Hier kommt eine neue Ausgabe der Presseschau: Die Auswahl ist diesmal besonders reichhaltig, sehr international und im Schwerpunkt politisch orientiert. Spanien, Großbritannien, Russland, China und die USA sind hier die Schauplätze, dazu der deutsche Bundestag. Es finden sich auch zwei lesenswerte historische Beiträge. Aus dem Norden gibt es Neues aus Lingen und vom KKW Unterweser.
Nach seiner turnusgemäßen jährlichen Anlagenrevision ist das Kernkraftwerk Emsland in Lingen wieder ans Netz gegangen. In den vergangenen drei Wochen wurden nach Angaben des niedersächsischen Umweltministeriums unter anderem 870 wiederkehrende Prüfungen ausgeführt. Dabei seien keine sicherheitsrelevanten Abweichungen festgestellt worden. 52 der insgesamt 193 Brennelemente wurden demzufolge ausgetauscht. Die Revisionsarbeiten seien von Sachverständigen überprüft worden. RTL berichtet:
• RTL
Die Braker Bürgerinitiative „Deponie“ wendet sich erneut gegen die Freimessung von Bauschutt aus dem Kernkraftwerk Unterweser (KKU). Die zugrunde gelegten Werte seien nicht wissenschaftlich, sondern rein wirtschaftlich begründet, so die Initiative laut NwZ Online. Das Kernkraftwerk, so ein Sprecher der Initiative, „verharmlose die Risiken gezielt“:
Nur eine einzige Stimme fehlte bei der entscheidenden Abstimmung: Dann wäre in den 80er Jahren die Trinkwassertalsperre Kleine Kinzig zweckentfremdet worden. Ihr Wasser sollte in den Neckar geleitet werden, um das Kernkraftwerk Neckarwestheim zu kühlen. Ein Zeitzeuge erinnert sich in einem Beitrag des Schwarzwälder Boten zurück: In den 70er Jahren gab es demnach Probleme mit der Genehmigung des zweiten Blocks des Kernkraftwerks Neckarwestheim. Um diese Gefahr zu bannen, sollte durch einen unterirdischen Tunnel von neun Kilometern Länge das Kinzigwasser vom Stausee aus zum Heimbach, Richtung Leinstetten, geleitet werden und von da aus dann über die Glatt in den Neckar. Nach Protesten kam das Projekt doch nicht zustande:
Das Schweizer Kernkraftwerk Leibstadt wird für eine umfangreiche Jahresrevision mit Erneuerungsmaßnahmen abgeschaltet. Gut fünf Monate lang soll der Reaktor abgeschaltet bleiben. Grund für diese lange Revisionsphase ist der geplante Ersatz sowohl des Kondensators als auch das Reaktorumwälzsystems. Danach solle das Werk deutlich effizienter laufen, der Zuwachs an Leistung entspräche laut Angaben des Betreibers dem eines kleinen Wasserkraftwerks:
Die Bundesregierung sieht die zukünftige Stromversorgung auch ohne Kohle und Kernkraft gesichert. Auf eine Anfrage der FDP-Fraktion antwortete die Bundesregierung laut eines Berichts des Branchendienstes Energie & Management, dass die Stromversorgung in Deutschland auch beim Ausstieg aus Kernenergie und Kohleverstromung sicher bleibe. In ihrer Anfrage hatten die FDP-Abgeordneten gefordert, „worst case“-Szenarien zu analysieren. Damit solle auch beim Zusammentreffen mehrerer absehbarer Risiken die Versorgungssicherheit gewährleistet werden. Die Bundesregierung hielt dies in ihrer Antwort nicht für nötig, kündigte aber weitere Gutachten zur „Resource Adequacy“ im 2. Halbjahr 2021 an:
Ein Brand im spanischen Kernkraftwerk Trillo sorgte für die Abschaltung der ganzen Anlage. Das Werk in Trillo wurde automatisch abgeschaltet, nachdem am Haupttransformator für die externe Stromversorgung ein Feuer ausgebrochen war. Dies gehe aus einer Mitteilung der spanischen Atomaufsicht Consejo de Seguridad Nuclear (CSN) hervor, so Heise. Der Brand habe etwa 15 Minuten gedauert und die Sicherheitssysteme nicht beeinträchtigt, weder Menschen noch die Umwelt seien zu Schaden gekommen. Das Kernkraftwerk Trillo liegt etwa 80 Kilometer nordöstlich von Madrid:
Der britische Technologiekonzern Rolls-Royce hat sich mit dem UK SMR Consortium auf die Suche nach Partnern für die Entwicklung von Mini-Kernkraftwerken gemacht, die eine wesentliche Rolle bei der Klimawende spielen könnten. Wie die Börsen-Zeitung berichtet, gehe es um kostengünstige „kleine modulare Reaktoren“ (Small Modular Reactors, SMRs), die 470 MW erzeugen könnten, das sei genug Strom für eine Million Haushalte. Das nun vorliegende Konzept solle im Sommer den Aufsichtsbehörden vorgestellt werden. Dem Konsortium gehören Atkins, BAM Nuttall, Jacobs, Laing O’Rourke und das National Nuclear Laboratory an. Bislang habe es 18 Milliarden Pfund Fördergelder erhalten. Nun hofft es auf mehr als 200 Milliarden Pfund, die im Zehnpunkteplan der Regierung für eine „grüne industrielle Revolution“ vorgesehen sind, der im November vorgestellt wurde:
Der russische Präsident Wladimir Putin und sein chinesischer Amtskollege Xi Jinping haben in einer Videokonferenz den Baubeginn von vier neuen Reaktoren in zwei chinesischen Kernkraftwerken gefeiert. Die Blöcke 7 und 8 des AKW Tianwan und 3 und 4 des AKW Xudabao bauen Unternehmen der beiden Staaten gemeinsam. Xi Jinping erklärte laut Heise anlässlich des virtuellen Spatenstichs zum 20. Jahrestag der Unterzeichnung eines Freundschaftsvertrags zwischen seinem Land und Russland, Energie sei schon immer der größte Bereich der Zusammenarbeit gewesen, insbesondere die Kernkraft. Er wolle sich zusammen mit Putin bemühen, die Kooperation weiter auszubauen:
Die US-Regierung erwägt Insidern zufolge Steuererleichterungen für Atomkraftwerke, um die verschärften Klimaziele von Präsident Joe Biden zu erreichen. Dies berichtet n-tv. Dabei sollten die Betreiber bestehender AKWs eine Form von Unterstützung erhalten wie gegenwärtig die Wind- und Sonnenenergiebranche, erfuhr Reuters von drei mit der Debatte vertrauten Personen. „In der Regierung setzt sich zunehmend die Einsicht durch, dass sie die Kernenergie braucht, um ihr Null-Ausstoß-Ziel zu erreichen“, sagte eine von ihnen. Die Hilfe solle Teil von Bidens Investitionsprogramm im Volumen von 2,3 Billionen Dollar werden. Eine Stellungnahme der Regierung läge laut des Senders bisher nicht vor:
• N-TV
Aus dem Kernkraftwerk im österreichischen Zwentendorf berichtet die Kleine Zeitung. Am 11. November 1969 wurde der Bau des Kraftwerks genehmigt. Projektbeginn war 1970. Der Plan war damals, einen Siedewasserreaktor mit einer Nettoleistung von 692 Megawatt zu betreiben. Nach der Errichtung des Kernkraftwerks gab es am 5. November 1978 eine Volksabstimmung. Mehrheitlich wurde die Inbetriebnahme abgelehnt, das Werk ging nie ans Netz. Der Beitrag schildert einen Besuch im Werk und den heutigen Zustand: