Presseschau vom 12.06.2020

Wir begrüßen Sie recht herzlich zu einer neuen Ausgabe der Presseschau. Der Fokus liegt diesmal stark auf klassischen Rückbauthemen, noch dazu mit Schwerpunkt auf dem Norden. Abgerundet wird die Auswahl aber durch den Blick nach UK und in die baltischen Staaten sowie nach Weißrussland.

Das Kernkraftwerk Brunsbüttel hat bei der Atomaufsichtsbehörde des schleswig-holsteinischen Ministeriums für Energie, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung (MELUND) die zweite Abbaugenehmigung beantragt. Die Rückbauplanung des KKB sieht den Abbau der Anlage in mehreren Phasen mit jeweils eigenen Genehmigungen vor. Die jetzt beantragte Phase II betrifft den Abbau des Reaktordruckbehälters und des Biologischen Schildes, der Bereiche um das Brennelementlagerbecken, des Abstell- und Reaktorraums sowie den Abbau der noch bestehenden Teile des Sicherheitsbehälters und des darunter befindlichen Sumpfes. Zum beantragten Abbauumfang gehören jeweils auch alle zugehörigen Hilfs- und Versorgungseinrichtungen. Es sollen sukzessive alle Anlagenteile und Systeme abgebaut werden, die zur Gewährleistung der verbleibenden Schutzziele nicht mehr benötigt werden:

PRESSEBOX

Im stillgelegten Kernkraftwerk Krümmel hat der Ausfall eines Niederspannungstransformators einen der sechs Notstromdiesel lahmgelegt. Wie der Betreiber Vattenfall laut Süddeutscher Zeitung mitteilte, werde ein baugleiches Reserveaggregat den ausgefallenen Transformator ersetzen. Vier Notstromdiesel seien verfügbar, als Mindestreserve würden zwei benötigt. Die Ursache der Störung werde geklärt, hieß es. Das meldepflichtige Ereignis der Kategorie „N“ (Normalmeldung) liege unterhalb der sieben Stufen der internationalen Skala zur Bewertung von Vorkommnissen in Kraftwerken:

SUEDDEUTSCHE ZEITUNG

Für die geplante Stilllegung und den Abbau des Kernkraftwerks Brokdorf will Schleswig-Holsteins Reaktorsicherheitsbehörde am Montag das öffentliche Beteiligungsverfahren starten. Ab 15. Juni können die Unterlagen zu den Genehmigungsanträgen zwei Monate lang unter anderem im Umweltministerium in Kiel und im Internet eingesehen werden. „Im Rahmen des Atomausstiegs haben Stilllegung und Abbau gerade des Kernkraftwerks Brokdorf für viele Menschen eine ganz besondere Bedeutung“, sagte Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) laut Süddeutscher Zeitung. Das KKW Brokdorf gehört zu 80 Prozent PreussenElektra und zu 20 Prozent Vattenfall. Betreiber der Anlage ist PreussenElektra. Das Kernkraftwerk ist seit 1986 am Netz:

SUEDDEUTSCHE ZEITUNG

Nach rund dreiwöchiger Revision ist das Kernkraftwerk Emsland bei Lingen wieder ans Netz gegangen. Ende 2022 soll das Kraftwerk nahe der niederländischen Grenze abgeschaltet werden. Wie der Kraftwerksbetreiber RWE laut HAZ mitteilte, wurde der Reaktor mit 44 frischen Brennelementen beladen. Darüber hinaus wurden etliche Prüfungen vorgenommen, bei denen drei meldepflichtige Ereignisse der Kategorie Normal aufgetreten seien, die höchstens sehr geringe sicherheitstechnische Bedeutung gehabt hätten. Menschen oder die Umwelt seien nicht gefährdet worden:

HANNOVERSCHE ALLGEMEINE ZEITUNG

Bei einer wiederkehrenden Prüfung im Reaktorschutzsystem von Block C des Kernkraftwerks Gundremmingen hat eine Armatur im Kaltwassersystem nicht ordnungsgemäß geschlossen. Das System dient unter anderem der Kühlung der Raumluft im Sicherheitsbehälter. Die Funktionalität einer weiteren, für solche Fälle zusätzlich vorhandenen Armatur sei daraufhin getestet und vollständig gegeben gewesen, melden die Betreiber. Ursache war demnach eine fehlerhafte elektronische Komponente. Nach deren Austausch wurde die Prüfung wiederholt und konnte erfolgreich abgeschlossen werden, so die Augsburger Allgemeine:

AUGSBURGER ALLGEMEINE

Der Investment-Newsservice investing.com meldet die Vergabe eines Großauftrags für Arbeiten an einem britische Kernkraftwerk an ein deutsches Unternehmen: Der Industriedienstleister Bilfinger habe sich neue Aufträge für Arbeiten am englischen Kernkraftwerk Hinkley Point C gesichert. Diese hätten dem Unternehmen zufolge ein Gesamtvolumen von rund 400 Millionen Euro. Damit übersteige das Auftragsvolumen für den Meiler nun eine halbe Milliarde Euro. Bilfinger verfüge über eine hohe Leistungsfähigkeit bei großen Neubauprojekten in der Nuklearindustrie, betont der Konzern:

INVESTING.COM

Seit zwei Monaten liegen alle Kohlekraftwerke auf der britischen Insel still. Schon vor der Corona-Rezession war ihr Anteil an der Stromversorgung minimal. Vor allem die Windenergie wird immer wichtiger. Wie die FAZ berichtet, setzt die britische Regierung neben den Erneuerbaren aber auch weiterhin massiv auf Kernenergie. Das Königreich hat 15 Kernkraftreaktoren, die meist rund ein Fünftel zur Stromversorgung beitragen. Derzeit werde das Kernkraftwerk in Hinkley Point um zwei Reaktoren erweitert, auch in Sizewell in Suffolk sei ein dritter Reaktor geplant. Laut Ofgem betrug der Anteil des Atomstroms in Großbritannien im Schlussquartal 2019 etwas mehr als 14 Prozent. Die Seite Carbon Brief schätzt den Anteil des Stroms aus Kernenergie in diesem Jahr bislang auf 18 Prozent:

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG

In der litauischen Hauptstadt Vilnius haben Demonstranten laut euronews gegen den Import von Strom aus einem neu gebauten Kernkraftwerk in Weißrussland protestiert. Der Meiler in Astravets liegt nur zehn Kilometer hinter der Grenze zu Litauen. Vilnius bemüht sich um eine Vereinbarung mit Lettland und Estland, die den drei baltischen Staaten den Stromhandel mit dem Kraftwerk untersagen würde:

EURONEWS