Presseschau vom 07.12.2018

Herzlich Willkommen zu einer neuen Ausgabe unserer Presseschau. Wir beginnen mit einem Artikel zu Krümmel, danach u.a. ein Blick nach Süddeutschland mit Bezug zu Reststrommengen aus Brunsbüttel und Krümmel. Hinzu kommt eine Pannenmeldung aus einem tschechischen Kernkraftwerk, ein Artikel über Polens Beschluss, in die Kernkraft einzusteigen. Das ZDF beschäftigte sich mit der Bewegung „Nuclear Pride“  und die Süddeutsche Zeitung mit der „Renaissance der Kernkraft“.

Das letzte Kapitel der nuklearen Brennstoffe im Kernkraftwerk Krümmel ist angebrochen. Am vergangenen Dienstag hat laut eines Berichts der Lübecker Nachrichten ein Spezialzug den letzten leeren Castorbehälter ins Kraftwerk gebracht. In ihn sollen die letzten 154 noch im Abklingbecken des Reaktors lagernden Brennstäbe verladen werden. Die Beladung wird derweil vorbereitet. Einen Termin gebe es aber noch nicht. Wenn sie erfolgt ist, ist die Anlage frei von bestrahltem Kernbrennstoff. Die letzten bestrahlten Brennelemente sind bereits im Oktober 2017 in das Standortzwischenlager gebracht worden. Dort lagern in 41 Castoren bereits mehr als 2000 Brennelemente. Ursprünglich war geplant, die Brennstofffreiheit erst bis Ende 2019 herzustellen:

LÜBECKER NACHRICHTEN

Die Stilllegung und Abbau des Kernkraftwerks Krümmel kommen laut Branchendienst IWR weiter voran: Im Rahmen des öffentlichen Beteiligungsverfahrens findet am 11. Dezember 2018 im Sachsenwald Forum Reinbek ein atomrechtlicher Erörterungstermin statt. Dies teilte das Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung (MELUND) mit. Der Termin bezieht sich auf die Genehmigungsverfahren zu Stilllegung und Abbau des Kernkraftwerks Krümmel sowie zu Errichtung und Betrieb eines Lagers für schwach- und mittelradioaktive Abfälle und Reststoffe. Nähere Informationen zu dem Erörterungstermin enthält ein Leitfaden, der auf der Homepage des Ministeriums für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung (MELUND) einzusehen ist und im Rahmen des Erörterungstermins verteilt wird:

IWR

Im Kernkraftwerk Brokdorf wurde bei der Abfertigung eines mit abgebrannten Brennelementen beladenen CASTOR-Behälters eine falsche Dichtung in einen der Verschlussdeckel eingesetzt. Der Fehler wurde bei nachfolgenden Montageschritten erkannt, teilte das Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein mit. Die fehlerhaft verwendete Dichtung sei demontiert worden, die Dichtflächen inspiziert und eine ordnungsgemäße Dichtung eingesetzt. Die anschließende Dichtheitskontrolle ergab keine Beanstandungen. Die Abfertigung des CASTOR-Behälters konnte abgeschlossen werden. Eine Gefährdung von Personen bestand zu keinem Zeitpunkt, so die Landesregierung. IWR hat die Meldung:

IWR

Der Betreiber des Kernkraftwerks Isar 2 (KKI 2), die PreussenElektra GmbH, wehrt sich laut eines Berichts der Passauer Neuen Presse gegen die Behauptung, bei der Übertragung von Reststrommengen auf das KKI handele es sich um eine unbemerkt betriebene Laufzeitverlängerung. In einer Pressemitteilung heißt es als Reaktion auf eine anberaumte Pressekonferenz des Landshuter Bündnisses für Atomausstieg (BüfA): „Die Berechtigung zum Leistungsbetrieb von Kernkraftwerken in Deutschland erlischt entweder bei Erreichen einer im Atomgesetz festgelegten erzeugten Strommenge oder spätestens zu einem definierten Termin.“ Das im Atomgesetz festgelegte Abschaltdatum für KKI2 bleibe der 31. Dezember 2022. In der Sitzung des Ausschusses für Arbeit und Wirtschaft des Stadtrates München war am 25. September beschlossen worden, die nicht genutzte Produktionskapazität aus den KKW Krümmel, Brunsbüttel und Mülheim-Kärlich in Rheinland-Pfalz zu erwerben und im Kraftwerk Isar 2 produzieren zu lassen:

PASSAUER NEUE PRESSE

In Neckarwestheim hat der Erörterungstermin im Verfahren zur Stilllegung und zum Abbau des Kernkraftwerks Neckarwestheim Block II (GKN II) begonnen. Wie die Rhein-Neckar-Zeitung berichtet, behandelt das baden-württembergische Umweltministerium als Genehmigungsbehörde dabei mehr als 800 Einwendungen und Bedenken von mehr als 700 Bürgern gegen die Stilllegungs- und Abbaupläne der EnBW. Sinn und Zweck des Erörterungstermins sei es, den Einwendern Gelegenheit zu geben, ihre Kritik am geplanten Rückbau mit der Atomaufsicht und der Antragstellerin, der EnBW Kernkraft GmbH (EnKK), zu diskutieren, sagte der Leiter der baden-württembergischen Atomaufsicht und Genehmigungsbehörde, Gerrit Niehaus, zu Beginn der Veranstaltung. „Die Einwendungen können uns helfen, die Pläne zur Stilllegung und zum Rückbau von GKN II besser zu beurteilen und, wenn nötig, Nachbesserungen zu fordern“:

RHEIN-NECKAR-ZEITUNG

Mehr als sieben Jahre nach der Abschaltung des Kernkraftwerks Isar 1 bei Landshut, das als Folge der Reaktorkatastrophe von Fukushima mit Beschluss der Bundesregierung vom 30. Juni 2011 seine Berechtigung zum Leistungsbetrieb verlor, befanden sich zum Stichtag 13. November 2018 noch immer 1031 hoch radioaktive abgebrannte Brennelemente im Abklingbecken. Üblich sei eine Lagerzeit von fünf Jahren. Dies gehe laut Augsburger Allgemeine aus einer Antwort der Bundesregierung vom 26. November auf eine Kleine Anfrage der baden-württembergischen Grünen hervor. Das bayerische Umweltministerium reagiert laut des Berichts harsch auf die Vorwürfe: Es sei „unredlich, mit den Ängsten der Bevölkerung zu spielen“, sagte ein Sprecher auf Anfrage. Das Brennelementlagerbecken im Kernkraftwerk Isar 1 sei noch nicht vollständig entleert, weil die Genehmigung für die Nutzung der notwendigen Transport- und Lagerbehälter durch das Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE) erst im August 2017 erteilt worden sei. Seit der Erteilung dieser Genehmigung würden die Brennelemente kontinuierlich aus dem Lagerbecken entladen und in das vorgesehene Standortzwischenlager gebracht:

AUGSBURGER ALLGEMEINE

Nach einem Bericht bei n-tv ist es m tschechischen Kernkraftwerk Dukovany zu einer Panne gekommen. Der Reaktorblock 1 sei am Sonntag außerplanmäßig abgeschaltet worden, sagte ein Sprecher des Betreibers CEZ nach Angaben der tschechischen Nachrichtenagentur CTK. Das mehr als 30 Jahre alte KKW mit seinen vier Reaktorblöcken liegt rund 100 Kilometer nördlich von Wien und 200 Kilometer östlich von Passau. Radioaktive Stoffe traten offenbar nicht aus. Der am Standort Dukovany verwendete sowjetische Reaktortyp WWER 440/213 kam unter anderem auch im fünften Block des früheren Atomkraftwerks Greifswald zum Einsatz. Die dortigen Anlagen wurden bereits 1990 abgeschaltet, 1995 begann der Rückbau:

N-TV

Die polnische Regierung arbeite laut des Branchendiesnt energate messenger an einer neuen Energiestrategie. Demnach plane das Land, in die Kernenergie einzusteigen und bis 2033 seinen ersten Reaktor zu errichten, berichtet der Dienst unter Berufung auf die „Märkische Oderzeitung“. Als Standorte kommen offenbar die Standorte Zarnowiec und Kopalino nordwestlich von Danzig infrage. Die polnische Stromversorgung beruht bislang zu 80 Prozent auf Kohlekraftwerken. Der Klimaschutz ist für Polen, Gastgeberland der aktuellen Klimakonferenz, eine besondere Herausforderung. Ziel der neuen Energiestrategie sei es, den Anteil der dominanten Kohle am Strommix durch Erneuerbare und Kernenergie bis 2030 auf 60 Prozent zu senken. (Bezahlinhalt)

ENERGATE MESSENGER

Jahrzehntelang demonstrierten Umweltaktivisten gegen Atomstrom. Nun propagieren einige für die Rückkehr zur Kernenergie und berufen sich dafür auf Berechnungen des Weltklimarats. Das ZDF schildert in einem Feature die Hintergründe, die Akteure der neuen Bewegung „Nuclear Pride“ und Ihre Argumentation. Zwar seien Wind- und Sonnenenergie erneuerbare Energieformen, doch CO2 emittieren sie trotzdem, beispielsweise bei der Herstellung der Anlagen. Auch Biomasse sei zwar erneuerbar, produziere aber viel CO2. Kernenergie hingegen stoße im Betrieb überhaupt kein CO2 aus und im gesamten Lebenszyklus nur sehr wenig, zitiert der Beitrag einen Aktivisten der Bewegung. Etwa ein Dutzend Umwelt- und Pro-Atomkraft-Gruppen in ganz Europa unterstützen „Nuclear Pride“ mittlerweile, darunter Ökogruppen aus der Schweiz, Finnland, den Niederlanden und Deutschland:

ZDF

Auch die Süddeutsche Zeitung diskutiert eine „Renaissance der Kernkraft“ vor dem Hintergrund des Klimawandels in ihrem Wissensteil. Diese Renaissance sollen aber nicht die alten Meiler bringen, sondern neue Reaktoren, die zur sogenannten vierten Generation zählen. Angeblich seien diese Kraftwerke genau das, was die herkömmlichen nicht mehr seien oder nie waren: sauber, wirtschaftlich effizient und sicher, so das Blatt. Ein neuartiger Flüssigsalzreaktor nutze beispielsweise etwa statt fester Brennstäbe flüssigen nuklearen Sprit, also Uran in Salzform:

SUEDDEUTSCHE ZEITUNG