Herzlich willkommen zur neuesten Ausgabe der Presseschau. In den vergangenen zwei Wochen gab es zahlreiche Berichte zur Zukunft der Kernenergie, zu politischen Debatten rund um den Atomausstieg sowie zu Fortschritten und Herausforderungen bei der Stilllegung von Kernkraftwerken. Während international ein verstärkter Ausbau der Kernkraft zu beobachten ist, bleibt die Diskussion in Deutschland von kontroversen Einschätzungen geprägt. Zudem stehen Fragen zur sicheren Lagerung von Atommüll weiterhin im Fokus. Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre!
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Entwicklungen im Abbau und der Entsorgung von Kernkraftwerken
Das nordrhein-westfälische Verkehrsministerium hat den geplanten Umbau eines Kreisverkehrs in Ahaus gestoppt, der für mögliche Atommülltransporte von Jülich nach Ahaus vorbereitet werden sollte. Grund für den Stopp ist das Fehlen einer Transportgenehmigung durch das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE). Atomkraftgegner begrüßten diese Entscheidung und hielten am betroffenen Kreisverkehr eine Mahnwache ab:
• WDR
• TAZ
Das Kernkraftwerk Brokdorf in Schleswig-Holstein, das Ende 2021 vom Netz genommen wurde, hat mit seinem Rückbau begonnen. Der Prozess, der etwa 15 Jahre dauern soll, startet mit der Demontage des Kühlsystems und wird schrittweise von innen nach außen durchgeführt. Insgesamt werden dabei rund 655.000 Tonnen Abfall anfallen, von denen etwa 0,7 Prozent radioaktiv sind. Nach Abschluss des Rückbaus plant der Betreiber Preussen Elektra, auf dem Gelände den größten Batteriespeicher der Europäischen Union zu errichten:
• NDR
Im stillgelegten Kernkraftwerk Philippsburg wurden an zwei 30 Jahre alten Atommüllfässern „wanddurchdringende Korrosionen“ festgestellt, wodurch geringe Mengen Restfeuchte austraten. Laut Umweltministerium bestand keine Gefahr für Mensch und Umwelt. Ähnliche Probleme treten auch am KIT-Campus Nord bei Karlsruhe auf, wo etwa neun Prozent der 77.000 gelagerten Fässer Rost aufweisen. Ursache ist die Verzögerung des Endlagers „Schacht Konrad“, dessen Inbetriebnahme nun für die 2030er Jahre geplant ist:
• SWR
Der Rückbau des Kernkraftwerks Brunsbüttel schreitet voran, bleibt aber für Außenstehende kaum sichtbar. Vattenfall hat deshalb am 22. Januar zu einer Informationsveranstaltung eingeladen, um über den aktuellen Fortschritt und die Pläne für 2025 zu berichten. Trotz Genehmigungen und laufender Arbeiten dauert es noch, bis das Gelände zur geplanten „grünen Wiese“ umgestaltet werden kann:
•BRUNSBÜTTELER ZEITUNG (Bezahlinhalt)
Aktuelle Stimmen
Im Untersuchungsausschuss des Bundestages zum Atomausstieg wurden u. a. Bundeskanzler Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck als Zeugen befragt. Scholz verteidigte die Entscheidung zum Ausstieg aus der Atomkraft und betonte, sie sei richtig gewesen. Habeck wies Vorwürfe zurück, die Prüfung eines Weiterbetriebs der Kernkraftwerke sei nicht ergebnisoffen erfolgt, und betonte, es habe keine Denkverbote gegeben. Die Opposition, insbesondere Union und FDP, kritisiert, die Entscheidung sei aus ideologischen Gründen getroffen worden und nicht ergebnisoffen geprüft worden:
• TAGESSCHAU
• N-TV
• ZDF
• TAGESSCHAU
Die Debatte um die Kernenergie spielt eine zentrale Rolle im Bundestagswahlkampf 2025. Während SPD, Grüne und Linke eine Rückkehr zur Kernkraft ablehnen, spricht sich die Union für eine Neubewertung der Technologie aus. Die FDP zeigt sich gespalten, während AfD den Ausbau der Kernenergie fordert. Die Betreiber der abgeschalteten AKWs lehnen eine Wiederinbetriebnahme ab:
• ZDF
Internationale Nachrichten
Australien: In Australien ist die Nutzung von Kernkraft derzeit gesetzlich verboten. Dennoch plant die konservative Opposition, dieses Verbot aufzuheben und den Bau von Kernkraftwerken zu fördern. Sie argumentiert, dass Atomenergie eine zuverlässige und emissionsarme Energiequelle sei, die zur Reduzierung der CO₂-Emissionen beitragen könne. Die regierende Labor-Partei lehnt diese Pläne ab und betont die Risiken und hohen Kosten der Kernkraft. Stattdessen setzt sie auf den Ausbau erneuerbarer Energien wie Solar- und Windkraft. Die Debatte über die Kernkraft entwickelt sich zu einem zentralen Thema im australischen Wahlkampf und spiegelt die globalen Diskussionen über den besten Weg zur Bekämpfung des Klimawandels wider:
• FAZ (Bezahlinhalt)
International: Die Internationale Energieagentur (IEA) prognostiziert ein weltweites Comeback der Kernenergie aufgrund des steigenden Strombedarfs, insbesondere durch Elektroautos, Datenzentren und künstliche Intelligenz. Mehr als 40 Länder planen den Ausbau der Kernenergie. Obwohl einige Länder wie Deutschland aussteigen, nehmen andere wie Japan die Produktion wieder auf, und neue Reaktoren gehen in China, Indien, Korea und Europa in Betrieb:
• SPIEGEL
• WELT (Bezahlinhalt)
• TAGESSCHAU (Bezahlinhalt)
Bildquelle: Vattenfall