Presseschau vom 07.06.2023

Herzlich willkommen zur neuesten Ausgabe der Presseschau. Während es in den deutschen Medien aktuell recht still rund um das Thema Kernkraft ist, finden Sie in der aktuellen Presseschau vielseitige Einblicke in die internationale Handhabung der diesbezüglichen Energiepolitik. Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre:

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Hessen benötigt Deponiekapazitäten für zehntausende Tonnen Abfälle jährlich. Das umfasst insbesondere auch Kapazitäten für Abfälle, die beim Rückbau von Kernkraftwerken entstehen, da bei diesen zusätzlich zum Kapazitätsproblem auch noch die Schwierigkeit besteht, dass es gegen ihre Deponierung oft Widerstand gibt. So wehren sich die Betreiber der Deponie Büttelborn beispielsweise weiterhin gegen die Aufnahme von Bauschutt aus dem sich im Rückbau befindenden KKW Biblis. Aktuell laufen noch keine Genehmigungsverfahren für neue Deponiestandorte, doch der Ausbau einiger bestehender Deponien befindet sich bereits in Planung:

HESSENSCHAU

Internationale News:

Schweiz: Der Präsident der Schweizer FDP, Thierry Burkart, hat sich abermals dafür ausgesprochen, neue Kernkraftwerke zu bauen. Laut ihm sei ein Erreichen der Klimaziele ansonsten kaum machbar. Diese Position des Politikers ist nicht neu. Bereits bei seiner ersten Delegiertenversammlung im Oktober 2021 ließ er ein Positionspapier zur Energiepolitik verabschieden, das die Grundlage für die Zulassung von Kernkraftwerken der neuen Generation legen sollte. Letzten Sommer setzte er sich außerdem für den staatlich unterstützten Weiterbetrieb der bestehenden Kernkraftwerke ein:

WATSON

Frankreich: Der Bürgermeister der elsässischen Gemeinde Fessenheim, Claude Brender, plädiert offen für den dortigen Bau eines der neuen, in Frankreich geplanten Mini-Reaktoren. In Fessenheim war bis zur Abschaltung 2020 das KKW Fessenheim betrieben worden, das zum Zeitpunkt der Stilllegung Frankreichs ältestes Kernkraftwerk war. Schon damals hatte Brender die Abschaltung als überstürzt bezeichnet. In dem Bau eines neuen Kernkraftwerks in der Gemeinde sieht er nun Chancen, die mit dem Betrieb verbundenen Arbeitsplätze und Steuereinnahmen zurück in die Gegend zu holen:

BNN (Bezahlinhalt)

Finnland: Während die Energiegewinnung aus Kernkraft in weiten Teilen Europas kontrovers diskutiert wird, ist in Finnland die Zustimmung so hoch wie noch nie. 69% Prozent der Finnen sehen sie als positiv an, nur 6% sprechen sich explizit gegen sie aus. Die rapide Zustimmungszunahme ist auch mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine zu begründen. Zuvor hatte Finnland 10% seines Stroms aus Russland importiert, nun ist dieser nach Einsparungen im Winter durch die Inbetriebnahme des Kernkraftwerks Olkiluoto 3 ersetzt worden. Das KKW hätte schon vor 14 Jahren ans Netz gehen sollen, doch der Bau hatte sich immer wieder verzögert. Der einstmalige Unmut seitens der finnischen Bevölkerung darüber hat sich nun gelegt. Selbst die finnischen Grünen unter Vorsitz der Energiewissenschaftlerin Peppi Seppälä sprechen sich für eine Energiegewinnung aus Kernkraft aus. Finnland ist zudem das erste Land, das eine Lösung für die Endlagerung von radioaktivem Abfall gefunden hat:

NEUE ZÜRCHER ZEITUNG (Bezahlinhalt)

Japan: Auch Japan setzt wieder vermehrt auf Kernkraft. Zu diesem Zweck verabschiedete das Parlament in Tokio ein Gesetz, mit dem die maximale Betriebsdauer japanischer Kernkraftwerke nicht mehr auf 60 Jahre beschränkt ist. Es sieht vor, dass Betreiber diejenigen Phasen aus der Betriebszeit herausrechnen können, in denen die Reaktoren aus unvorhersehbaren Gründen vom Netz genommen wurden. Theoretisch können japanische Kernkraftwerke damit unbegrenzt in Betrieb bleiben. Diese Regelung geht allerdings mit einer Prüfung durch die japanische Atomsicherheitsbehörde einher, die gerade bei älteren Reaktoren umfassende Sicherheitsprüfungen durchführt:

ZDF

Schweiz: Das KKW Beznau im Schweizer Kanton Aargau ist am 1. Juni nach einem zweiwöchigen Brennelementwechsel wieder ans Netz gegangen. Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat Ensi hat nach umfassenden Inspektionen und Kontrollen dafür die Genehmigung erteilt:

HANDELSZEITUNG

Ungarn: Nachdem von ungarischer Seite schon länger ein Ausbau des Kernkraftwerks Paks 2 angestrebt wurde, hat die ungarische Regierung nun auch die Genehmigung der Europäischen Kommission für das Vorhaben bekommen. 2014 hatten der ungarische Ministerpräsident Orbán und der russische Präsident Putin ein Abkommen über den Bau zweier neuer Reaktoren unterzeichnet. Wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine und den damit einhergehenden Sanktionen war im April 2023 eine Neuverhandlung des Vertrages nötig. Die Inbetriebnahme der neuen Reaktoren ist für den Anfang des nächsten Jahrzehnts geplant:

VISEGRAD POST

Beitragsbild Quelle: TVO