Presseschau vom 10.01.2020

Zuerst wünschen wir Ihnen und den Ihren ein gutes neues Jahr mit viel Erfolg, Glück und Zufriedenheit.

Wir starten in 2020 mit einer Presseschau voller interessanter Themen: Neben lokalen News aus Krümmel, Brunsbüttel und dem Norden gibt es Beiträge zu anderen Werken. Außerdem blicken wir auf den Status des Rückbaus in Deutschland, kritisch auf die Energiewende und neugierig nach Frankreich, in die Schweiz und nach Litauen. Und zum Abschluss mit gleich mehreren Beiträgen in die Zukunft mit der heiß diskutierten Frage, ob es eine solche für Kernkraft gebe.

Im Kernkraftwerk Krümmel befinden sich keine Kernbrennstoffe mehr. „Das ist ein wichtiger Moment, der das Vorankommen beim Atomausstieg dokumentiert. Und es ist ein entscheidender Schritt zur Entsorgung der radioaktiven Stoffe aus dem Kernkraftwerk“, zitiert der Branchendienst IWR den schleswig-holsteinischen Energiewendeminister Jan Philipp Albrecht. Mit dem nun durchgeführten Abtransport von Kernbrennstoff ist der weit überwiegende Teil der Radioaktivität aus dem Kernkraftwerk Krümmel entfernt. Es verbleiben lediglich schwach- und mittelradioaktive Abfälle und Reststoffe, die in ein neu zu errichtendes Lager auf dem Gelände des AKW-Krümmel verbracht werden sollen:

IWR

Mit der Frage nach geeigneten Deponien zur Lagerung des beim Rückbau der Kernkraftwerke in Norddeutschland, hier am Beispiel des KKW Brunsbüttel, beschäftigt sich die SHZ. DerBeitrag gibt einen Überblick über die gegenwärtig vorgesehenen Deponiestandorte und die jeweiligen Proteste dagegen. Nicht überall rege sich allerdings massiver Widerstand, der bis zur Aufnahmeverweigerung führen könne. „Die Akzeptanz und das Interesse der Öffentlichkeit ist standortspezifisch unterschiedlich“, teilte ein Sprecher des Ministeriums der SHZ demnach mit. So habe der Landkreis Emsland beispielsweise zugesagt, Bauschutt aus dem bereits 1979 abgeschalteten Meiler in Lingen auf der Deponie in Dörpen aufnehmen zu wollen. Protest dagegen erfolgte nicht (Bezahlinhalt):

SHZ

Vom Protest gegen die beim Rückbau des KKW Unterweser anfallenden Abfälle und deren Entsorgung berichtet die taz. Viele Anwohner und einige Kommunalpolitiker fürchten um ihre Gesundheit, sollte tatsächlich strahlender Bauschutt in ihrer Nachbarschaft gelagert werden. Außerdem verweisen sie in ihrem Protest auf die begrenzten Fassungskapazitäten der Deponie. Auch die geübte Praxis des Freimessens von Bauschutt wird erneut in Frage gestellt:

taz

Zum Jahresbeginn übernahm die bundeseigene BGZ (Gesellschaft für Zwischenlagerung) die Betriebsführung bei sechs deutschen Zwischenlagern für schwach- und mittelradioaktive Abfälle. Diese Hallen befinden sich an den Standorten Biblis (zwei Lager), Obrigheim, Unterweser, Stade und in Würgassen. Von dort berichtet das Westfalen-Blatt:

WESTFALEN-BLATT

Das letzte Kernkraftwerk in Deutschland soll Ende 2022 vom Netz gehen. Bislang waren 2019 hierzulande noch sieben Kernkraftwerke zur Stromproduktion in Betrieb. Eines davon, Block 2 des Kraftwerks Philippsburg in Baden-Württemberg, wurde zum Jahresende endgültig abgeschaltet. Das Handelsblatt berichtet und gibt einen Ausblick auf den jetzt geplanten Rückbau (Bezahlinhalt):

HANDELSBLATT

Mit den „Absurditäten“ deutscher Energiepolitik befasst sich ein Meinungsbeitrag des Deutschlandfunk. Es sei „irrwitzig“, die erneuerbaren Energien mit der Brechstange voranzutreiben und dabei deren Akzeptanz zu riskieren, kommentiert der Verfasser. Auf der anderen Seite könne auch die Kernkraft keine Antwort sein. Begründet wird dies primär mit der ungelösten Frage der Endlagerung und den aktuellen Problemen, Bauschutt vom Rückbau stillgelegter Werke zu entsorgen. Die Option des Verzichts auf Energienutzung erfahre zu wenig Aufmerksamkeit:

DEUTSCHLANDFUNK 

Zehn Jahre nach der Abschaltung des umstrittenen Atomkraftwerks Ignalina in Litauen sind nach Regierungsangaben etwa 40 Prozent der Rückbauarbeiten abgeschlossen. Litauen hatte das Kernkraftwerk sowjetischer Bauart – eine Anlage vom Bautyp des 1986 explodierten Unglücksreaktors in Tschernobyl – zum Jahreswechsel 2009 endgültig vom Netz genommen. Vilnius erfüllte damit eine Bedingung für die Aufnahme des Landes in die EU. Der erste Reaktorblock wurde 2004 abgeschaltet, Ende 2009 folgte der zweite. Focus berichtet:

FOCUS

In Mühleberg bei Bern beginnt der Abbruch des kürzlich abgeschalteten Atomkraftwerks. Bis wieder Gras über das Gelände gewachsen ist, dauert es aber noch sehr lange. Rund zwei Wochen nach der endgültigen Abschaltung des Schweizer KKW Mühleberg hat die Betreiberin BKW die Rückbau- und Entsorgungsarbeiten gestartet. Sie dauern insgesamt 15 Jahre. Der anspruchsvolle Rückbau finde in mehreren Etappen statt – von innen nach außen, wie die BKW die Stilllegung auf ihrer Website beschreibe. Das Portal Bluewin hat die Details:

BLUEWIN

Aus Frankreich berichtet der SPIEGEL. Eigentlich habe die französische Atomindustrie aus Kosten- und Sicherheitserwägungen keine Zukunft mehr gehabt. Doch jetzt wolle Paris neue Kernkraftwerke in Auftrag geben und provoziere so Streit mit dem EU-Partner Deutschland. Gründe dafür lägen laut SPIEGEL in der staatlichen Versorgungspflicht, die in Frankreich anders als in anderen Ländern gelte, der hohen wirtschaftlichen Bedeutung der Industrie für das Land und der Dominanz des Versorgers EDF:

SPIEGEL

Nachdem zum Jahreswechsel das Kernkraftwerk Philippsburg 2 nahe Karlsruhe vom Netz gegangen ist (siehe oben), laufen in Deutschland nur noch sechs Meiler, die aber allesamt bis Ende 2022 auch stillgelegt werden sollen. Gleichzeitig entspinnt sich derzeit eine intensive Debatte, ob Kernkraft zur Bewältigung der Klimakrise nicht doch für die nächsten Jahrzehnte unverzichtbar bleiben werde. Die Argumente beider Seiten fasst der Tagesspiegel in einem Beitrag zusammen:

TAGESSPIEGEL

Auch das Magazin Capital befasst sich mit der Frage nach der Zukunft der Kernkraft und bietet einen Überblick über die Länder, die noch am stärksten auf die Kernenergie setzen. Die Effekte des Imagewandels der Kernkraft, so das Blatt, zeigten sich bereits. 2018 wurde demnach weltweit 2,4 Prozent mehr Energie aus Kernkraft produziert als im Vorjahr, wie der britische Erdölkonzern BP in seiner Bilanz „Statistical Review of World Energy 2019“ berichtet. Das sei der stärkste Zuwachs seit 2010 gewesen. Ebenfalls auf den höchsten Stand seit 2010 stieg die Gesamtmenge der produzierten Atomenergie. Weltweit wurden laut BP 2701,4 Terawattstunden (Tera = Billion) generiert. Das Allzeithoch lag den Angaben zufolge bei 2803,6 Terawattstunden im Jahr 2006. Fast Dreiviertel der 2018 produzierten Atomkraft entfielen auf die OECD. Allein Europa und Nordamerika steuerten jeweils rund ein Drittel zur weltweiten Bilanz bei:

CAPITAL