Presseschau vom 17.02.2021

Diese Woche erwartet Sie in der Presseschau eine besonders reiche Ausbeute an relevanten Beiträgen, beginnend mit einem Jubiläum in Brunsbüttel, dazu zahlreiche Artikel aus Deutschland, aber auch internationale Neuigkeiten aus Estland und gleich zweimal dem französischen Cattenom, wo u.a. ein besonderes Wetterphänomen die Aufmerksamkeit der Medien erregte.

Vor 50 Jahren und einige Jahre, bevor das Kernkraftwerk Brunsbüttel 1977 ans Netz ging, wurde am Standort ein Info-Zentrum geschaffen, um über den Bau und die Energieform Kernenergie aufzuklären. Aufklärung und Transparenz seien durchgehend das Motiv für dessen Betrieb gewesen, so Boyens Medien in einem Beitrag anlässlich des Jubiläums. Das Informationszentrum habe seine Zielsetzung im Laufe der Jahre jedoch verändert. In den Anfangsjahren sei es vor allem um die Energieform Kernkraft und den Bau des Kraftwerks gegangen, später habe die Funktionsweise im Vordergrund gestanden. An Modellen sei das An- und Abfahren sowie das Innenleben und die Funktion eines Generators eines Kernkraftwerks erklärt worden. Wo das Material für die Brennstäbe abgebaut und wie sie hergestellt werden, habe ebenfalls einen Schwerpunkt der Darstellung gebildet. Die letzte Zäsur erfuhr das Kernkraftwerk und sein Informationszentrum nach dem Beschluss zum Ausstieg aus der Kernenergie im Jahre 2011. Seitdem habe sich der Fokus von der Kernenergie hin zur Energiewende verschoben. Alles drehe sich nun um den Rückbau des Kraftwerks, um ein Endlager und mögliche Deponien für kontaminierten Schutt, zitiert das Blatt den Sprecher des KKW Olaf Hiel. Aufklärung sei aber immer noch wichtig, so Hiel, insbesondere deshalb, weil der Ausstieg dauern werde:

BOYENS MEDIEN (Bezahlinhalt)

In Lübeck soll es eine Bürger-Umfrage über die Zwangs-Zuweisung von 12.500 Tonnen Bauschutt aus dem KKW Brunsbüttel geben. In einem Fernsehbeitrag widmet sich der NDR in seinem Schleswig-Holstein-Magazin der Thematik und beschäftigt sich insbesondere differenziert mit der Rolle der GRÜNEN bei der Entscheidung zur Deponierung der freigemessenen Abfälle:

NDR

Eine ähnliche Situation findet sich in Bergrheinfeld: In der Kreismülldeponie Rothmühle bei Bergrheinfeld ist der erste aus dem Kernkraftwerk Grafenrheinfeld stammende, von Radioaktivität freigemessene Müll angeliefert worden. In der Region wird nun mit beiderseits ähnlichen Argumenten über mögliche Folgen für die Gesundheit gestritten, wie der BR berichtet:

BR

Rund 100.000 Menschen kamen am 28. Februar 1981 zur bis dahin größten deutschen Anti-Atom-Demo an die Unterelbe. Sie protestierten gegen den Bau des KKW Brokdorf trotz eines entsprechenden Verbots. 1976 kam es bei der „Schlacht um Brokdorf“ zu massiven Ausschreitungen. Der NDR schildert anlässlich des 40. Jahrestages dieses Ereignisses die damaligen Proteste und die politischen Hintergründe in einem Feature:

NDR

Das Kernkraftwerk Grohnde im Landkreis Hameln-Pyrmont soll bis zum letztmöglichen Abschält-Zeitpunkt Ende 2021 Weiterbetrieben werden. Dies habe laut NDR der Energiekonzern PreussenElektra dem Land Niedersachsen mitgeteilt. Das sei möglich, weil Reststrommengen vom stillgelegten Atomkraftwerk Krümmel auf Grohnde übertragen werden können, heißt es in einer Antwort der Landesregierung an die GRÜNEN. Nach Ansicht der Partei sollte der Meiler stattdessen so schnell wie möglich abgeschaltet werden:

NDR

Das Kernkraftwerk Isar 2 in Essenbach bei Landshut hat im Jahr 2021 deutschlandweit erneut am meisten Strom produziert. Im kommenden Jahr soll das Kraftwerk abgeschaltet werden. Bis dahin liefere es laut BR aber noch eine große Menge Strom. Das AKW sei erneut „deutscher Meister“ unter den Kernkraftwerken bei der Stromerzeugung: Isar 2 führe demnach bei der Stromerzeugung mit über elf Milliarden Kilowattstunden (brutto) im Jahr 2020 erneut die Rangliste der deutschen Kernkraftwerke an. Das Kernkraftwerk Grohnde in Niedersachsen und das Kernkraftwerk Brokdorf in Schleswig-Holstein lieferten jeweils gut zehn Milliarden Kilowattstunden (brutto) Strom. Trotz der Herausforderungen der Corona-Pandemie sind alle drei Kernkraftwerke im vergangenen Jahr mit Ausnahme der Revisionen unterbrechungsfrei gelaufen:

BR

Ergänzend zu diesem Beitrag weisen wir auf eine Pressemeldung des Betreibers KKW Grohnde hin, wonach dieses KKW am 7. Februar 2021 die Marke von 400 Milliarden Kilowattstunden erzeugten Stroms überschritten habe. Damit existiere weltweit kein einziger Kernkraftwerksblock, der mehr Strom erzeugt habe:

PREUSSENELEKTRA

Durch die Stilllegung des Kernkraftwerks Gundremmingen fehle in der Region Energie, so B4B Schwaben. Diese soll nun durch ein neues Gaswerk ersetzt werden.  Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion habe den Zuschlag für ein neues Gaskraftwerk am Standort Leipheim erteilt. Der Bayerische Wirtschafts- und Energieminister Aiwanger zeigte sich dem Wirtschaftsdienst zufolge erfreut: „Nicht zuletzt auf hartnäckiges Drängen der Bayerischen Staatsregierung wurde das Ausschreibungsverfahren endlich erfolgreich abgeschlossen. Damit kommt ein weiteres Gaskraftwerk nach Bayern, welches zusammen mit Irsching Block 6 einen wichtigen Beitrag für die Versorgungssicherheit und Systemstabilität Bayerns ab 2022/2023 leisten wird.“:

B4B WIRTSCHAFTSLEBEN SCHWABEN

Im Kernkraftwerk Neckarwestheim sei bei einem Routinerundgang radioaktives Abwasser in einem separaten Raum entdeckt worden, so der SWR. Es war offenbar aus einer undichten Armatur ausgetreten. Bereits Ende Januar habe die Betreiberfirma Ablagerungen im Bereich des Gehäusedeckels der Armatur festgestellt. Es handelt sich dabei um ein System, das zur Behandlung flüssiger radioaktiver Abfälle diene, heißt es in einer Mitteilung des Umweltministeriums. Der betroffene Abschnitt gehöre nicht zum Sicherheitssystem des Kernkraftwerks. Der betroffene Raum wurde geringfügig kontaminiert und die Armatur ersetzt. Nach der Ursache werde gesucht. Mensch und Umwelt seien nicht gefährdet gewesen, hieß es. Es handelte sich um einen meldepflichtigen Vorfall von geringer sicherheitstechnischer Bedeutung:

SWR AKTUELL

Eine deutsche Exporteurin von Brennelementen darf trotz Widersprüchen ein Schweizer Atomkraftwerk mit Kernbrennstoffen beliefern, so die hessische Allgemeine Zeitung unter Berufung auf dpa. Wie eine Sprecherin des Verwaltungsgerichts Frankfurt demnach mitteilte, gab die für Atomrecht zuständige 6. Kammer dem Eilantrag statt. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) hatte der Antragstellerin im vergangenen September eine atomrechtliche Ausfuhrgenehmigung für die Belieferung eines an der deutschen Grenze gelegenen Schweizer Kernkraftwerks erteilt. Dagegen hatten drei im Süden Baden-Württembergs lebende Privatpersonen und ein Umweltschutzverband Widerspruch eingelegt und argumentiert, der Betrieb des Kernkraftwerks bedrohe die Sicherheit der Region:

ALLGEMEINE ZEITUNG

Die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen sind trotz des Zerfalls der Sowjetunion (UdSSR) vor etwa 30 Jahren noch immer von der Stromversorgung durch Russland abhängig. Dies solle sich laut einer Mitteilung des Unternehmens Tractebel Engineering bis zum Jahr 2025 ändern, wie die Website Forschung und Wissen berichtet. Laut dem estnischen Rundfunk ERR habe das estnische Energieunternehmen Fermi Energia dazu gemeinsam mit dem finnischen Energieunternehmen Fortum und Tractebel Engineering eine Kooperation geschlossen. Das Ziel der Zusammenarbeit sei die Entwicklung und der Bau eines Small Modular Reactor (SMR). Es handelt sich dabei um ein Mini-Kernkraftwerk mit bis zu 300 MW Leistung, dass die Länder ohne CO2-Emissionen mit Strom versorgen könnte:

FORSCHUNG UND WISSEN

Ein Reaktor des Kernkraftwerks in Cattenom sei für eine längere Laufzeit vorbereitet worden, so der Volksfreund/RP Online. Der Kraftwerksblock Nummer 3 des Kraftwerks wurde zum dritten Mal im Abstand von etwa sechs Monaten vom nationalen Netz getrennt. Während dieses geplanten Stillstands werden 18 000 Aktivitäten, mehr als 150 Änderungen an den Anlagen und zahlreiche behördliche Überprüfungen durchgeführt. Das teilt der Betreiber EDF dem Blatt zufolge mit. Das Ziel dieser alle zehn Jahre stattfindenden Arbeiten sei es nach Angaben des Betreibers, das Sicherheitsniveau des Kraftwerks zu erhöhen und eine Verlängerung der Betriebsdauer zu ermöglichen. Am Ende der Inspektions- und Wartungsarbeiten werde über die Fortführung des Betriebs für die nächsten zehn Jahre entschieden:

VOLKSFREUND

Von einem überraschenden Wetterphänomen in Zusammenhang mit dem Kernkraftwerk Cattenom berichtet das Portal Das Wetter. Das Ereignis fand statt, als die Temperaturen in der Moselregion unter dem Gefrierpunkt lagen. Die von den Kühltürmen des Kernkraftwerks ausgestoßenen Mikrotropfen kondensierten, sodass sogar die Wetterradare die Wolke erkannten. Der Niederschlag lag aufgrund der niedrigen Temperaturen, die durch einen Einbruch der Polarluft verursacht wurden, in fester Form vor. Der Schneefall war von starker Intensität, mit Mächtigkeiten von bis zu 20 oder 30 Zentimetern in den Gebieten, die dem Kernkraftwerk am nächsten liegen. Außerdem fiel der Schnee in einem Radius von etwa 10 Kilometern:

DAS WETTER