise“ mit Bezug zu Rückbau und Kernenergie in Deutschland prägen weiterhin die Berichterstattung. Zusätzlich finden Sie diese Woche jedoch auch Berichte zu Geschehnissen rund um den Rückbau deutscher und regionaler KKW, und auch der Energiestandort Brunsbüttel lieferte erneut Berichtenswertes. Wie immer wünschen wir Ihnen eine interessante und erkenntnisreiche Lektüre.

Aus Cuxhaven und Land Hadeln regt sich laut eines Berichts der Cuxhavener Nachrichten aktuell Widerstand gegen die Beantragung des Unternehmens Preußen Elektra zur sofortigen Einleitung von kontaminierten Abwässern in die Elbe aus dem KKW Brokdorf auf der gegenüberliegenden Elbseite. Die Forderungen der Umweltschützer seien konkret: Es gebe neue Filtertechnik, die auch angewandt werden solle. Die Frage des Umgangs mit dem Atommüll sei nach wie vor ungelöst. Das lokale Aktionsbündnis für den verantwortungsvollen KKW-Rückbau setze sich dafür ein, dass die Umwelt und besonders die Elbe durch die Rückbaumaßnahmen so wenig wie möglich belastet werden. Beim Rückbau des KKW Brunsbüttel habe es eine ordnungsgemäße Beteiligung der Verbände und der Öffentlichkeit gegeben, durch die der Betreiber Vattenfall verpflichtet wurde, die Einleitung radioaktiven Kühl- und Waschwassers deutlich zu reduzieren. Für Brokdorf sei das bisher gegenüber Betreiberin Preußen-Elektra nicht gelungen:

CUXHAVEN-NIEDERELBE VERLAG

Auch in Geesthacht beschäftigt das Thema Ableitung von Wasser, hier aus dem KKW Krümmel, die lokalen Medien. Die Lübecker Nachrichten berichten zum Stand des Genehmigungsverfahrens für die Fortführung der Einleitung, die auch mit Baumaßnahmen verbunden ist. Betreiber Vattenfall habe für das Werk Krümmel, dessen Rückbau läuft, eine Einleitmenge von 10 000 Kubikmetern pro Jahr beim Kreis beantragt. Dort wurde bereits der Bau genehmigt, die Inbetriebnahme der TR-Abgabeleitung laufe noch, so ein Kreissprecher. In den Jahren seit der Inbetriebnahme Krümmels 1984 habe man die Bundesrichtlinien zur Einleitung in keinem Betriebsjahr überschritten, sagte ein Sprecher des Betreibers dem Blatt:

LN-ONLINE (Bezahlinhalt)

Der amerikanische Multiunternehmer Elon Musk (Tesla, SpaceX) hat sich im Interview mit der „Welt am Sonntag“, das die BILD aufgreift, deutlich für die Kernkraft als wichtigen Bestandteil der Energiepolitik ausgesprochen. Im Interview sagte Musk demnach, man solle nicht nur die laufenden Kernkraftwerke nicht abschalten, sondern auch die bereits abgeschalteten wieder in Betrieb nehmen. Langfristig, so Musk, werde „Sonnenenergie der größte Energielieferant der Zivilisation sein. Aber bis dahin müssen wir die Kernkraft beibehalten.“

BILD

Der Betreiberkonzern PreussenElektra setzt sich dafür ein, die Laufzeiten der deutschen Kernkraftwerke zu verlängern. Das Unternehmen stellte sich laut eines Berichts des SPIEGEL hinter einen Brief, den der Branchenverband Kerntechnik Deutschland an Bundeskanzler Olaf Scholz geschrieben habe. Darin appellieren die Lobbyisten, die Bundesregierung möge ihre ablehnende Position überdenken und sich auf eine Notsituation »bei der Energieversorgung unseres Landes« vorbereiten. Man trage dieses Schreiben »inhaltlich mit«, erklärte eine Sprecherin des Hannoveraner Unternehmens, das eine hundertprozentige Tochter des Energiekonzerns E.on ist:

SPIEGEL

Die Regierungskoalition hält derweil am Atomausstieg zum Jahresende fest. Doch die Prüfung eines Weiterbetriebs erfolge vorrangig nach Aktenlage und ohne unabhängige Wissenschaftler, so die WELT. Offen sei, ob bei einer Gasmangellage überhaupt genug Strom produziert werden könnte. Einen Weiterbetrieb der letzten drei Atommeiler lehne die Bundesregierung bisher weiter ab, allerdings ohne eine eingehende Prüfung, so der Vorwurf des Blatts. Das gehe aus den Antworten auf mehrere schriftlichen Anfragen des Bundestagsabgeordneten Stefan Müller, Parlamentarischer Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe, an die Bundesregierung hervor, die der WELT vorlägen:

WELT (Bezahlinhalt)

Die mögliche Ablagerung von Abrissmaterial aus dem stillgelegten Kernkraftwerk Biblis auf der Büttelborner Deponie beschäftigt weiter die politischen Akteure im Landkreis Groß-Gerau. Da eine Lagerung rechtmäßig wäre, gelte es nun, bei der bestehenden Rechtslage anzusetzen, hieß es nach einem Treffen von CDU-Landes- und Kreispolitiken, der Bürgerinitiative Büttelborn21 und Bürgermeister Marcus Kretschmann (SPD). Bis 2033 sollen aus dem KKW 3200 Tonnen frei getesteter Bauschutt auf Deponien entsorgt werden. Im Gespräch sei Büttelborn, weil der Kreis Bergstraße keine eigene Deponie habe. Doch aus dem Kreis Groß-Gerau komme massiver Protest, so die Frankfurter Rundschau in ihrem Beitrag:

FRANKFURTER RUNDSCHAU

Im Gespräch mit der WELT vertritt die französische Forscherin Sezin Topçu die These, dass zukünftig im Konfliktfall Länder mit Kernkraftwerken bevorzugte Angriffsziele sein könnten. Das Gespräch beschäftigt sich vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine mit den konkreten Schlussfolgerungen für den zukünftigen Betrieb und die Sicherung von KKW:

WELT (Bezahlinhalt)

Deutsche Behörden sehen nach eigenen Angaben momentan keine akute Gefahr durch die Kriegsereignisse in der Ukraine in Bezug auf die Sicherheit kerntechnischer Anlagen, meldet die Tagesschau. „In Tschernobyl lagern ungefähr 20.000 Brennelemente in einem Lagerbecken“, heißt es aus dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV), das sich mit dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) abstimme. „Selbst bei einem vollständigen Stromausfall besteht nach Einschätzung des BMUV und BfS keine Gefahr sofortiger Freisetzung von radioaktiven Stoffen, da sich das Lagerbecken aufgrund des hohen Alters der Brennelemente (mehr als 20 Jahre) nur langsam erwärmen würde.“ Deutschland sei dank flächendeckender Messtechnik gerüstet, um rechtzeitig Maßnahmen ergreifen zu können, falls steigende Werte festgestellt würden, so die Tagesschau:

TAGESSCHAU

Weitere Neuigkeiten zum Energiestandort Brunsbüttel: Dort soll ein Importterminal für Ammoniak entstehen. Das habe laut NDR der Energiekonzern RWE aus Essen mitgeteilt. Ammoniak wird zum Transport und zur Lagerung von grünem Wasserstoff genutzt. Ammoniak-Tankschiffe sollen ab 2026 am Elbehafen der Brunsbüttel Ports GmbH entladen werden. Von dort soll das Produkt per Pipeline in das Ammoniak-Terminal transportiert und dann an Chemieunternehmen weiter verteilt werden. Die Unternehmen stellen mithilfe des Ammoniaks zum Beispiel Stickstoffdünger oder Mineralölprodukte her. Über das Terminal in Brunsbüttel sollen laut RWE jährlich rund 300.000 Tonnen grüner Ammoniak in Deutschland ankommen:

NDR