Presseschau vom 28.09.2018

Herzlich Willkommen zu einer neuen Ausgabe der Presseschau. Thematisch befassen sich nahezu alle Veröffentlichungen mit dem Rückbau – drei Beiträge zu Biblis, die unterschiedliche Facetten beleuchten. Abgerundet werden die Beiträge mit einem Bericht aus München, wo die Stadtwerke ihr Engagement im KKW Isar 2 um zweieinhalb Jahre verlängern, und zum Schluss noch eine faszinierende Veröffentlichung aus dem Bereich Physik.

Seit einem Jahr läuft im abgeschalteten Kernkraftwerk in Biblis der Rückbau. Beim inzwischen 71. Kraftwerksgespräch mit geladenen Gästen berichtete der Kraftwerksleiter Horst Kemmeter nun über den Fortschritt der umfangreichen Arbeiten innerhalb des Geländes. Gerade seien die letzten Brennelemente aus Block B entfernt und per Castor aus dem Reaktorgebäude verbracht worden. Der Mannheimer Morgen zitiert den Kraftwerksleiter zur voraussichtlichen dauer des Rückbaus: 15 Jahre seien für den Rückbau des Werks realistisch (Bezahlinhalt):

MANNHEIMER MORGEN

Auch die Lampertheimer Zeitung berichtet von der mit ca. 100 Personen gut besuchten Informationsveranstaltung in Biblis.
Im Zwischenlager stünden inzwischen 101 Castoren. In der Halle sei Platz für 135. Das Ausschleusen von insgesamt 52 Behältern in den vergangenen drei Jahren nannte der Kraftwerksdirektor eine Erfolgsgeschichte. Jeder Castor wiege 130 Tonnen. Dass das Ausräumen des Blocks B ohne Arbeitsunfall und störungsfrei verlaufen ist, sei „ein Verdienst der Mitarbeiter“:

LAMPERTHEIMER ZEITUNG

Auch Echo Online beschäftigt sich mit Biblis und richtet den Augenmerk seines Beitrags auf das dort nun entstehende Zwischenlager. Sämtliche Zwischenlager der deutschen Atomkraftwerke wurden mittlerweile verstaatlicht. Im Gegenzug haben die Kraftwerksbetreiber 24,1 Milliarden Euro, die sie an Rückstellungen gebildet hatten, in einen Fonds eingezahlt. So kann das Zwischenlager in Biblis, in dem die 101 Castoren stehen, vom 1. Januar an von der Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung mbH (BGZ) betrieben werden. Das weitere Zwischenlager, das im Bau ist, soll zum 1. Januar 2020 der BGZ übertragen werden. Die Belegschaft am Standort Biblis wurde zum 1. Juli neu organisiert. Mittlerweile arbeiten 300 Menschen auf dem Kraftwerksgelände. Als das Atomkraftwerk noch Strom produzierte, waren es bis zu 1000:

ECHO ONLINE

Aufgrund ihrer Dimensionen zähle die Demontage der beiden 23 Meter hohen Dampferzeuger zu den bedeutenden Rückbauschritten am ehemaligen Kernkraftwerk (KKW) Mülheim-Kärlich. Die Dampferzeuger gehörten zum Primärkreislauf und damit zu den am höchsten radioaktiv belasteten Anlagenteilen. Wie die Rhein-Zeitung unter Berufung auf einen Sprecherin von RWE jetzt berichtet, steht die Demontage nun unmittelbar bevor (Bezahlinhalt):

RHEIN ZEITUNG

Der seit kurzem weithin sichtbare Abriss des Kühlturms beim Atomkraftwerk Mülheim-Kärlich nahe Koblenz könnte sich nach einem Bericht des Focus noch länger hinziehen. Trotz mehrerer Verzögerungen beim spiralförmigen Rückbau der Turmmauer mit einem Spezialgerät von oben hatte der Betreiber RWE bislang stets betont, bis Ende 2018 damit fertig sein zu wollen. Nun zitiert Focus eine Sprecherin: „Nach der aufwendigen Entfernung des oberen Umfassungsrings mit einem zusätzlichen Gerät sind wir immer noch bei der ersten Runde. Aber das wird sich mit immer mehr Erfahrung einschwingen.“ Allerdings könnten Herbstwinde den Zeitplan weiter verzögern, hier ständen Sicherheitsaspekte im Vordergrund. Die Sprecherin erinnerte daran, dass das Spezialgerät, ein umgebauter Bagger, ein Prototyp für eine neuartige Abbruchmethode sei, bei der wiederholt etwas verbessert werde. Bei einem ganz neuen Verfahren seie dies „learning by doing.“:

FOCUS ONLINE

Die Rhein-Neckar-Zeitung beschäftigt sich anlässlich des Rückbaus des seit 2005 stillgelegten KKW Obrigheim auch mit dessen Geschichte und erinnert in einem ausführlichen Beitrag an dessen Inbetriebnahme vor 50 Jahren. Danach habe das Werk für 36 Betriebsjahre die Gemeinde und die Region geprägt, so das Blatt:

RHEIN-NECKAR-ZEITUNG

Ab sofort werden die Pläne zum Rückbau des KKW Phillipsburg öffentlich erörtert. Vorab seien laut des lokalen Senders Baden-TV rund 1.000 Einwendungen zu den Plänen beim Umweltministerium des Landes eingegangen. Ein Teil dieser Einwendungen werde nun mündlich besprochen. Fragen zu möglichen Wechselwirkungen mit weiteren Vorhaben am Standort, zur Strahlenschutzüberwachung des Gebiets rund um das AKW und zur Finanzierung des Abbaus seien nur einige Beispiele für die Einwendungen von Bürgern und Verbänden. Laut den Bestimmungen der atomrechtlichen Verfahrensverordnung müssen die Einwendungen mündlich besprochen werden. Die Einwendungen würden im Anschluss an die Besprechung bewertet und die Ergebnisse dieser Bewertung gegebenenfalls in das Genehmigungsverfahren einfließen.  Die EnBW als Betreiber des Kraftwerks wird den Block 2 Ende 2019 stilllegen:

BADEN TV

Die Stadtwerke München (SWM) dürfen sich Produktionsrechte für Strom aus Kernkraft kaufen, mit denen sie das Kernkraftwerk Isar 2 zweieinhalb Jahre länger betreiben können als bisher erlaubt. Dies berichtet die Süddeutsche Zeitung. Hintergrund seien primär wirtschaftliche Gründe: Der Mehrheitseigner Eon, dem über eine Tochter drei Viertel des Kernkraftwerks gehören, würde für sich die Rechte in jedem Fall erwerben. Den SWM, die das restliche Viertel besitzen, blieben zwei Optionen: Die Betriebskosten weiterzahlen, wozu sie vertraglich verpflichtet wären, und die Gewinne beim Energiekonzern belassen, oder aber weiter als Gesellschafter am Ertrag partizipieren:

SUEDDEUTSCHE ZEITUNG

Möglichst genau zu wissen, welche Radio­nuklide in welcher Menge in Anlagen­teilen vorhanden sind, ist für viele Aspekte der Still­legung und des Rückbaus besonders wichtig – etwa für die Planung des Strahlen­schutzes oder die Wahl geeigneter Methoden für die Dekon­tamination von Kompo­nenten. Das Portal Pro Physik berichtet dazu von einer aktuell untersuchten neuen Messmethode: Forscher der Gesell­schaft für Anlagen- und Reaktor­sicherheit (GRS) hätten es sich zum Ziel gesetzt, das radio­aktive Inventar von akti­viertem Beton mit einer der genauesten Methode zu untersuchen, die derzeit zur Bestimmung kleinster Stoff­mengen zur Verfügung stehe. In einem Forschungs­projekt nutzen die Fachleute dazu gemeinsam mit Wissen­schaftlern der Abteilung Nuklear­chemie und des Instituts für Kernphysik der Univer­sität zu Köln die Beschleuniger-Massen­spektrometrie – kurz AMS, accelerator mass spectro­metry. Dabei werde die Substanz einer Messprobe zunächst in einen Ionen­strahl umgewandelt. Aus diesem Strahl werden dann in einem ersten Massen­spektrometer die Ionen abgetrennt, die dieselbe Masse aufweisen wie das gesuchte Radionuklid. Bei den danach verbleibenden Ionen könne es sich aber sowohl um einzelne Atome als auch um ionisierte Moleküle mit derselben Masse handeln. Der Beschleu­niger sorge dann dafür, dass alle Molekül­verbindungen zerstört werden, so dass nur noch ein Strahl aus einzelnen ionisierten Atomen übrig bleibe. Dieser Strahl wird dann in einem zweiten Massen­spektrometer erneut anhand der Masse gefiltert, so dass am Ende nur die gesuchten Nuklide in einem Detektor gezählt werden. Mit der AMS ließe sich ein einzelnes Radionuklid in einer Menge von bis zu zehn Billiarden anderen, nicht radio­aktiven Nukliden aufspüren, so der informative Beitrag:

PRO-PHYSIK.DE