Presseschau vom 16.02.2022

Herzlich willkommen zur aktuellen Presseschau. Der Fokus in dieser Woche liegt auf internationalen Themen mit Berichten aus Frankreich, England, China und der Schweiz, lokal abgerundet durch Nachrichten aus Krümmel, Grohnde und einem aktuellen Blick auf den Energiestandort Brunsbüttel. Wir wünschen viel Spaß und gute Erkenntnisse bei der Lektüre.

Im dauerhaft abgeschalteten Kernkraftwerk Krümmel wird aktuell zur Vorbereitung auf den Abbau der Anlage Isolationsmaterial im Sicherheitsbehälter entfernt. Dabei wurden Risse an Stahlträgern (Kragarmen) im Bereich der Ablaufrinne sichtbar. Die Ablaufrinne habe im Nachbetrieb keine Funktion, so die LOZ in ihrem Bericht. Die Standsicherheit der Stahlkonstruktion sei gewährleistet. Der Vorgang wurde demnach der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde fristgerecht als Meldepflichtiges Ereignis der Kategorie „N“ (Normalmeldung) angezeigt. Das Ereignis liege unterhalb der sieben Stufen der internationalen Skala zur Bewertung von Vorkommnissen in Kraftwerken („INES 0“):

LOZ

Bei wiederkehrenden Druckprüfungen wurde an einer Schweißnaht in einem Strang des gesicherten konventionellen Zwischenkühlsystems des Kernkraftwerks Grohnde eine Tropfleckage festgestellt, teilt das niedersächsische Ministerium für Umwelt in eiener Pressemitteilung mit. Die Leckage sei erst beim sogenannten Prüfdruck aufgetreten, der entsprechend dem kerntechnischen Regelwerk den Betriebsdruck überschreitet. Der betroffene Rohrleitungsabschnitt werde ersetzt, im Rahmen der Übertragbarkeitsprüfung werden weitere, vergleichbare Abschnitte untersucht. Das Ereignis wurde demnach nach der Kategorie Normal (N 2.2.1) der Meldeverordnung innerhalb der vorgeschriebenen Frist gemeldet. Das Ereignis wurde nach der INES-Skala in die Stufe 0 eingestuft:

UMWELT.NIEDERSACHSEN

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat den Bau von bis zu 14 neuen Atomreaktoren angekündigt. Bis 2050 sollen sechs Druckwasserreaktoren der neuesten Generation (EPR) gebaut werden, sagte Macron laut ZDF im ostfranzösischen Belfort. Für diese seien Kosten von etwa 50 Milliarden Euro veranschlagt. Der Bau von acht weiteren Reaktoren solle geprüft werden. Dies bedeute eine „Renaissance der Atomkraft“ in Frankreich, so der Präsident. Er betonte, die Kernenergie stehe im Zentrum der französischen Klimaschutzpolitik. Die neuen Atommeiler sollen vom staatlichen Versorger EDF gebaut und betrieben und mit Milliarden Euro öffentlicher Mittel gefördert werden:

ZDF

Die Regierung in London verspricht eine nukleare Renaissance durch kleine Kernkraftwerke, tatsächlich würden aber viel mehr Reaktoren stillgelegt als neu gebaut, so die Frankfurter Rundschau. Großbritannien sei zwar eines der Hoffnungsländer für die Atombranche. In Hinkley Point im Südwesten der Insel würden derzeit zwei neue große Reaktoren gebaut. Zudem unterstütze die Regierung in London die Entwicklung von Mini-KKW, die ab Mitte der 2030er Jahre Strom liefern sollen. Von der Öffentlichkeit viel weniger beachtet, laufe in dem Land aber ein Rückbau der Kernkraft, dessen Tempo aktuell dem deutschen KKW-Ausstieg ähnele:

FR

Ob Kernenergie das Klima schütze, ist in der EU heftig umstritten. Während Deutschland und Belgien ihre letzten KKW abschalten, setzen Frankreich und viele osteuropäischen Länder auf die vermeintlich grüne Atomkraft. Die heftige Debatte über die EU-Taxonomie habe gezeigt, so die Tagesschau in einem zusammenfassenden Bericht, wie gespalten Europa in der Kernenergie-Frage sei. Einige Länder lehnen die Atomkraft ab; andere Staaten, vor allem in Osteuropa, halten an dem CO2-freien Energieträger fest und wollen ihn teils sogar noch ausbauen, um die verschärften Klimaschutz-Ziele Brüssels einzuhalten. Momentan befinden sich in 14 EU-Ländern Kernkraftwerke. Polen plant als 15. Staat den Einstieg in die Atomenergie und will spätestens 2026 mit dem Bau des ersten Reaktors beginnen. Bis 2043 sollen fünf weitere Meiler folgen:

TAGESSCHAU

Während in Deutschland Kernkraftwerke stillgelegt werden, gibt es in anderen Ländern einen Ausbau. Davon profitieren laut des Portals „Du bist Halle“ deutsche Unternehmen wie die KSB Pumpenwerke, die auch ein Werk in Halle (Saale) betreiben. Das Unternehmen habe jetzt den größten Auftrag seiner Geschichte erhalten. Für mehr als 100 Millionen Euro produziere KSB zusammen mit seinem chinesischen Joint-Venture-Partner SEC-KSB acht Hauptkühlmittelpumpen des Typs RUV für ein derzeit im Bau befindliches Kernkraftwerk im Süden Chinas. Die Produktion werde fast vier Jahre in Anspruch nehmen. Zum Lieferumfang gehören demnach auch Vor-Ort-Service, Werkzeuge, Transport- und Spezialgestelle, die den komplexen Einbau in den Kühlkreislauf des Reaktors ermöglichen:

DUBISTHALLE

Von großem Interesse junger Schweizer Studierender an Kerntechnik berichtet der dortige Tagesanzeiger anlässlich eines Interviews mit einer Professorin der Nukeartechnik an der ETH Zürich. Die Studentenzahl nehme in den letzten Jahren zu. In diesem Jahr hätten 26 Studierende mit dem Masterstudiengang Nuclear Engineering an der ETH Zürich begonnen, im Vorjahr waren es lediglich 15. Dies sei beachtlich für einen spezialisierten Master in Nukleartechnik. Im letzten Jahr seien sogar die Hälfte der Studierenden Frauen. „Die jungen Menschen zeigen ein deutlich grösseres Bewusstsein für die Umwelt und den Klimawandel als früher und sind offen für alle möglichen technischen Lösungen. Dazu gehört auch die Kernkraft“, so die Professorin:

TAGESANZEIGER

Unsicherheit am Energiestandort Brunsbüttel: Der geplante Bau und Betrieb eines Terminals für Flüssigerdgas (LNG) rücken laut n-tv weiter in die Ferne. Rund vier Jahre nach Präsentation des Vorhabens gäbe es noch keinen Termin für eine endgültige Investitionsentscheidung, wie eine Sprecherin des Projektträgers German LNG Terminal GmbH dem Sender zufolge sagte. Es handele sich um eine sehr komplexe, kostenintensive und langfristige Investition. „In Zeiten der Corona-Pandemie ist es schwieriger denn je, verlässliche Aussagen zum exakten zeitlichen Projektverlauf zu tätigen, sodass wir davon wie bisher absehen“:

N-TV