Presseschau vom 28.07.2017

Herzlich Willkommen zur Presseschau vom 28.07.2017. Die Beiträge in dieser Woche führen an die Schauplätze Brunsbüttel, Harrislee, Krümmel, Brokdorf, Biblis, Rheinsberg, Philippsburg und das französische Fessenheim. Den Abschluss bildet ein Beitrag zum Status der Energiewende:

Einen Störfall der nicht-meldepflichtigen Kategorie „N“ meldete das KKW Brunsbüttel. Die automatische Auslösung der Löscheinrichtungen für zwei Löschbereiche habe laut eines Schreibens des Energiewende-Ministeriums nicht funktioniert. Im Brandfall wäre eine Brandbekämpfung mittels Löschanlage aber weiterhin möglich gewesen, so die Kieler Nachrichten und die SHZ übereinstimmend, da die manuelle Auslösung von der Kraftwerkswarte aus und an der Löschanlage selbst nicht betroffen war:

Aus dem schleswig-holsteinischen Harrislee berichtet die SHZ. Dort habe die beendet geglaubte Diskussion um die Deponierung von freigemessenem Bauschutt aus dem Rückbau der Kernkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel erneut begonnen. Moniert werden die vom schleswig-holsteinischen Gemeindetag in einem Schreiben zusammengefassten Arbeistergebnisse eines Gesprächs mit den Standortgemeinden, die nach Auffassung der Gemeinde nicht weit genug gingen. Auch wird kritisiert, dass ein einziger Repräsentant der beteiligten Bürgerinitiativen in den zuständigen Gremien nicht ausreichend sei:
Bei einem Feuer auf dem Gelände des Helmholtz Forschungszentrums unweit des KKW Krümmel ist eine große Halle komplett zerstört worden. In der Halle waren Öfen zum Schmelzen von Magnesium in Brand geraten. In ihr wurde zum Thema neue und leichte Legierungen aus Magnesium und Titan geforscht. Das Feuer konnte gelöäscht werden, weder der Forschungsreaktor im Helmholzzentrum noch das KKW waren in irgendeiner Form betroffen, so die SHZ:
Der Grund für die Oxidation an Brennstäben im Kernkraftwerk Brokdorf (Kreis Steinburg) ist laut eines Berichts des NDR gefunden. Im Februar hatten Experten die auffälligen Korrosionsschichten festgestellt. Energiewendeminister Robert Habeck (Grüne) gab nun bekannt, dass ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren zu der starken Korrosion geführt habe. Erhöhte Leistung und das ständige Hoch- und Runterfahren hätten die Oxidation verstärkt. Das KKW an der Unterelbe darf jetzt nur noch mit gedrosselter Leistung wieder ans Netz. Die Atomaufsicht hat der Beladung eines neuen Reaktorkerns zugestimmt. Damit sei aber noch nicht automatisch die Zustimmung zum Wiederanfahren verbunden:
Auch da Hamburger Abendblatt berichtete zu Brokdorf und geht insbesondere auf die zukünftige Drosselung der Leistung ein (Bezahlinhalt):
Der Berliner Tagesspiegel berichtet mit Fokus auf die für den Weiterbetrieb des Werkes verhängten Auflagen:
Wohl aus aktuellem Anlass beschäftigt sich der Deutschlandfunk Kultur ebenfalls mit dem Werk in Brokdorf im Rahmen einer historischen Rückschau. Der Beitrag dokumentiert die Proteste gegen die Inbetriebnahme des Werkes 1976 in einem Feature:
Das Rückbau zunächst mit Aufbau beginnen kann, beleuchtet die Lampertheimer Zeitung am Beispiel des KKW Biblis. Zur Vorbereitung dessen Rückbaus würde dort u.a. eine neue Erdgasheizung installiert und besondere Sägen zur Zerschneidung von Betonteilen aufgebaut. Gleichzeitig wurde der Beginn des Rückbaus feierlich begangen:
Den Start des Rückbaus in Biblis bezeichnet die hessische Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) in der FAZ als „historisch“. Sie selbst und der Kraftwerksleiter Horst Kemmeter demontierten zum Auftakt symbolisch eine Kühlwasserpumpe:
Langsam voran gehe der Rückbau des KKW Rheinsberg, berichtet die Märkische Allgemeine. Bis 2025 soll der einstige „Produktionsbereich“ abgerissen sein, nur die Bürogebäude blieben dann noch übrig. Demnächst entstehe eine neue Kommandozentrale, die alte Blockwarte habe ausgedient. Das Kernkraftwerk sei noch immer einer der größten Arbeitgeber in Rheinsberg:
Eine spektakuläre Form des Rückbaus könnte im KKW Philippsburg bevorstehen: Um Platz für ein großes Umspannwerk zu schaffen, wolle der Energieversorger EnBW die Kühltürme der beiden Meiler in Philippsburg im Jahr 2020 sprengen. Statt eines maschinellen Abbruchs habe man sich für diese Vorgehensweise entschieden, da diese „nur wenige Minuten dauere“ und mit wenig Staub- und Lärmentwicklung verbunden sei, so die Stimme Südwesten via dpa:
Im französischen Fessenheim nahe der deutschen Grenze steht einer der beiden Reaktoren bereits seit einem Jahr still. Nun wurde auch der zweite Reaktor abgeschaltet, zunächst wegen Wartungsarbeiten. In ihrem Beitrag spekuliert die Deutsche Welle darüber, ob diese Abschaltung auch das endgültige Aus für das älteste französische KKW bedeuten könne, obwohl dessen Außerbetriebnahme eigentlich erst für 2019 geplant sei. Abhängig sei dies aber davon, ob das neue Werk Flamanville fertiggestellt sei, bevor Fessenheim endgültig abgeschaltet wird:
Von einem „Kurzschluss bei der Energiewende“ spricht die WELT in einer „Zwischenbilanz“ zum Thema. Die zentralen Versprechen der Ökostrom-Befürworter seien noch nicht eingelöst worden, so das Blatt, und die Politik sei angesichts dieser Situation ratlos. Als Gründe nennt das Blatt u.a. eine verfehlte Gesetzgebung, die Instabilität der verfügbaren regenerativen Energien, fehlende Speichertechnik, Fehleinschätzung bei Autarkiebemühungen und eine abnehmen Akzeptanz in der Bevölkerung. Das Fazit des Beitrags fällt entsprechend ernüchternd aus: Ohne ein „Wunder“ werde die Energiewende scheitern.
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