Presseschau vom 18.09.2024

Herzlich willkommen zur neuesten Ausgabe der Presseschau. In den vergangenen zwei Wochen wurden medial verschiedene Entwicklungen in der Atomkraft thematisiert, darunter der drohende Insolvenzantrag eines Kraftwerksbetreibers in Deutschland und Fortschritte im Rückbau von Kernkraftwerken. Zudem gab es Einblicke in die sichere Handhabung radioaktiver Abfälle sowie internationale Berichte, unter anderem zu den Plänen Italiens für neue Atomkraftwerke und dem Fortschritt der Stilllegung des havarierten AKWs in Fukushima. Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre!

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Entwicklungen im Abbau und der Entsorgung von Kernkraftwerken

Der Betreiber des ehemaligen Kernkraftwerks Hamm-Uentrop, HKG, steht nach der kürzlich getroffenen Gerichtsentscheidung vor der Insolvenz, da das Landgericht Düsseldorf entschied, dass der Bund und NRW nicht für die Abrisskosten aufkommen müssen. Diese Kosten könnten bis zu einer Milliarde Euro betragen. HKG plant, in den kommenden Wochen einen Insolvenzantrag zu stellen. Die nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerin kündigte an, nach privaten Firmen zu suchen, die den sicheren Einschluss der stillgelegten Anlage und den Abriss übernehmen könnten und die entstehenden Kosten an den Bund weiterzuleiten:
SPIEGEL

In einem Beitrag der KTE Karlsruhe wird erklärt, was mit radioaktiven Abfällen geschieht. Die KTE befasst sich mit der sicheren Behandlung und Lagerung dieser Abfälle. In Karlsruhe werden diese Materialien kontrolliert zerlegt, behandelt und für eine spätere Endlagerung vorbereitet. Die Anlage klärt auch über den gesamten Prozess und die Bedeutung der sicheren Handhabung von radioaktiven Abfällen auf:
BADEN TV

Das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) hat mit ihrem Ausstellungs- und Informationsangebot vom 12.-13. September 2024 in Kiel ein Gesprächsangebot über die Endlagersuche für hochradioaktive Abfälle angeboten. Besucher konnten sich über den aktuellen Stand des Verfahrens, die Beteiligungsmöglichkeiten und die geologischen Voraussetzungen der 2017 begonnenen Suche informieren:
BASE

Fachkräfte der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) arbeiten an einem Forschungsprojekt, um den Rückbau von Kernkraftwerken effizienter zu gestalten. Mithilfe von KI-Anwendungen und hybriden Lernplattformen mit VR- und AR-Elementen sollen Fachkräfte besser ausgebildet und Rückbauprozesse optimiert werden. Eine digitale Plattform soll zudem die Genehmigungsverfahren transparenter und schneller machen. Das Projekt wird bis 2027 laufen und vom Bundesbildungsministerium gefördert:
IDW

Der Transport von vier Castor-Behältern mit hochradioaktivem Abfall aus Frankreich nach Philippsburg wurde vom zuständigen Bundesamt (BASE) genehmigt. Die Abfälle stammen aus der Wiederaufarbeitung und sollen noch in diesem Jahr ins Zwischenlager auf dem Gelände des stillgelegten Atomkraftwerks gebracht werden. Die genaue Transportstrecke und der Zeitpunkt werden aus Sicherheitsgründen nicht veröffentlicht:
TAGESSCHAU
SZ

Aktuelle Stimmen

Andreas Wasielewski, Leiter der Atomaufsicht in Schleswig-Holstein, und Guido Knott, Geschäftsführer von Preussen Elektra, diskutieren im Landtag über den Rückbau des Kernkraftwerks Brokdorf. Während Wasielewski auf die Sicherheitsaspekte hinweist, beklagt Knott die steigende Kontrolldichte und mögliche Verzögerungen im Rückbauplan. Ein weiteres Thema ist die unzureichende Akzeptanz für Deponien, um den anfallenden Schutt zu lagern, was den Rückbau erheblich verzögern könnte:
SHZ (Bezahlinhalt)
NDR

Der Wirtschaftsingenieur Jan Emblemsvåg von der Norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie in Trondheim hat Szenarien durchgerechnet, was wäre, wenn Deutschland nicht aus der Kernkraft ausgestiegen wäre und stattdessen sogar in sie investiert hätte und diese in der Fachzeitschrift „International Journal of Sustainable Energy“ veröffentlicht. Demnach hat Deutschland durch den Atomausstieg 600 Milliarden Euro verloren und gleichzeitig seine CO₂-Bilanz verschlechtert hat. Wäre das Land bei der Kernkraft geblieben, hätte es mehr CO₂-freien Strom produziert und seine Klimaziele effizienter erreicht:
WELT (Bezahlinhalt)

Internationale Nachrichten

Schweiz: Die Schweizer Stromwirtschaft unterstützt die Aufhebung des Bauverbots für neue Kernkraftwerke. Vertreter der Branche argumentieren, dass Kernkraftwerke notwendig sind, um die zukünftige Stromversorgungssicherheit des Landes zu gewährleisten, insbesondere vor dem Hintergrund der Energiewende und dem Ausstieg aus fossilen Energieträgern. Ein möglicher Bau neuer Meiler könnte jedoch erst in ferner Zukunft Realität werden, da der politische und gesellschaftliche Widerstand noch immer groß ist:
NZZ

Italien: Italiens Regierung plant den Bau neuer Kernkraftwerke, um die Energieversorgung des Landes langfristig zu sichern und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern. Nach jahrzehntelangem Verzicht auf Kernenergie verfolgt die Regierung unter Giorgia Meloni einen Kurswechsel, um auch die Ziele im Klimaschutz zu erreichen. Dies steht im Einklang mit dem wachsenden Interesse in Europa, Atomkraft als Teil einer nachhaltigen Energiezukunft zu betrachten:
RND (Bezahlinhalt)

Japan: Nach Verzögerungen wegen technischer Probleme hat die Tokyo Electric Power Company (TEPCO) in Fukushima mit der Entnahme von geschmolzenem Brennstoff aus einem der havarierten Reaktoren begonnen. Diese Proben sollen Aufschluss über den Zustand des Reaktors geben und den Rückbau des Kernkraftwerks unterstützen. Die Arbeiten stellen einen wichtigen Schritt im langjährigen Stilllegungsprozess dar, der Jahrzehnte dauern wird. Die Reaktoren müssen weiterhin mit Wasser gekühlt werden, das gefiltert und ins Meer geleitet wird, um Platz für weitere Stilllegungsmaßnahmen zu schaffen:
STERN
DEUTSCHE WELLE

 

Bildquelle: PreussenElektra GmbH