Herzlich willkommen zur neuesten Ausgabe der Presseschau. Die Konsequenzen des deutschen Ausstiegs aus der Kernkraft werden nach wie vor in den Medien thematisiert und finden auch in den Aktuellen Stimmen in Form eines Interviews mit Wirtschaftsweisen Veronika Grimm Ausdruck. Des Weiteren beschäftigt die schwierige Frage nach der Zwischen- und Endlagerung von radioaktiven Abfällen sowie internationale Nachrichten. Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre:
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Umweltministerin Lemke besuchte am 4. Mai den Standort Asse in Niedersachsen, um dessen Eignung als Zwischenlager für radioaktive Abfälle es seit geraumer Zeit Unstimmigkeiten gibt. Aktuell lagern dort rund 126 000 Fässer mit schwach- bis mittelradioaktivem Abfall, doch das ehemalige Bergwerk ist marode und muss in etwa zehn Jahren geräumt werden. Ein Standort in der Nähe der Asse ist als Zwischenlager im Gespräch, da dieser laut Betreibergesellschaft BGE auch wegen der damit einhergehenden überschaubaren Zwischentransporte geeignet sei. Gegen diesen Vorschlag regt sich jedoch heftiger Widerstand und auch die Bedingungen im Salzstock sind nicht ideal: Immer wieder dringt salzhaltiges Wasser ein, das aufgefangen werden muss, um nicht an die radioaktiven Abfälle zu gelangen. Bis es ein Endlager gibt, muss für diese eine Möglichkeit zur Zwischenlagerung gefunden werden:
Berechnungen der Energieplattform ICIS in London zeigen, dass Deutschland nach dem Abschalten der drei letzten deutschen Kernkraftwerke vermehrt auf den Import von Strom setzt, um den ausbleibenden Energiegewinn zu kompensieren. So werden sich die Stromimporte aus Frankreich um vermutlich 50% erhöhen und auch die Importe aus Tschechien und Skandinavien werden zunehmen. Teils führt dies zu Stirnrunzeln: Frankreich beispielsweise bezieht 70% seines Stroms aus Kernkraft – Deutschland wird also trotz Ausstieg nach wie vor Strom aus Kernenergie nutzen. Und auch fossilen Kraftwerken wird zumindest im ersten Jahr eine große Rolle zukommen; die Verstromung von Braun- und Steinkohle sowie Erdöl nimmt zu:
• WELT (Bezahlinhalt)
Am 26. April erhielt das KKW Krümmel Besuch von Mitgliedern der CDU-Fraktion Geesthacht. Die sechs Christdemokraten erhielten eine Einführung in die Kraftwerksgeschichte sowie die Stilllegungsentscheidung im Jahr 2011 und wurden anschließend durch das KKK geführt, um sich ein Bild von den Rückbaumaßnahmen machen zu können. Besonders im Gedächtnis blieben den Besuchern dabei die Sicherheitsvorkehrungen, die auch während Stilllegung und Rückbau nicht geringer sind als zu Betriebszeiten. Andreas Schwandt, CDU-Sprecher im Ausschuss für Stadtplanung und Verkehr, ist sich daher sicher, dass der Rückbaubetrieb keinerlei negative Auswirkungen auf die Stadt Geesthacht haben werde:
Aktuelle Stimmen:
In einem Interview mit der Welt spricht Veronika Grimm, Wirtschaftsweise im Sachverständigenrat und Expertin für Energieversorgung, über die hohen Energiepreise und darüber, warum sie einen subventionierten Industriestrompreis ablehnt. Das Abschalten der letzten Atomkraftwerke bedeute, dass der Strompreis um 8 bis 12% höher ausfallen werde, so Grimm. Sie sieht einen Fehler in der Art, wie diese Entscheidung umgesetzt wurde, ruft nun allerdings dazu auf, den Fokus nicht darauf, sondern auf die weiterhin notwendigen Bemühungen zur Einsparung von Gas zu legen:
• WELT (Bezahlinhalt)
Internationale News:
Ukraine: Seit Freitag ordnen russische Besatzungstruppen in mehreren Städten in der Nähe des ukrainischen Kernkraftwerks Saporischschja Evakuierungen an. Von offizieller russischer Seite heißt es, die Städte werden evakuiert, da es in den letzten Tagen vermehrt zu ukrainischen Bombenangriffen kam, doch die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEA) zeigt sich besorgt; Generaldirektor Grossi warnt vor einem ernsten atomaren Unfall. Das Kernkraftwerk befindet sich seit März 2022 unter russischer Militärkontrolle und ist derzeit nicht in Betrieb:
• TAZ
Niederlande: Während in Deutschland im April die drei letzten Kernkraftwerke vom Netz gegangen sind, planen die Niederlande den Bau mehrerer neuer Kraftwerke. Die Pläne wurden im Rahmen eines neuen Klimapakets vorgestellt und gehen mit der Strategie einher, die sich bereits Ende 2022 mit der Entscheidung bis 2035 zwei neue Kernkraftwerke zu bauen, angekündigt hatte. Darüber hinaus ist der Bau von sogenannten kleinen modularen Reaktoren im Gespräch. Diese generieren weniger Energie, lassen sich jedoch schneller und einfacher bauen und können auch in dicht besiedelten Gebieten mit wenig Platz zum Einsatz kommen. Dem Vorhaben wird aus NRW mit Kritik begegnet; das Bundesland teilt sich eine Grenze mit den Provinzen, in denen die Kernkraftwerke errichtet werden sollen:
Ukraine: Am 26. April jährte sich die Katastrophe von Tschernobyl. Obgleich an diesem Tag dem Gedenken an den Unfall im Jahr 1986 eine große Rolle zukam, war gerade vor Ort die Erinnerung an jüngere Ereignisse noch präsenter. Im Februar 2022 besetzten russische Truppen das Kernkraftwerk, als sie einen Monat später wieder abzogen, hatte sich die Situation auf dem ehemaligen Kraftwerkgelände deutlich verschlechtert, da Sicherheitsvorkehrungen missachtet worden und Equipment gestohlen worden war. Die Mitarbeitenden erinnern sich: