Presseschau vom 12.05.2021

Für die Presseschau dieser Woche finden wir eine solide Nachrichtenlage, u.a. zur Deponieentscheidung in Schleswig-Holstein, mit weiteren Beiträgen aus KKW im Norden und Deutschland und einer interessanten Betrachtung der finanzpolitischen Auswirkungen der Förderung von Kernkraft als nachhaltig durch die EU. Wir blicken außerdem nach Japan und zum Schluss in die Geesthachter Nachbarschaft des KKW Krümmel.

Das Land Schleswig-Holstein hat die angekündigten Zuweisungsbescheide für die Deponierung von freigegebenen Abfällen aus dem Rückbau des Kernkraftwerks Brunsbüttel für die Deponien Lübeck-Niemark und Johannistal erlassen. Beide Bescheide wurden laut SHZ am 10. Mai durch das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) als zuständiger Behörde an die Deponien übermittelt. Im Rahmen der bis Ende 2022 gültigen Zuweisung werden der Deponie Niemark bis zu 1410 Tonnen und der Deponie Johannistal bis zu 900 Tonnen Rückbau-Abfälle aus dem Kernkraftwerk Brunsbüttel zugewiesen. „Dabei geht es um solche Abfälle, die nach Strahlenschutzrecht freigegeben, allerdings nicht im Wege des Recyclings verwertbar sind und für die die genannten Deponien zugelassen sind“, teilte das LLUR laut des Berichts mit. Die Freigabe aus dem Atomrecht erfolgte in einem mehrstufigen Verfahren unter Begleitung unabhängiger Sachverständiger und nach Prüfung durch die Atomaufsichtsbehörde auf der Grundlage bundesrechtlicher Vorgaben:

SHZ (Bezahlinhalt)

Auch der NDR beschäftigt sich in einem frei verfügbaren Beitrag mit der Thematik. Ein Videobeitrag mit einer Schilderung des Verfahrens zur Deponierung der Abfälle ergänzt die Berichterstattung:

NDR

Ebenfalls in der SHZ findet sich ein weiterer Beitrag zur Zuweisungsentscheidung: Hier werden die kritischen Stimmen gegen diesen Beschluss zusammengefasst. Sowohl lokale Bürgerinitiativen als auch Mitglieder politischer Fraktionen in der Lübecker Bürgerschaft wenden sich gegen die Deponierung. Vorgebracht werden Sicherheitsbedenken, aber auch Hinweise auf die Schwierigkeit der Umsetzung unter Corona-Bedingungen und mögliche Beschädigungen der betroffenen Zufahrtsstraßen zu den Deponiestandorten:

SHZ (Bezahlinhalt)

Im stillgelegten Kernkraftwerk Unterweser im Landkreis Wesermarsch ist radioaktiv belastetes Wasser ausgetreten. Es gelangte in mehrere Räume. Der Zwischenfall sei aber nicht gravierend, teilte das niedersächsische Energieministerium als Aufsichtsbehörde mit. Das kontaminierte Wasser war bei Abbrucharbeiten im AKW ausgetreten. Eine Rohrleitung sei fehlerhaft getrennt worden, so das Ministerium. Das Lokalmedium buten un binnen berichtet, u.a. auch mit einem Audiobeitrag:

BUTEN UN BINNEN

Das einzige Kernkraftwerk in Franken könnte schon bald seine Wahrzeichen verlieren. Die beiden 143 Meter hohen Kühltürme des KKW Grafenrheinfeld sollen nun doch schon viel früher gesprengt werden als ursprünglich geplant, wie Nordbayern.de berichtet. Viele Einheimische vor Ort störten die Türme, sie wollen die markanten Monumente endlich aus dem Sichtfeld haben und auch optisch erkennen können, dass der Rückbau des Kernkraftwerks voll im Gange sei. Bisher konzentriere sich der Betreiber PreussenElektra auf den nuklearen Rückbau. Seit Ende 2020 ist die Anlage brennstofffrei, alle übrigen radioaktiven Komponenten sollen aber erst bis zum Jahr 2033 komplett entfernt sein. Bis 2035 sollen dann alle Gebäude und auch die Kühltürme abgerissen werden. Das Zwischenlager vor Ort wird dann wohl noch bleiben, die Genehmigung läuft bis zum Jahr 2046:

NORDBAYERN

Das Kernkraftwerk Lingen wurde bis Mitte Mai heruntergefahren. Grund dafür sei die jährliche Revision der Anlage, so der NDR. Der Energieversorger RWE investiere rund 20 Millionen Euro in das Prüfverfahren, dabei werden letztmalig 52 neue Brennelemente eingesetzt. Das Werk wird Ende 2022 abgeschaltet. Es ist bereits die zweite Revision unter Corona-Vorzeichen. Die rund 350 Mitarbeiter und das Sicherheitspersonal des Kernkraftwerks würden schon seit der Woche nach Ostern regelmäßig auf das Coronavirus getestet, so Anlagenleiter Wolfgang Kahlert. Energieversorger RWE hält am Abschalttermin Ende nächsten Jahres fest. Vorher solle es erneut eine Revision geben:

NDR

Nach 60 Jahren Kernkraft in Deutschland wird nächstes Jahr der letzte Meiler in Lingen abgeschaltet. Die Atomfabriken in Lingen und Gronau bleiben jedoch noch in Betrieb, für ein atomares Endlager wird auch im Kreis Steinfurt nach einem Standort gesucht. Radio RST widmet sich dem Thema im Rahmen einer „Themenwoche Atomkraft“, u.a. auch mit einigen Expertengesprächen als Audio-Files:

RADIO RST

Mit den finanzpolitischen Konsequenzen aus der Beurteilung der Kernkraft als nachhaltige Energiequelle durch die EU-Kommission beschäftigt sich das Wirtschaftsmagazin Capital. Brüssel ringe darum, ob Anlagen in Kernenergie künftig als nachhaltig gelten sollen. Die Entscheidung könne Milliarden für Kernkraft-Investments mobilisieren oder aber vom Markt komplett ignoriert werden. Sollte Kernenergie offiziell als nachhaltig gelten, dürfte sie für Fondsmanager und Anleger in der neuen, grünen Investmentwelt deutlich interessanter werden. Die Taxonomie wird zwar zunächst nur Investmentfonds und Lebensversicherungen regeln, Zertifikate sind davon zum Beispiel noch ausgenommen. Doch Finanzexperten erwarten, dass der eigentliche Einfluss des Regelwerks noch weit darüber hinaus gehe: Staaten oder Banken könnten sich immer dann auf die Taxonomie beziehen, wenn sie entscheiden müssen, ob eine Investition klimafreundlich sei:

CAPITAL

Zehn Jahre nach dem Unfall im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi sollen in Japan drei Atomreaktoren wieder in kommerziellen Betrieb gehen, die damals vom Netz genommen wurden. Tatsuji Sugmimoto, Gouverneur der Präfektur Fukui, in dem die drei Reaktoren liegen, habe laut des Branchendienstes Heise der Wiederinbetriebnahme zugestimmt. Sie seien dann die ersten in dem Land, deren Betriebszeit die Grenze von 40 Jahren überschreiten werden, berichtet Heise unter Berufung auf die Nachrichtenagentur Kyodo. Nach dem Erdbeben und Tsunami am 11. März 2011, als sich Fukushima Daiichi drei Kernschmelzen ereigneten, waren sämtliche japanische Reaktoren vom Netz genommen worden. Bisher gingen 9 von den 50 wieder ans Netz, nachdem die japanische Regierung im Sommer 2015 wieder zur Atomkraft zurückgekehrt war:

HEISE ONLINE

Photovoltaik-Anlagen, die Sonnenenergie in Strom umwandeln, sind Gegenstand mehrerer Projekte in Geesthacht. Am dortigen Pumpspeicherbecken hat Betreiber Vattenfall sein Projekt am Beckenrand fast fertiggestellt, für zwei weitere haben die Mitglieder des Ausschusses für Stadt- und Verkehrsplanung jeweils einstimmig grünes Licht gegeben: Auf dem Gelände der ehemaligen Dynamitfabrik Krümmel in unmittelbarer Nähe des KKW Krümmel plant ein Unternehmen aus Hessen eine großflächige Anlage auf rund 25 Hektar. An der Mercatorstraße wollen die Stadtwerke auf drei Flurstücken und rund zwei Hektar Land Strom aus Sonnenenergie erzeugen. Hintergrund der Anstrengungen ist das Klimaschutzgesetz, das der Deutsche Bundestag im November 2019 beschlossen hat. Demnach soll Deutschland bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden. Im Kern geht es darum, den Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) zu verhindern, zum Beispiel indem Sonnenenergie genutzt wird. Das Hamburger Abendblatt berichtet:

HAMBURGER ABENDBLATT (Bezahlinhalt)