Presseschau vom 03.04.2018

Wir begrüßen Sie recht herzlich zur aktuellen Ausgabe der Presseschau. Die Veröffentlichungen bilden diesmal einen Mix aus Rückbauthemen und zwei interessanten Beiträgen zu Staus und Rezeption der Energiewende in Deutschland.

Im Kernkraftwerk Krümmel haben bei einer wiederkehrenden Prüfung sechs Brandschutzklappen im Schaltanlagengebäude nicht geschlossen, so Herzogtum direkt. Ursächlich sei eine defekte Diode in einer Steuerstelle im Bereich der Warte des Kernkraftwerks. Das teilte die schleswig-holsteinische Reaktorsicherheitsbehörde (Energiewendeministerium) in Kiel mit. Im Falle eines tatsächlichen Brandes wäre das Schließen der Klappen thermisch – über ein Schmelzlot – ausgelöst worden. Ein Schmelzlot ist als weitere Absicherung in jeder Brandschutzklappe eingebaut. Die Reaktorsicherheitsbehörde habe eine Untersuchung des Ereignisses eingeleitet. Es werde insbesondere geprüft, ob es sich bei dem Diodenversagen um einen systematischen Effekt oder um einen Einzelfehler handelt. Die Vattenfall-Betreibergesellschaft habe das Ereignis der Meldekategorie N (Normalmeldung) zugeordnet und der Atomaufsichtsbehörde fristgerecht gemeldet. Die Behörde hat zur Bewertung des Ereignisses Sachverständige hinzugezogen:

HERZOGTUM DIREKT

Als „Placebo“ bezeichnen Umweltverbände laut Mainpost den Abriss der Kühltürme am Kernkraftwerk Grafenrheinfeld. Dies sei keine Stilllegung, da im Zwischenlager noch auf unbestimmte Zeit strahlendes Material verbliebe, für das ohne ein Endlager ausreichende Sicherung erforderlich sei (Bezahlinhalt):

MAINPOST

Das Kernkraftwerk Grohnde ist am Donnerstag nach drei Wochen Reparaturpause wieder ans Stromnetz angeschlossen worden. Der Reaktorkern habe 56 neue Brennelemente erhalten, teilte der Betreiber Preussen Elektra über die Lingener Tagespost mit. Insgesamt hat das Kraftwerk 193 Brennelemente. Das AKW Grohnde war seit dem 24. Februar zur jährlichen Revision mit routinemäßigen Instandhaltungsarbeiten abgeschaltet.

LINGENER TAGESPOST

Rund 500 Tonnen Metall verlassen das Kernkraftwerk Philippsburg (KKP). Bereits im Sommer war die gewichtigste Einzelkomponente – der Generator – aus dem Maschinenhaus von Block 1 ausgebaut worden. Der aus drei Teilen bestehende Generator wurde nun mittels eines 15-achsigen Spezialfahrzeugs zur werkseigenen Schiffanlegestelle transportiert und dort auf ein Schiff gehievt. Schwerster Part sei das so genannte Ständermittelteil mit gut 305 Tonnen, neun Metern Länge und einem Durchmesser von vier Metern, so die Rheinpfalz:

DIE RHEINPFALZ

Mit einem schnelleren Rückbau als geplant rechnet der Bayerische Rundfunk im KKW Grafenrheinfeld. 143 Meter hoch sind die beiden Kühltürme des stillgelegten Kernkraftwerks. Ihr Abriss war ursprünglich zum Ende des Kraftwerk-Rückbaus 2035 geplant. Nun könnten die Türme früher fallen, wie ein Beitrag in der Mainpost vermutet. Der vollständige Rückbau der Kraftwerksanlage sollte eigentlich bis 2035 abgeschlossen sein und wird schätzungsweise eine Milliarde Euro kosten. Wenn es nach dem Betreiber geht, werden ab Mitte Mai 2018 weitere abgebrannte Brennelemente in das Zwischenlager vor Ort überführt. Dort befänden sich aktuell bereits 21 Castoren. Insgesamt bietet das Zwischenlager Platz für 88 Castoren:

BR

Ein schlechtes Zeugnis stellt eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey der Umsetzung der deutschen Energiewende aus. Wie die WELT berichtet, läge Deutschland im Vergleich aller 116 untersuchten Länder lediglich auf Platz 16. Allein in Europa hätten 11 Länder ein besseres Energiesystem. Wenn Deutschland hier abgeschlagen auf Platz zwölf komme, liege das vor allem an der schlechten Bewertung in der Kategorie „Struktur des Energiesystems“: Hier belegt Deutschland Platz 110 von 114. „Das liegt vor allem an Deutschlands Abhängigkeit vom Kohlestrom: Dessen Anteil beträgt immer noch 42 Prozent – auch weil er seit der Entscheidung zum Kernenergieausstieg einen hohen Beitrag zur Grundlastversorgung leistet“, heißt es in der WEF-McKinsey-Studie: „In der Kategorie ‚Umwelt- und Klimaschutz‘ kommt Deutschland weltweit nur auf Platz 61 – hauptsächlich wegen seines hohen CO2-Ausstoßes.“

WELT

Mit dem ambivalenten Verhältnis vieler Bürger zur Energiewende beschäftigt sich die Süddeutsche Zeitung. Viele Menschen befürworten demnach die Energiewende, lehnen aber die zwangsläufig damit verbundenen Veränderungen im Landschaftsbild vehement ab. Das Verständnis von Landschaft sei dabei hierzulande stark durch die Romantik geprägt, das Ideal seien vorindustrielle Bilder. Doch die Transformation des Energiesystems stelle Gewohnheiten und Lebensweisen infrage, verlange Anpassungsfähigkeit und fordere Mitarbeit:

SUEDDEUTSCHE ZEITUNG