Presseschau vom 08.06.2022

In der aktuellen Ausgabe unserer Presseschau finden Sie diesmal lokale, nationale und internationale Nachrichten, erneut Beiträge zur allgemeinen Kernkraftdiskussion, eine Nachricht zum Energiestandort Brunsbüttel und eine historische Notiz zum KKW Krümmel. Wir wünschen anregende Lektüre.

Für die jährliche Sicherheitsüberprüfung und Instandhaltungsarbeiten ist Block II des Kernkraftwerks Neckarwestheim (Landkreis Heilbronn) vom Netz genommen worden, wie die ZEIT unter Berufung auf eine dpa-Meldung berichtet. Es sei die letzte Revision vor der endgültigen Abschaltung des Kraftwerks Ende des Jahres, teilte demnach der Karlsruher Energiekonzern EnBW mit. Während der Revision werden laut EnBW – anders als in den Vorjahren – keine neuen Brennelemente mehr in den Reaktordruckbehälter eingesetzt. Vielmehr werde der Reaktor mit den vorhandenen Brennelementen so bestückt, dass eine Stromproduktion bis zum Ende der gesetzlich definierten Laufzeit möglich sei:

ZEIT

Mit Plädoyers zugunsten einer Renaissance der Kernkraft macht die BILD in gleich zwei Beiträgen auf: Ein Kommentar fordert vehement eine Entlastung der Bürger bei den Energiekosten, die nur über die Nutzung von Kernkraft gelingen könne. In einem readktionellen Beitrag (Bezahlinhalt) sprechen sich führende Politiker und Entscheidungsträger aus der Wirtschaft, darunter der bayerische Ministerpräsident Söder, der Chef des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall sowie Forscherinnen und Forscher zumindest für eine befristete Rückkehr zur Kernkraft aus:

BILD

BILD (Bezahlinhalt)

Während Deutschland versucht, vom russischen Erdgas wegzukommen, werden auch an anderer Stelle jene Stimmen lauter, die das Ende der Atomenergie für falsch halten. Eine Gruppe von ihnen traf sich jetzt im Kernkraftwerk Brokdorf. Die shz protokolliert die dortigen, kontrovers geführten Gespräche:

SHZ

Zum 25. Mal jährt sich ein Fehlalarm im KKW Krümmel, an den das Hamburger Abendblatt erinnert: Ein nächtlicher ABC-Alarm hatte damals den Großraum Hamburg aufgeschreckt und niemand wusste für eine längere Zeitspanne, was genau passiert war. Auch wenn sich das Sirenengeheul letztendlich nur als Fehlalarm herausstellte, ging man in Börnsen danach nicht wieder zur Tagesordnung über. Der vermeintliche Strahlenunfall im nur gut zwölf Kilometer Luftlinie entfernten Kernkraftwerk Krümmel – an den damals viele dachten – führte zur Bildung eines Energiekreises von Bürgern in der Gemeinde, die die Gründung des Gas- und Wärmedienstes Börnsen (GWB) am 19. Dezember 1996 einleiteten. Das Abendblatt protokolliert:

Abendblatt (Bezahlinhalt)

Eine außergewöhnliche Übungseinheit im Kernkraftwerk Isar in Essenbach im Landkreis Landshut absolvierte die Kreisfeuerwehr Traunstein. Die dortige Werkfeuerwehr des Kernkraftwerk hatte die Katastrophenschutzeinheiten der Feuerwehren im Landkreis Traunstein auf eine Anfrage hin zur Besichtigung der Anlage sowie für eine Einsatzübung unter »realen Bedingungen« eingeladen. Das dortige Tageblatt berichtet:

TRAUSTEINER TAGEBLATT

Frankreich sei weniger vom russischem Gas abhängig als Deutschland, so die Tagesschau, insbesondere dank der 56 Atomreaktoren. Weil aber mehr als die Hälfte davon still stehe und Russland als Kunde wegbreche, stehe Frankreichs Atomindustrie unter Druck. Es gäbe ein doppeltes Problem: Der Meilerpark des Staatskonzerns EDF sei in die Jahre gekommen. Viele Reaktoren seien zudem wegen Regelwartungen abgeschaltet. Doch nun müssen ausgerechnet zwölf der jüngeren Baureihe zusätzlich vom Netz:

TAGESSCHAU

Die Ukraine will die Nutzung der Kernenergie weiter ausbauen und setze dabei auf eine Zusammenarbeit mit dem US-Konzern Westinghouse, berichtet die taz. So hätten in den vergangenen Wochen der ukrainische Atomkonzern Energoatom, Betreiber aller ukrainischen Kernkraftwerke, und die Westinghouse Electric Company auf dem Gelände des ukrainischen AKW Chmelnyzkyi die exklusive Belieferung der ukrainischen AKW mit Westinghouse-Brennstoff vereinbart. In zwei Jahren, so Energoatom demnach, sei man in der Ukraine außerdem so weit, dass man in einem eigenen Werk Brennstäbe mit dem Westinghouse-Brennstoff befüllen könne:

TAZ

Neues vom Energiestandort Brunsbüttel: Die geplante LNG-Pipeline in Brunsbüttel soll bis Ende des Jahres fertig sein. Der Hafen Brunsbüttel (Kreis Dithmarschen) soll ebenfalls bis Ende 2022 eine Anbindung an das deutsche Gasnetz erhalten. Das gaben SH Netz und das niederländische Energieunternehmen Gasunie laut NDR bekannt. Damit soll die Einspeisung von importiertem Flüssigerdgas (LNG) in das Gasleitungsnetz schnell möglich werden. Bis zu vier Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr könnten so in das Erdgasnetz übernommen werden:

NDR