Presseschau vom 13.10.2021

Die Presseschau in dieser Woche bietet eine Fülle von Beiträgen zum Stand der Rückbauprojekte einiger deutscher KKW und weitere lokale und nationale Meldungen. Ein weiterer Schwerpunkt der Nachrichtenlage in dieser Woche ist die anhaltende europäische Diskussion zur Zukunft der Kernkraft, zuletzt weiter befeuert durch Aussagen des französischen Präsidenten. Wir wünschen Ihnen gewinnbringende, interessante Lektüre.

Das vorletzte aktive Kernkraftwerk in Niedersachsen bereitet sich auf sein Ende vor: Die Vorbereitungen für den Rückbau des Kraftwerks Grohnde bei Hameln laufen laut eines Beitrags bei Stern.de auf Hochtouren. Noch warte der Betreiber PreussenElektra aber auf die Rückbaugenehmigung. Das sehr aufwendige Genehmigungsverfahren laufe bereits seit 2017. Das Kraftwerk soll Ende des Jahres nach 36 Jahren Leistungsbetrieb vom Netz gehen, dann produziert in Niedersachsen als einziges Kernkraftwerk nur noch das KKW Lingen Strom:

STERN

Ausführlich und mit Bildmaterial aus dem Werk beschäftigt sich auch die Hamburger Morgenpost mit dem KKW Grohnde und zitiert den künftigen Leiter des Rückbaus: „Der Rückbau eines Kernkraftwerks unterscheidet sich stark von dem Abriss anderer Industrieanlagen, weil wir es mit Gebäudeteilen zu tun haben, die im Austausch mit radioaktiven Stoffen stehen“, so der Mitarbeiter, der bereits seit fünf Jahren in die Planungen eingebunden sei. „Jedes einzelne Dübelloch, jede einzelne Fuge im Beton muss beim nuklearen Rückbau hinsichtlich einer möglichen Kontamination freigegeben werden“, sagt er. Der Beitrag beschäftigt sich auch mit den Problemen der Entsorgung des beim Rückbau anfallenden Abfalls, hier kommen auch Stimmen aus der lokalen Politik zu Wort:

HAMBURGER MORGENPOST

Aus Lingen meIdet der NDR einen Vorfall: Im Kernkraftwerk habe ein Mitarbeiter mit einem Fehlschnitt ein Wasserrohr durchtrennt, das zum Reaktorgebäude gehört. Da das Rohr sofort verschlossen wurde und leer war, läge laut Umweltministerium keine Gefahr für Personal und Umwelt vor:

NDR

Das Kernkraftwerk Isar 2 in Essenbach im Landkreis Landshut ist ein letztes Mal zur Revision heruntergefahren worden. Noch einmal gäbe es einen umfangreichen Check, bis da Werk Ende 2022 als eines der letzten Kernkraftwerke in Deutschland abgeschaltet wird. Der BR hat die Details:

BAYRISCHER RUNDFUNK

Bis ein Endlager für hochradioaktiven Müll in Betrieb geht, dauert es noch Jahrzehnte. Solange bleibe der Abfall in Zwischenlagern neben den Meilern. Am Kernkraftwerk Krümmel soll schwach- und mittelradioaktiver Müll in einer neuen, riesigen Halle untergebracht werden, bis er irgendwann ins Zwischenlager Schacht Konrad transportiert werden kann. Die Landeszeitung Lüneburg beschäftigt sich mit dem Stand der Arbeiten:

LANDESZEITUNG LÜNEBURG (Bezahlinhalt)

Im abgeschalteten und kernbrennstofffreien Block A des Kraftwerks Biblis musste am Reaktor-Rundlaufkran eine Baugruppe in der betrieblichen Steuerung gegen eine Ersatzbaugruppe gleichen Typs getauscht werden, weil es durch einen Fehler dieser Baugruppe des Krans wiederholt zum Ansprechen der Hupe an der Fernbedienung kam. Die Betreiberin des Kernkraftwerkes Biblis, die RWE Nuclear GmbH, habe laut eines Berichts des RheinMainVerlags dem hessischen Umweltministerium als zuständiger Aufsichtsbehörde das nachfolgende Ereignis gemeldet. Die Befunde hätten keinerlei radiologische Auswirkungen und es sei zu keiner Beeinträchtigung von anderen Systemen gekommen. Das Vorkommnis wurde demnach von der Betreiberin in die Kategorie N (= Normal) nach den deutschen Meldekriterien eingestuft:

RHEINMAIN VERLAG

Im französischen Kernkraftwerk Cattenom habe es laut Trier Volksfreund einen Zwischenfall gegeben. Wie der Betreiber, der Energiekonzern EDF demnach auf seiner Internetseite mitteilte, schaltete sich der Reaktor des Blocks 3 „gemäß den Sicherheits- und Schutzbestimmungen“ automatisch ab. Zu den Gründen, warum der Reaktor heruntergefahren wurde, teilte EDF nichts mit. Es seien Kontrollen und Diagnosen durchgeführt worden. Der Zwischenfall habe keine Auswirkungen auf die Sicherheit der Anlage und die Umwelt, heißt es bei EDF. Durch den Ausfall des dritten Reaktorblocks produzieren derzeit nur zwei Einheiten der Anlagen Strom. Block 2 sei derzeit wegen Wartungsarbeiten planmäßig außer Betrieb:

VOLKSFREUND

Die EU-Kommission wolle festlegen, wann Unternehmen klimafreundlich sind. Umstritten sei, was für Atom- und Gasmeiler gelten solle. Der Disput werde sich nach einer brisanten Entscheidung der Mitgliedstaaten bald zuspitzen, so die Süddeutsche Zeitung. Das Blatt beschäftigt sich deshalb mit der Frage, wie „grün“ Kernkraftwerke tatsächlich seien:

SÜDDEUTSCHE ZEITUNG

Das Handelsblatt gibt einen gesamteuropäischen Überblick zur aktuellen und zukünftig geplanten Nutzung von Kernkraft und schaut dabei nach Frankreich, Finnland, Schweden, Polen, Großbritannien, Italien, Spanien und die Türkei. Bis auf Spanien würden alle genannten Ländern mehr oder weniger intensiv an der Kernkraft festhalten, das Klimaschutzargument stehe dabei zumeist an erster Stelle:

HANDELSBLATT

Trotz des Ausbaus erneuerbarer Energien will sich Frankreich vorerst nicht von der Kernenergie trennen. Präsident Macron plane aktuell stattdessen in neuartige Kernkraftwerke zu investieren. Frankreich wolle nach den Vorstellungen des Präsidenten zum einen neue, kleine Kernkraftwerke (SMR) bauen, zum anderen sollen aber auch erneuerbare Energien ausgebaut werden. Dabei gehe es, wie n-tv kommentiert, um den Kampf gegen Klimawandel ebenso wie um den Schutz der heimischen Industrie und nicht zuletzt auch um die Strompreise. Selbst die französischen Grünen, so der Sender, schöben den früher vehement geforderten Atomausstieg inzwischen verbal weit in die Zukunft. „Niemand sagt, dass wir morgen die Atomkraftwerke runterfahren“, wird der grüne Präsidentschaftskandidat Yannick Jadot zitiert. Er rechne mit 20 Jahren bis zum Ausstieg. „Und wenn es fünf Jahre mehr sind, dann ist das eben so.“

N-TV

Klimaschutz klappe nur mit Kernkraft, behauptet ein Meinungsbeitrag, den das Magazin für politische Kultur Cicero als offenen Brief an die Organisation „Fridays for future“ veröffentlicht hat. Autor ist Prof. Dr.-Ing. Alfred Voß, der das Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung der Universität Stuttgart leitete. Er war Mitglied der Enquete-Kommissionen „Schutz der Erdatmosphäre“ und „Nachhaltige Energieversorgung“ des Deutschen Bundestags:

CICERO

Alle zwei Jahre trifft sich die Gemeinschaft der Rettungs- und Erkundungsrobotik am Kernkraftwerk Zwentendorf an der Donau nahe Wien. In diesem Jahr sei laut eines Beitrags auf IDW Online auch das Team roboTHIx der Technischen Hochschule Ingolstadt vor Ort und erprobe beim dritten European Robotics Hackathon EnRicH, wie Roboter im Ernstfall Rettungskräfte unterstützen können. Die Aufgabe im nachgestellten Katastrophenfall des Hackathon seien komplex: Die Teams und ihre Roboter müssen Bereiche des AKWs auf Strahlung hin untersuchen und wichtige Bereiche mittels Laserscannern kartieren. Das Team roboTHIx nehme laut einer Mitteilung der Hochschule zum ersten Mal bei EnRicH teil: Studierende der Fakultät Elektro- und Informationstechnik bauten Roboter X1 in den vergangenen Monaten zusammen. Ausgestattet sei er mit zwei Motoren, einer 3D-Kamera, einem Laserscanner sowie einem Geigerzähler. X1 erstellt auf seiner Mission innerhalb von 30 Minuten eine Umgebungskarte des Kraftwerks, in welcher die Strahlungsquellen eingezeichnet seien:

NACHRICHTEN IDW