Herzlich willkommen zur neuesten Ausgabe der Presseschau. Die Schwierigkeiten, die die Entsorgung des beim Rückbau deutscher Kernkraftwerke entstehenden Abfalls bereitet, sind weiterhin Thema in den Medien. Des Weiteren gibt es Nachrichten zu anderen Aspekten des Rückbaus deutscher Kernkraftwerke, eine Expertendiskussion zum Thema beherrschbare Risiken der Kernkraft sowie internationale Nachrichten. Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre:
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Die Konflikte rund um die Entsorgung des Bauschutts aus Kernkraftwerken haben nun auch Auswirkungen auf den Rückbau des KKW Philippsburg bei Karlsruhe. Bereits im Mai 2020 waren die Kühltürme des KKW zum Einsturz gebracht worden, doch auch fast drei Jahre später ist noch unklar, wo die dabei entstandenen Abfälle entsorgt werden sollen. Da die Lagerung auf dem Gelände des Kraftwerks zu Verzögerungen beim Rückbau führen kann, reichte Betreiber EnBW nun Klage am Verwaltungsgerichtshof Mannheim ein. Diese richtet sich gegen den Enzkreis, der sich weigert, den Bauschutt auf einer dortigen Deponie unterzubringen:
• SWR
Das schleswig-holsteinische Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur erteilte am 8. März die Genehmigung zum Umgang mit radioaktiven Stoffen am Standort des KKW Brunsbüttel. Die Errichtung des Lagers für schwach- und mittelradioaktiven Abfall (LasmA) wurde parallel mit der Beantragung der Genehmigung im Jahr 2014 begonnen. Die Genehmigung gilt zunächst für 40 Jahre:
• MERKUR
Anlässlich des Jahrestags der Nuklearkatastrophe von Fukushima öffnete das Geesthachter Ehepaar Boll am 11. März ihr Kernkraft-Widerstandsarchiv. In diesem findet sich unter anderem eine Schrift, in der die Abschaltung des KKW Krümmel gefordert und der Rückbau als einfach und unkompliziert beschrieben wird. Ein Blick auf die Realität zeigt: Dem ist nicht so. Selbst acht Jahre nach Antragsstellung steht eine Rückbaugenehmigung immer noch aus, für den Rückbau selbst werden insgesamt ca. 15 Jahre einkalkuliert:
• LAUENBURGISCHE LANDESZEITUNG (Bezahlinhalt)
Als Reaktion auf die Forderung aus den Reihen der CDU, den Austausch der drei verbleibenden deutschen KKW mit Reaktoren modernerer Bauart in Erwägung zu ziehen, veröffentlichte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) nun eine Studie, die zeigt, dass keines der aktuell zur Diskussion stehenden Kernkraftwerkmodelle sowohl wirtschaftlich als auch technisch sinnvoll sei. Außerdem drohe durch die Abschaltung zum 15. April hin kein Einbruch der Versorgungssicherheit:
Die baden-württembergische Gemeinde Neckarwestheim hat jahrzehntelang von dem dort angesiedelten KKW finanziell profitiert und so sind seitens der dortigen Bevölkerung mit der Stilllegung auch negative Gefühle verbunden. Die Reportage widmet sich der Geschichte des Kernkraftwerks, seinen Freunden und Gegnern, sowie der Frage, was beim und nach dem Rückbau mit dem Kraftwerk passieren wird:
• SÜDDEUTSCHE ZEITUNG (Bezahlinhalt)
Aktuelle Stimmen:
Als Teil des Formats 3 auf 1 analysieren und diskutieren Uwe Stoll, technisch-wissenschaftlicher Geschäftsführer der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit, Rainer Klute, Vorsitzender der Pro-Atom-NGO Nuklearia e.V. und Armin Simon, Aktivist bei der Anti-Kernkraft-Organisation Ausgestrahlt, die Frage, ob die mit Kernkraft verbundenen Risiken mittlerweile beherrschbar sind:
Internationale News:
Belgien: Die belgische Regierung hat eine Untersuchung zur sicheren Versorgung des Landes mit Kernenergie in Auftrag gegeben. Dabei geht es in erster Linie um die Kernkraftwerke Tihange und Doel, in denen jeweils ein Reaktor eigentlich für Wartungsarbeiten ein Jahr lang vom Netz genommen werden sollte, nun aber bis 2035 ununterbrochen weiterbetrieben werden soll. Die Reaktoren, die aus den 1970er und 1980er Jahren stammen, sind gerade in Deutschland sehr umstritten:
Frankreich: In Reaktor 3 des französischen Kernkraftwerks Cattenom in der Region Lothringen sind weitere Risse entdeckt worden. Um die Durchführung weiterer Kontrollen und Reparaturen zu ermöglichen, wird der Reaktor vorerst vom Netz getrennt bleiben, Reaktor 2 des gleichen KKW ist bereits für Wartungsarbeiten ausgeschaltet. Da es seit 2018 immer wieder zu Sicherheitsbedenken in Bezug auf das Kraftwerk kam, fordert das rheinland-pfälzische Umweltministerium seine Abschaltung:
• SWR
Japan: Am 11. März 2023 jährte sich die Nuklearkatastrophe von Fukushima zum 12. Mal. Während das Unglück lange Zeit zur Folge hatte, dass sich sowohl gesellschaftlich als auch politisch viel Widerstand gegen die Energiegewinnung durch Kernkraft regte und es dadurch zu einem starken Herunterfahren kam, ist seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine und der dadurch ausgelösten Energieknappheit erstmals wieder die Mehrheit der Japaner für eine weitere Nutzung von Kernkraft: