Presseschau vom 11.01.2019

Wir freuen uns, Sie heute zur ersten Presseschau in 2019 begrüßen zu dürfen. Zwei Großthemen bilden den Schwerpunkt der ausgewählten Beiträge: Zum einen die Erteilung der Stilllegungs- und Abbaugenehmigung für Brunsbüttel, zum anderen die Übernahme der bundesweiten Zwischenlager durch die BGZ. Abgerundet wird diese Auswahl u.a. durch einen Blick nach Russland.

Dem geplanten Abriss des Kernkraftwerks Brunsbüttel an der Elbmündung steht auf politischer Ebene nichts mehr im Wege. Schleswig-Holsteins für Kernenergie zuständiger Umweltminister Jan Philipp Albrecht überreichte Betreiber Vattenfall vor Weihnachten die 700 Seiten umfassenden Unterlagen seiner Behörde. „Der Atomausstieg wird nun auch in Schleswig-Holstein für jedermann sichtbar“, sagte der Grünen-Politiker dem Hamburger Abendblatt. Auf diesen Moment hätten viele Menschen seit Jahren gewartet. Vattenfall-Regionalchef Pieter Wasmuth sagte, „der Rückbau eines Kernkraftwerks ist eine technisch gelöste Aufgabe“. Mit der Genehmigung gehe das Kraftwerk vom Nachbetrieb in die Stilllegung über. Der Abriss der Anlage wird nach Ministeriumsangaben voraussichtlich 15 Jahre dauern. Danach werden dort voraussichtlich noch ein Zwischenlager für Kernbrennstoffe und ein neues Lager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle stehen:

ABENDBLATT

Der NDR richtet den Blick auf die Dimensionen des Rückbauprojekts: Allein 15 Jahre soll es dauern, bis der Reaktor und alle anderen technischen Anlagen entfernt sind. Erst danach folge der eigentliche Abriss des Gebäudes. Die 270.000 Tonnen Beton, aus denen der Meiler besteht, verschwinden also frühestens ab dem Jahr 2034. Bis dahin entfernen die rund 200 Mitarbeiter des Kraftwerks zusammen mit Fachleuten externer Firmen alle Einbauten aus der Kraftwerkshülle. „Die größte Herausforderung ist der Umfang. Es sind die großen Massen, die wir bewegen müssen“, sagte Kraftwerks-Chef Markus Willicks, der das Projekt für den Betreiber Vattenfall leitet, dem Sender:

NDR

Ebenfalls beim NDR findet sich ein Rückblick auf die Historie des KKW Brunsbüttel. Die Autorin begleitet den ehemaligen Leiter des Kraftwerks und einen weiteren Mitarbeiter auf einem Rundgang durch das zwischen 1969 und 1976 gebaute Werk und berichtet auch von privaten Eindrücken und Erlebnissen der ehemaligen Führungskräfte:

NDR

Kurz vor der Erteilung der Stilllegungs- und Rückbaugenehmigung ist es im Kernkraftwerk Brunsbüttel nach Angaben des Ministeriums für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung zu zwei kleineren meldepflichtigen Vorfällen gekommen. Im Zuge von Reinigungsarbeiten habe sich im sogenannten Sumpf des Reaktorgebäudes drei Kubikmeter Wasser gesammelt. Als Ursache wurden zwei gebrochene Kunststoffleitungen am Flutkompensator ermittelt. Der Flutkompensator verbindet den sogenannten Flutraum oberhalb des Reaktordruckbehälters mit dem Reaktordruckbehälter. Bei den Kunststoffrohren handele es sich um Leitungen zur Überwachung möglicher Leckagen. Im zweiten Fall kam es zum Ausfall einer Brandemeldeanlage. Ursächlich dafür war laut der Atomaufsichtsbehörde eine Leitungsumstellung. Die vorhandenen ISDN-Anschlüsse wurden durch andere Leitungen ersetzt. Um das technisch umsetzen zu können, wurde die Leitung zur Feuerwehr-Leitstelle in Elmshorn außer Betrieb genommen. Im Anschluss wurde sie nicht wieder aktiviert. Nach Angaben der Behörde war die interne Brandmeldung und Weiterleitung innerhalb des Kernkraftwerks sowie die Brandbekämpfung durch die Werkfeuerwehr „zu jedem Zeitpunkt gewährleistet“. Boyens Medien fassen zusammen:

BOYENS MEDIEN

Zu meldepflichtigen Ereignissen in deutschen Kernkraftwerken im Laufe des Jahres 2018 resümiert der NDR in einer Zusammenfassung. Insgesamt 79 Vorfälle mussten die Betreiber demnach im 2018 an die zuständigen Landesaufsichtsbehörden melden. Neben dem Kernkraftwerk Brokdorf in Schleswig-Holstein mit zehn Meldungen waren dies in Norddeutschland das KKW Grohnde (Niedersachsen) und das KKW Brunsbüttel (ebenfalls Schleswig-Holstein) mit jeweils acht Meldungen. Das Kernkraftwerk Emsland (Niedersachsen) musste demnach in sechs Fällen die Behörden informieren:

NDR

Mit Jahresbeginn wurde das Brennelementzwischenlager des Kernkraftwerks Unterweser (wie auch vieler anderer KKW) an die Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) des Bundes übertragen. Damit liegt die Verantwortung für die Finanzierung und Durchführung der Zwischen- und Endlagerung radioaktiver Abfälle ebenfalls beim Bund, teilt Preussen Elektra mit. Für die Stilllegung, den Rückbau des Kernkraftwerkes und die fachgerechte Verpackung der radioaktiven Abfälle bleibt jedoch auch weiterhin der Betreiber, also Preussen Elektra, verantwortlich, heißt es von der dortigen Pressestelle laut NWZ Online. Grund für diese Übertragung sei die Neuregelung der Verantwortlichkeiten in Bezug auf die Stilllegung von Kernkraftwerken und Entsorgung radioaktiver Abfälle in Deutschland, auf der Grundlage des Entsorgungsübergangsgesetzes:

NWZ ONLINE

Mit Blick auf das atomare Zwischenlager am Kernkraftwerk Grafenrheinfeld beschäftigt sich auch das Portal InFranken.de mit der zum Jahresbeginn übernommenen Verantwortung des Bundes. 30 Castor-Behälter befinden sich aktuell dort. Seit dem 1. Januar 2019 betreibt die bundeseigene BGZ 13 Zwischenlager für hoch radioaktive Abfälle: Neben Ahaus, Biblis, Brokdorf, Emsland, Gorleben, Grohnde, Gundremmingen, Isar, Krümmel, Neckarwestheim, Philippsburg und Unterweser auch für Grafenrheinfeld. Wie die BGZ mitteile, werde sie außerdem zum 1. Januar 2020 zwölf Lager mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen an den Standorten übertragen bekommen. Dadurch liegt die Verantwortung für die Zwischenlagerung der radioaktiven Abfälle künftig zentral in Bundeshand. Durch die Übertragung der Zwischenlager von den Betreibern der Kernkraftwerke auf die BGZ werden die Vorgaben des im Juni 2017 in Kraft getretenen Gesetzes zur „Neuordnung der Verantwortung in der kerntechnischen Entsorgung“ umgesetzt. Die Betreiber der KKW sind nach diesem Gesetz für Stilllegung, Rückbau und Verpackung der radioaktiven Abfälle zuständig. Die Durchführung und Finanzierung der Zwischen- und Endlagerung aber liegt in der Verantwortung des Bundes:

INFRANKEN.DE

Auch in Norddeutschland findet das Gesetz zur Neuordnung der kerntechnischen Entsorgung Anwendung. Das Standortzwischenlager beim Kernkraftwerk Unterweser (KKU), das zurückgebaut wird, ist zu Jahresbeginn ebenfalls an den Bund übertragen worden. Damit geht auch die Verantwortung für das Zwischenlager und die Entsorgung der radioaktiven Abfälle von Preussen Elektra an die Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) über, so Nord24:

NORD24

Über die Frage, wohin radioaktiver Abfall aus den schleswig-holsteinischen KKW zukünftig verbracht werden solle, sprachen die Kieler Nachrichten mit Wolfram König, seit 2016 Präsident des Bundesamtes für kerntechnische Entsorgungssicherheit. Der gebürtige Lübecker setzt bei der Suche nach einem Endlager vor allem auf Transparenz. Nur so lasse sich dem Misstrauen vieler Bürger begegnen, sagt er in dem Interview. Man Wir müsse sich zudem „schon jetzt darauf einstellen, dass die zu Recht begrenzten Laufzeiten für die Zwischenlager mit hochradioaktiven Abfällen nicht ausreichen.“ Grund seien die Verzögerungen bei der Endlagersuche:

KIELER NACHRICHTEN ONLINE

Betreiber von Kernkraftwerken können ihren Rückbauverpflichtungen zunächst in den nächsten drei Geschäftsjahren nachkommen. Das gehe – so der parlamentseigene Pressedienst „heute im bundestag“ am 20.12.2018 laut eines Berichts des Portals Solarify – aus dem als Unterrichtung vorgelegten 36-seitigen “Bericht nach §7 des Transparenzgesetzes – Rückbau von Kernkraftwerken” (19/6223) hervor. Die Prüfung des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) hinsichtlich der Ermittlung der Rückstellungsbeträge habe zu keinen Beanstandungen geführt, schreibe darin die Bundesregierung. Die Betreiber seien dazu verpflichtet, dem Amt jährlich aufzulisten, wie es um ihre Rückstellungen bestellt ist. Dabei geht es um Reserven für die Stilllegung und den Abbau von Kernkraftwerken sowie für die fachgerechte Verpackung von radioaktiven Abfällen:

SOLARIFY

Der Berliner Tagesspiegel berichtet vom Rückbau des KKW in Lubmin. Insgesamt 1,8 Millionen Tonnen Material, die auf der Anlage von Strahlung kontaminiert wurden, müssten gereinigt werden. Nach Plänen der Entsorgungswerke für Nuklearanlagen (EWN), die seit 1995 die Stilllegung des KKWs betreiben, sollen nur zwei Prozent des ursprünglichen und zur Reinigung benötigten Materials irgendwann in einem Endlager landen. Der Rest wird weiterverkauft und recycelt, zum Beispiel im Straßenbau, sofern der Strahlenwert der Freimessgrenze entspricht. Zur Reinigung werde neben dem Säurebad unter anderem ein Hochdruckwasserstrahl und eine Trockenstrahltechnologie mit Stahlgranulat eingesetzt, Materialien mit höherer Radioaktivität werden in speziellen abgetrennten Kabinen bearbeitet. Nach aktuellem Stand soll die Dekontamination 2028 abgeschlossen sein:

TAGESSPIEGEL

Das Handelsblatt berichtet aus Russland: Während weltweit in den letzten 20 Jahren der Anteil der Kernkraft am Energiemix von 18 auf zehn Prozent gesunken ist, soll er dort nach einem Versprechen von Präsident Wladimir Putin von derzeit 18,9 auf eine Quote zwischen 20 und 30 Prozent steigen. Dazu werde kräftig gebaut: Zu den 35 bestehenden sollen in nächster Zeit noch einmal fast 20 neue Meiler dazukommen. Nicht nur im eigenen Land wolle die Atombehörde Rosatom expandieren. Die Kernkraft soll zum Exportschlager werden, auch weil Konkurrenten wie Siemens aus der Technologie ausgestiegen seien. Angeblich steht die Schaffung eines neuen sicheren Brennstoffs kurz bevor. Damit wolle Russland den seit den beiden Atomkatastrophen von Tschernobyl und Fukushima krisengeschüttelten Brennstoffmarkt „aufmischen“. Das Wundermittel heiße „toleranter Brennstoff“ und soll die Akzeptanz der Kernkraft in der Welt wiederherstellen. „Wichtigstes Ziel bei der Entwicklung des toleranten Brennstoffs ist es, das Entstehen von Wasserstoff auszuschließen, der sonst bei einem schweren Unfall produziert wird“, erklärt der für Forschung zuständige Vizepräsident des Atombrennstoffherstellers Tvel, Alexander Ugrjumow, dem Handelsblatt:

HANDELSBLATT