Herzlich Willkommen zu einer neuen Ausgabe der Presseschau. Auch diese Woche gibt es, wie schon vor zwei Wochen, ausreichend Lesestoff, wobei neben lokalen und unmittelbar rückbaurelevanten Beiträgen erneut das Thema Renaissance der Kernkraft Gegenstand nationaler und internationaler Diskussion ist.
Der maximale Radioaktivitätswert für Abwässer in die Elbe bei der Stilllegung und dem Abbau des Kernkraftwerkes Krümmel wird nach Angaben des Betreibers Vattenfall signifikant gesenkt. Es werde eine Verringerung auf zehn Prozent des sowohl atomrechtlich genehmigten als auch bisher für Stilllegung und Abbau beantragten Ableitungswertes erreicht, teilte das Unternehmen laut eines Bericht von RTL mit. Man habe sich mit mehreren Umweltverbänden und am Abbau interessierten Anliegern darüber geeinigt und wolle ein umweltpolitisches Zeichen setzen. Krümmel habe laut Vattenfall einen wasserrechtlichen Antrag bei der unteren Wasserbehörde entsprechend geändert:
• RTL
Die lokale Online-Zeitung für das Herzogtum Lauenburg LOZ spezifiziert die zwischen Vattenfall und den Umweltverbänden getroffene Einigung weiter: Der Wert werde von derzeit 5×1010 Becquerel (Bq) pro Jahr auf 5×109 Bq im Jahr (jeweils ohne Tritium) abgesenkt. Das entspräche einer Reduktion auf 10 Prozent des sowohl atomrechtlich genehmigten als auch bisher für Stilllegung und Abbau beantragten Ableitungswertes. Zusätzlich wurde demnach vereinbart, dass neben der Begrenzung der jährlichen Tritium-Abgabemenge von 1,85×1013 Bq während der Gültigkeitsdauer der wasserrechtlichen Erlaubnis der Wert von 9×1013 Bq insgesamt nicht überschritten werden dürfe:
• LOZ-NEWS
Die schnelle Anfahrt zum Kernkraftwerk probte die Polizei im schleswig-holsteinischen Brokdorf. Das fiktive Szenario, das es zu bewältigen galt, war das Einschleichen einer Person auf das Werksgelände, teilte die Polizeipressestelle Itzehoe auf Anfrage der shz mit. Ziel und Zweck des fiktiven Eindringlings waren dabei unbekannt. Laut Mitteilung der Polizei sollte bei der Aktion insbesondere die schnelle Anfahrt einer bestimmten Zahl von Streifenwagen geübt werden, zudem die Zusammenarbeit mit dem Objektschutz des Kernkraftwerks. Zehn Minuten nach Alarmierung seien bereits drei Wagen vor Ort gewesen, und alle 16 nach rund 20 Minuten. Damit sei das Soll „mehr als erfüllt“:
• SHZ (Bezahlinhalt)
Seit dem 28. Juni 2015 ist das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld bei Schweinfurt außer Betrieb. Der Rückbau läuft seit 2018 und wird erst im Jahr 2035 komplett abgeschlossen sein. Ein Meilenstein, der den weiteren Rückbau beschleunigt, sei laut dem Portal Nordbayern jetzt erfolgt: Das Kraftwerk werde in Kürze brennstofffrei. Eigentlich sei das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld bereits Mai brennelementefrei. An diesem Tag verließen die letzten von 179 Brennelementen, die Anfang des Jahres noch im Abklingbecken verblieben waren, das Reaktorgebäude. Zehn Castor-Behälter waren dafür von Mitte Februar bis Mitte Mai befüllt und in das Zwischenlager BELLA, das sich ebenfalls auf dem Kraftwerksgelände befindet, transportiert worden. Im Laufe des Dezembers sollen nun auch noch die 43 verbliebenen Sonderbrennstäbe ins Zwischenlager kommen:
Nach einem außerplanmäßigen Brennelementewechsel ist das schwäbische Kernkraftwerk Gundremmingen wieder am Netz. Dies teilte der Betreiber RWE laut eines Berichts der Stuttgarter Zeitung mit. Der Meiler im bayerischen Landkreis Günzburg war vor rund einem Monat runtergefahren worden, um ein defektes Brennelement auszutauschen:
Der Energiekonzern EnBW hat das Standort-Abfalllager auf dem Gelände des Kernkraftwerks Neckarwestheim (Kreis Heilbronn) in Betrieb genommen und an die staatliche Gesellschaft für Zwischenlagerung übergeben. Damit seien alle Zwischenlager der EnBW an den Staat übergeben, teilte das Unternehmen laut der Stimme mit. In den Einrichtungen sollen schwach- bis mittelradioaktive Abfälle aus dem Rückbau der Kernkraftwerke zwischengelagert werden:
• STIMME
Der Konzern Urenco ist ein weltweit führendes Unternehmen für Kernenergie. Während Deutschland aus der Kernkraft aussteige, treibe Urenco den Bau neuer Atomreaktoren voran, so das Portal Energiezukunft. Aktuell seien es Planung und Bau zweier Reaktoren in Großbritannien und der Niederlande. Urenco hat seinen Hauptsitz in Großbritannien, wichtigste Anteilseigner seien jedoch die beiden deutschen Energiekonzerne RWE und E.ON, die jeweils ein Sechstel des britischen Unternehmens halten. Damit hätte sie gewichtigen Einfluss auf die Ausrichtung von Urenco. Während in Deutschland politisch gewollt keine Möglichkeiten für Investitionen in Kernkraft mehr bestehen, unterstützen RWE und E.ON demnach im Ausland weiter die Kernenergie, was kritisch gesehen werde. Der Beitrag zitiert hierzu u.a. Sprecher des Bundesumweltministeriums und des Bundeswirtschaftsministeriums:
In Deutschland rege sich Widerstand gegen das Ende der Kernenergie. Zwar sei der Atomausstieg seit zehn Jahren beschlossene Sache und werde bereits umgesetzt. Doch die Befürworter des Atomstroms argumentieren mit dem Klimawandel an ihrer Seite. Auch der neue US-Präsident Joe Biden setze im Kampf gegen den Klimawandel auf Atomkraft. Eine neue Generation von Mini-Kraftwerken soll mobil und vor allem sicher sein. Im Gespräch mit dem Deutschlandfunk äußert sich der Soziologe Sighart Neckel zu dem Thema: „Die Atomenergie war eigentlich nie richtig weg“, sagt der Gesellschaftsanalytiker in dem Radiobeitrag. In Frankreich und selbst in Japan habe die Atomenergie auch nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima 2011 weiter eine große Rolle gespielt. Der Soziologe meint, dass ein Erreichen der globalen Klimaziele ohne Atomkraft sehr schwierig werde, da man nur noch wenig C02 und wenig Treibhausgase in die Luft ablassen dürfe, kritisiert aber gleichzeitig, dass man mit einer Reaktivierung der Atomenergie, die Probleme der Gegenwart, die man momentan nicht lösen könne, nur in die Zukunft verschiebe. „Die Frage des Atommülls ist ungeklärt. Selbst in den USA gibt es keine Aussicht, ein Endlager zu haben“. Man versuche mit alten Technologien, die Klimakrise zu lösen, was widersinnig sei:
Um die Klimaziele zu erreichen, werde in Europa verstärkt auf Atomkraft gesetzt, warnt der Generalsekretär der Weltklimaorgansiation WKO im österreichischen Heute. Allein in Ost- und Südosteuropa lieffen derzeit bereits 17 Atomreaktoren in sieben Kraftwerken. 16 weitere Reaktoren seien in Bau oder in Planung. Dazu komme Polen, das ab 2033 allein sechs Kernreaktoren in Betrieb nehmen wolle. Aber auch Großbritannien, Finnland, Schweden und Frankreich bauen ihre Kernkraftwerke aus. Grund hierfür seien auch „überambitionierte Klimaziele“:
• HEUTE
Frankreich plant einen neuen atombetriebenen Flugzeugträger. Das Schiff mit einer Länge von etwa 300 Metern soll später einmal die „Charles de Gaulle“ ablösen, das aktuelle Flaggschiff der französischen Marine. Präsident Emmanuel Macron sagte laut Handelsblatt bei einem Besuch des französischen Energiekonzerns Framatome, er habe beschlossen, dass auch der künftige Flugzeugträger nuklear angetrieben werde. Macron machte bei dem Besuch deutlich, dass Frankreich an der Atomenergie festhalten wolle. „Unsere ökologische und energetische Zukunft hängt auch von der Kernenergie ab“, sagte er dem Bericht zufolge. Er sei nie ein Befürworter der Kernkraft gewesen, gehe aber davon aus, dass diese in den kommenden Jahrzehnten eine Säule des Energiemixes sein müsse:
Bisher seien laut n-tv am Bau aller Kernkraftwerke in China ausländische Firmen beteiligt gewesen. Das ändere sich nun mit „Hualong One“, dem ersten vollständig im Land entwickelten Reaktor. China sehe sich nun in der „ersten Reihe der fortschrittlichen Länder“. „Damit bricht China das Monopol der ausländischen Kernkrafttechnologie“, wird der Betreiber CNNC zitiert, nachdem „Hualong One“ ans nationale Netz angeschlossen wurde. Der neue Reaktor sei fähig, jährlich zehn Milliarden Kilowattstunden Strom zu erzeugen und damit den Kohlenstoffausstoß um 8,16 Millionen Tonnen zu senken. „Hualong One“ steht in der ostchinesischen Provinz Fujian. Nach weiteren Tests solle der Kernreaktor bis Ende des Jahres kommerziell genutzt werden. Laut der Nationalen Energiebehörde deckten Kernkraftwerke im Jahr 2019 weniger als fünf Prozent des jährlichen Strombedarfs in China ab. Der Anteil dürfte jedoch zukünftig steigen, da Peking bis 2060 klimaneutral werden will. Eine geringere Abhängigkeit vom Westen in Technologiesektoren wie der Stromerzeugung sei zudem ein erklärtes Ziel des Pekinger Vorhabens „Made in China 2025“:
• N-TV