Presseschau vom 08.03.2019

Auch in dieser Woche haben wir wieder interessante Beiträge zusammengestellt. Informieren Sie sich u.a. über die bevorstehende Informationsveranstaltung in Krümmel, den Rückbau des Kernkraftwerks Unterweser, lesen Sie Wissenswertes aus dem Hamburger Hafen, sowie der Schweiz und erfahren Sie mehr zum Status des Ausbaus des Stromnetzes in Berlin:

Das seit 2011 stillgelegte Kernkraftwerk Krümmel soll nach den Planungen des Energiekonzerns Vattenfall als Betreiber voraussichtlich bis Mitte der 2030er Jahre abgebaut werden. Über die Suche nach einem geeigneten Endlager für den derzeit im Standortzwischenlager (SZL) neben dem Kraftwerk deponierten hochradioaktiven Müll berichteten jetzt Vertreter der in Essen ansässigen Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) bei einer Informationsveranstaltung. Anfang dieses Jahres übernahm die BGZ von Vattenfall das Zwischenlager, in dem sich noch 41 mit Brennelementen gefüllte Castorbehälter befinden. Die Kreiszeitung-Wochenblatt Winsen berichtet:

Kreiszeitung-Wochenblatt Winsen

Die Landeszeitung Lüneburg beschäftigt sich in ihrem Blog ebenfalls mit der Informationsveranstaltung der BGZ und weist darauf hin, dass das Zwischenlager eine Betriebsgenehmigung bis 2024 besäße, ein geeignetes Endlager aber frühestens 2015 betriebsfähig sein könne. Der Beitrag zitiert den Chef der BGZ Ewold Seeba zur Zusammenarbeit seiner Organisation mit dem Betreiber Vattenfall: Diese laufe „sehr gut“, die Standortzwischenlager halte er gemäß dem aktuellen Stand der Technik für sicher:

Landeszeitung Lüneburg

Der Rückbau des Kernkraftwerks Unterweser (KKU) schreitet zügig voran: Mitte November habe das Unternehmen beim Umweltministerium in Hannover die zweite Abbaugenehmigung beantragt, berichtete Anlagenleiter Gerd Reinstrom beim Jahresauftaktgespräch des KKU. Bei dieser Abbaugenehmigung gehe es um den Reaktordruckbehälter und dessen Betonmantel, den Bioschild. Die Genehmigung erwarte das KKU für Mitte 2020. Begonnen hatte der Rückbau bereist im Februar 2018. Seitdem seien knapp 500 Tonnen Material zerkleinert und in bislang 1188 Mulden – Tragekästen aus Stahl – gepackt worden, die vorübergehend im Ringraum der Kuppel des Werks stehen. Die NWZ online hat die Details und gibt auch einen zeitlichen Ausblick bis zum vollständigen Rückbau des Werks:

Nordwest Zeitung

Der 21. Februar 2019 war ein historischer Tag für das KKU: Zum letzten Mal habe ein Castor-Behälter den Kontrollbereich des Kernkraftwerks verlassen, so die NWZ in einem weiteren Beitrag. Damit sei das Kraftwerk knapp acht Jahre nach seiner Abschaltung am 18. März 2011 brennstofffrei. Das Lagerbecken sei komplett leergeräumt. Brennelementefrei war das abgeschaltete Kraftwerk schon seit Februar 2018. Danach bereitete das Beladeteam die Verladung der restlichen 87 einzelnen Brennstäbe vor, die noch im Abklingbecken lagen. Sie wurden unter Wasser in spezielle Behältnisse, sogenannte Köcher, gesteckt. Der letzte Castor-Behälter habe nun drei dieser Köcher aufgenommen:

Norwest Zeitung

Die sofortige und unwiderrufliche Stilllegung des Kernkraftwerks Grohnde fordert der Rat der Stadt Stadthagen in einer Resolution. Diese wurde in der jüngsten Sitzung auf Antrag der Grünen mit den Stimmen von SPD, FDP, Grünen, WIR und Linke verabschiedet, die CDU stimmte geschlossen dagegen. Deren Vertreter vermuten ein rein politisches Manöver in Vorbereitung der kommenden Europawahl, das KKW Grohnde habe ohnehin nur noch eine Restlaufzeit von 6 Monaten. Die Schaumburger Nachrichten fassen zusammen:

Schaumburger Nachrichten

Ausgehend von einem fiktiven Störfall im Kernkraftwerk Neckarwestheim üben Behörden des Bundes und Landes den radiologischen Katastrophenschutz. In dem für die Übung geplanten Szenario hat ein Erdbeben einen Stromausfall im Kraftwerk verursacht, wie ein Sprecher des Bundesamts für Strahlenschutz laut eines Beitrags der Stimme Heilbronn erläuterte. Am Folgetag solle dann der Austritt von radioaktiver Strahlung simuliert werden. Es sei eine der größten Übungen dieser Art, so eine Sprecherin der Behörde. Dabei soll vor allem die Zusammenarbeit im neuen Radiologischen Lagezentrum erprobt werden:

Stimme Heilbronn

Nach dem Ausstieg aus der Kerneenergie 2011 wurde auf Wunsch der Bundesnetzagentur im Block A des Kernkraftwerks Biblis ein sog.  Phasenschieberbetrieb eingerichtet. Gemeinsam mit Siemens wurde der Generator so umgebaut, dass er ab Februar 2012 im Leerlaufbetrieb sogenannte Blindleistung regeln konnte, die für die Spannungshaltung im Netz dringend benötigt wurde. Diese Netzdienstleistung war damals vor allem in Süddeutschalnd notwendig, teilte RWE mit. Im abgeschalteten Block A des Kraftwerks Biblis wurde zum Ende des Jahres 2018 diese im nicht-nuklearen Teil der Anlage betriebene Netzdienstleistung „Phasenschieberbetrieb“ nun vertragsgemäß beendet, wie der Branchendienst IWR berichtet:

IWR

Zum wiederholten Mal hat die Schweizer Atomaufsicht über eine Panne im Schweizer Kernkraftwerk Leibstadt bei Waldshut berichtet. Bei der Revision 2018 soll es laut Bericht des Südkurier in der Reaktorkuppel durch menschliches Versagen zu einer unerwarteten Erhöhung der Radioaktivität gekommen sein. Durch die menschliche Komponente des Vorfalls habe die Aufsicht das Ereignis mit Stufe 1 statt der vom Werk gemeldeten Stufe 0 auf der Ereignisskala bewertet. Leibstadt ist in der Vergangenheit häufiger durch Störungen aufgefallen:

Südkurier

Die Zahl der Transporte mit Kernmaterial durch den Hamburger Hafen sei nicht gesunken, obwohl die norddeutschen KKW Brunsbüttel, Stade und Krümmel stillgelegt seien, moniert die taz. 2018 passierten laut einer Senatsantwort auf eine Anfrage der Linken rund 180 Atomtransporte die Stadt und damit nicht weniger als in den Jahren zuvor. 80 dieser Transporte enthalten Brennstoffe für Kernkraftwerke, 99 andere strahlende Materialien. Der Versuch, auf freiwillige Selbstverpflichtungen der beteiligten Unternehmen zu setzen, derartige Transporte zu unterlassen, sei damit gescheitert, so das Blatt:

TAZ

Der Ausbau der Stromnetze wird deutlich teurer als geplant, meldet das Handelsblatt: Noch 2017 ging man von Investitionen ins Übertragungsnetz in Höhe von 33 Milliarden Euro aus. Die Berliner Ratingagentur Scope Ratings komme jedoch zu dem Ergebnis, dass die Übertragungsnetzbetreiber 52 Milliarden Euro bis 2030 investieren werden. Der massive Ausbau der Übertragungsnetze wird erforderlich, weil sich die Stromerzeugung in Deutschland komplett verändert. Immer mehr Strom wird in den Windparks im Norden und Nordosten Deutschlands erzeugt. Von dort muss er in die Verbrauchszentren im Süden und Westen der Republik geleitet werden. Während es im Norden ein Überangebot an Strom gibt, ist er im Süden oft knapp. Weil die Übertragungsnetze im Moment noch nicht entsprechend ausgebaut sind, müssen im Norden häufig Windkapazitäten abgeregelt werden. Der Strom kann dann nicht in den Süden transportiert werden. Hilfsweise müssten im Süden oftmals alte Kraftwerke angeworfen werden, oft muss auch Strom aus dem benachbarten Ausland, auch gewonnen in Kernkraftwerken, zugekauft werden:

Handelsblatt

Mit dem Für und Wider der Kernkraft für den Klimaschutz beschäftigt sich die Süddeutsche Zeitung. Zahlreiche Forscher fordern demnach aktuell verstärkte Investitionen in die Kernenergie. Als CO₂-freie Technologie dürfe man die Kernkraft nicht vernachlässigen, um den Klimawandel zu bremsen. Auch Microsoft-Gründer Bill Gates setze sich für neue Reaktoren ein und investiere selbst in die Technik, ihm gehöre die Firma TerraPower, die an neuartigen Meilern forscht. Kritiker bemängeln den angeblich hohen Kostenfaktor des Verbleibs in der Kernenergie sowie die relativ geringe Auswirkung auf die Reduzierung des weltweiten CO₂—Ausstoßes:

Süddeutsche Zeitung