Presseschau vom 03.04.2020

Herzlich Willkommen zu einer neuen Ausgabe der Presseschau. Erwartungsgemäß stehen die meisten Beiträge unter dem Einfluss der Corona-Krise. Neben diversen Beiträgen aus Deutschland ist die Schweiz und das KKW Leibstadt diese Woche ein Schauplatz, ebenso Tschechien.

Am 12. April sollte das Atomkraftwerk in Grohne (Landkreis Hameln-Pyrmont) für die jährliche Revision heruntergefahren werden. Doch dass dies so wie geplant passiert, sei noch nicht entschieden, berichtet NDR 1 Niedersachsen. Das niedersächsische Umweltministerium habe Sicherheitsbedenken. Die Bundesnetzagentur müsse entscheiden, ob das Atomkraftwerk für die Stromproduktion und die Netzstabilität systemrelevant sei, also ob das KKW unbedingt benötigt werde, sagte Umweltminister Olaf Lies (SPD). Wenn ja, müsse geklärt werden, wie ein Infektionsrisiko für die an der Revision beteiligten Personen und die Bevölkerung vor Ort minimiert werden könne. Dazu habe das Ministerium zahlreiche Fragen an den Betreiber PreussenElektra übersandt:

NDR

Die Kühltürme des stillgelegten KKW in Philippsburg sollen in diesem Jahr gesprengt werden. Sie werden nach rund 40 Jahren nicht mehr benötigt. Nun stehe laut Badischen Neuesten Nachrichten das frühestmögliche Datum der Sprengung fest. Umdenken mussten die Verantwortlichen in Bezug auf das Interesse von Besuchern. 20.000 Menschen, so war schon berichtet worden, könnten das Geschehen verfolgen wollen. In Zeiten der Coronakrise sei eine solche Versammlung undenkbar. Man habe daher früh den Austausch mit umliegenden Kommunen und der Polizei gesucht, teilt EnBW mit. „Die betroffenen Städte und Gemeinden bewerten, wie sie mit möglichen Zuschauern umgehen werden.“:

BADISCHE NEUESTE NACHRICHTEN

Unter den Vorzeichen der Corona-Krise steht auch die für den Sommer geplante Jahresrevision des Schweizer Atomkraftwerks Leibstadt. Wegen der Grenzschließungen werde die Einreise von externen Fachkräften aus dem Ausland komplizierter. Im Fokus stehe angesichts von 1500 Projektbeteiligten auch der Infektionsschutz, so der Südkurier:

SÜDKURIER

Auf Anfrage des Schweizer Tagesanzeiger gaben die Betreiber des Kernkraftwerks Leibstadt indes zwei Corona-Fälle bekannt. Sie hätten umgehend «vorbeugende Massnahmen getroffen, um die potenzielle Ansteckungskette zu unterbrechen», wird ein Sprecher zitiert. Leibstadt sei weiterhin im Normalbetrieb und verfüge über genügend Mitarbeiter vor Ort. Ein Teil der Belegschaft mache, sofern möglich, „Telearbeit“. Bereits weiter, so das Blatt, sei man in Grossbritannien. Die Betreiber des KKW Sellafield hätten bereits letzte Woche angekündigt, die Wiederaufbereitungsanlage an der Irischen See zu schliessen. Zuvor hatten sie bekannt gegeben, dass ein Mitarbeiter positiv auf Covid-19 getestet worden war und sich ein zweiter mit Verdacht in Quarantäne begeben hatte:

TAGESANZEIGER

Das Kernkraftwerk Leibstadt habe die Stromproduktion in 2019 um 13 Prozent gesteigert, meldet die Badische Zeitung. Das gehe aus einer Mitteilung des Unternehmens hervor. Insgesamt produzierte das Kraftwerk im vergangenen Jahr 8820 Gigawattstunden Strom. 2018 waren es noch 7799 Gigawattstunden. Die Steigerung wirkte sich positiv auf die Produktionskosten aus. Die höhere Stromerzeugung wurde 2019 trotz dreier Produktionsunterbrechungen von jeweils einigen Tagen wegen automatischen Abschaltungen des Kraftwerks erreicht:

BADISCHE ZEITUNG

Aufgrund der Suche nach einem defekten Brennelement muss das Kernkraftwerk in Gundremmingen bis Ende März oder Anfang April vom Netz bleiben. Das Kraftwerk sei für die Suche nach dem beschädigten Element und den Austausch heruntergefahren worden, sagte eine Sprecherin des Werks. Zuvor war im Betrieb von Block C aufgefallen, dass ein Brennelement beschädigt sein muss. In Juni solle der schwäbische Meiler dann erneut heruntergefahren werden, dann ist die etwa einen Monat dauernde Jahresrevision geplant, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet:

SÜDDEUTSCHE ZEITUNG

In Tschechien nimmt der Ausbau der Kernenergie Formen an. Der Energiekonzern CEZ hat die Baugenehmigung für zwei neue Kraftwerksblöcke am Standort Dukovany beantragt. Damit sei die fünfjährige Vorbereitungsphase nun abgeschlossen und der Weg frei für den Lizenzierungsprozess, teilte der teilstaatliche Konzern mit. Der Bauantrag umfasst insgesamt 1.600 Seiten und beinhaltet die Errichtung von zwei Druckwasserreaktoren mit einer Leistung von je 1.200 MW. Laut CEZ sind in dem Antrag rund 200 Studien unterschiedlicher Experten berücksichtigt. Der Branchendienst energate messenger berichtet:

ENERGATE MESSENGER

Das Erdbeben in der Nähe der kroatischen Hauptstadt Zagreb hat Sorgen in Österreich um die Sicherheit eines benachbarten Kernkraftwerks bestärkt. Das Beben sei auch im slowenischen Krško deutlich spürbar gewesen, schreibt die Regierung des österreichischen Bundeslands Kärnten laut eines Berichts des Branchendienstes Heise. In Krsko wird seit 37 Jahren ein Kernkraftwerk kommerziell betrieben. Die slowenischen Behörden hätten entschieden, das KKW Krško nicht abzuschalten und Analysen und Kontrollen bei laufendem Betrieb durchzuführen, da das werk nicht vom Beben betroffen gewesen sei:

HEISE

Trotz des beschlossenen Atomausstiegs im Jahr 2022 werde das Thema Kernenergie für Deutschland noch eine lange Zeit eine Bedeutung behalten. Ein Grund sei der Rückbau, der mehr als 40 Jahre dauern werde, so Martin Neumann, energiepolitischer Sprecher FDP-Bundestagsfraktion in einem Gastkommentar im Branchendienst energate messenger . Es brauche daher ein Konzept, um das notwendige Fachwissen hierzulande bei diesem Thema auch für die Zukunft zu erhalten:

ENERGATE MESSENGER