Presseschau vom 02.02.2022

Willkommen zur ersten Presseschau im Februar. Wir bieten in dieser Woche Beiträge zu deutschen KKW, Nachrichten aus Europa, Stimmen aus unterschiedlichen Perspektiven zur andauernden Taxonomie-Diskussion, einen Beitrag zur historischen Entscheidung Schwedens zur Bewilligung eines Endlagers und Erinnerungen an eine „Galionsfigur“ der Anti-Kernkraft-Bewegung. Wir wünschen Ihnen gewinnbringende Lektüre.

Baumaßnahme am KKW Krümmel: Das aktuell unmittelbar an der Anlage entstehende Lager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle, kurz LasmAaZ, wurde mit einer Decke aus Beton ausgestattet. Um die gewaltige Menge Beton einbauen zu können, arbeiteten laut des Berichts der Lauenburg Nachrichten 20 Männer mehrere Stunden nonstop. Nach Fertigstellung sollen in der Halle bis zu 1200 Behälter Atommüll gelagert werden. Das LasmAaZ wird etwa 65 Meter lang, 48 Meter breit und 16 Meter hoch und als Zwischenlager bis zur Verfügbarkeit eines Endlagers von einer bundeseigenen Gesellschaft betrieben werden:

LN-ONLINE (Bezahlinhalt)

Das Landesportal Baden-Württemberg berichtet von einem meldepflichtigen Ereignis im KKW Philippsburg. Bei Bauarbeiten kam es demnach auf dem Gelände des KKW zu Beschädigungen. Für Menschen und Umwelt bestand keine Gefahr. Eine Baggerschaufel habe bei Baustellenarbeiten in der Nähe des Brennelement-Zwischenlagers Philippsburg am 14. Januar 2022 eine Armatur und einen Leitungsabschnitt des Feuerlöschsystems beschädigt. Die Beschädigung führte zu einer Leckage, wodurch der Druck im gesamten Feuerlöschsystem am Standort des im Rückbau befindlichen Kernkraftwerks Philippsburg (KKP) abfiel. Alle Feuerlöschwasserpumpen der beiden Blöcke starteten auslegungsgemäß. Die sicherheitstechnischen Auswirkungen des konkreten Ereignisses waren demnach gering, für Menschen und die Umwelt bestand keine Gefahr:

BADEN-WUERTTEMBERG

Bis zum 31. Dezember 2022 wird das Kernkraftwerk Isar 2 noch Strom produzieren, bevor der Reaktor am letzten Tag des Jahres 2022 als letztes deutsches Kernkraftwerk abgeschaltet wird. Bis dahin werde man das Kraftwerk „professionell und sicher betreiben“, versichert Standortleiter Carsten Müller gegenüber dem Portal Isar Donau Wald (Idowa). Die Messlatte für 2022 liege hoch, denn im zurückliegenden Jahr habe das KKI 2 laut Kraftwerksbetreiber PreussenElektra „ein hervorragendes Betriebsergebnis erzielt“. 2021 war Isar 2 demnach zu 95 Prozent verfügbar und speiste rund 12,07 Milliarden Kilowattstunden Strom ins Netz ein. Damit habe das KKI 2 rund 3,5 Millionen Haushalte rund um die Uhr mit CO2-armem Strom versorgt, obwohl es nahezu täglich seine Leistungen an die Anforderungen des Netzbetreibers anpassen musste und dadurch unterm Strich 8,5 Produktionstage eingebüßt habe. Kritik an der Zuverlässigkeit des Werks, wie sie zuletzt von einer Landtagsabgeordneten der GRÜNEN geäußert worden sei, wiesen Vertreter des Betreibers PreussenElektra zurück:

IDOWA

Die Stromversorgung in Frankreich sei durch den Ausfall zahlreicher Kernkraftwerke bereits angespannt, so der Branchendienst IWR. Nach den unverhofften KKW-Ausfällen habe der staatlich dominierte Energieversorger EDF die Prognose für die französische Atomstromproduktion 2022 nun drastisch reduziert. In Frankreich stiegen die Börsen-Strompreise wegen der Nichtverfügbarkeit zahlreicher KKW bereits jetzt auf Rekordwerte, französischer Strom sei aktuell mit der teuerste Strom in ganz Europa. Das dürfte sich sobald nicht ändern, denn die französischen Werke würden in diesem Jahr deutlich weniger Strom aus Kernenergie produzieren als geplant. Die finanziellen Auswirkungen für EDF seien noch nicht abschätzbar, die Auswirkungen auf die europäischen Strompreise ebenfalls nicht:

IWR

In Zwentendorf an der Donau steht das einzige Kernkraftwerk Österreichs. In Betrieb gegangen ist der Meiler aus den siebziger Jahren allerdings nie, da eine Volksabstimmung gegen die Kernkraft erfolgreich war. Es erstaune daher nicht, dass aus Wien heftiger Widerstand gegen die Brüsseler Taxonomie-Verordnung komme, so die Braunschweiger Zeitung. Ein Videobeitrag erläutert die Position des österreichischen Bundesministeriums für Umwelt zur Taxonomie-Debatte und lässt die Ministerin zu Wort kommen:

BRAUNSCHWEIGER ZEITUNG

Zwei Beiträge aus Deutschland beschäftigen sich mit Positionen zur Taxonomie-Entscheidung der EU aus unterschiedlichen Perspektiven: Der BR lässt Christian Klein, Professor für Nachhaltige Finanzwirtschaft an der Uni Kassel, zu Wort kommen. Er beurteile die Klassifizierung von Kernkraft als nachhaltig als falsch, halte die EU-Taxonomie aber dennoch für gelungen. „Niemand sei dadurch gezwungen, in Kernkraft zu investieren“, zitiert ihn der Sender. Im Deutschlandfunk warnt Bundesumweltministerin Lemke im Fall einer Einstufung von Atomkraft und Erdgas als nachhaltige Energieformen durch die Europäische Kommission vor Klagen der Mitgliedsstaaten. Das letzte Wort sei noch nicht gesprochen, sagte die Grünen-Politikerin demnach dem Redaktionsnetzwerk Deutschland:

BR

DEUTSCHLANDFUNK

Mit den Kosten eines Szenarios, in dem in der EU erneut auf Kernkraft als klimafreundliche Energiequelle gesetzt werde, beschäftigt sich die Tagesschau und kommt zu dem Ergebnis, dass nachhaltige Energiequellen in allen Szenarien zu deutlich günstigeren Energiepreisen als Kernkraft führen:

TAGESSCHAU

Die schwedische Regierung hat den Antrag des Entsorgungsunternehmens Svensk Kärnbränslehantering (SKB) bewilligt, eine Anlage für die Endlagerung abgebrannter Brennelemente von Kernkraftwerken zu bauen und zu betreiben, so der Branchendienst Heise. Bisher gibt es weltweit keine solche Anlage. Entstehen solle die Anlage in Forsmark, knapp 140 km nördlich der schwedischen Hauptstadt Stockholm. 12.000 Tonnen verkapselter Atommüll soll in 500 m Tiefe gelagert werden, der Bau könne allerdings bis zu 70 Jahren dauern. Der Plan sähe für die Endlagerung die Methode KBS-3 vor. KBS steht für KärnBränsleSäkerhet, also Kernbrennstoffsicherheit. Dabei werden die abgebrannten Brennelemente in Kupferkanistern verkapselt, die dann mit einem Puffer aus Bentonit-Ton umgeben in Einlagerungsöffnungen in einem Tunnelsystem in einer Tiefe von etwa 500 m im Grundgestein deponiert werden. Die drei Barrieren Kanister, Puffer und Fels sollen die Radionuklide im Brennstoff isolieren, wie Schaubilder in dem Beitrag erläutern. Die Suche nach einem Standort für ein Endlager habe bereits vor 30 Jahren begonnen, so Heise:

HEISE

Trauer um Jochen Stay: Der bekannte Anti-Kernkraft-Aktivist ist im Alter von 56 Jahren an einer Herzkrankheit gestorben. Das teilte der Verein „.ausgestrahlt“, dessen Sprecher Stay zuletzt war, laut des Redaktionsnetzwerks Deutschland mit. Der gebürtige Mannheimer war eine Galionsfigur der Anti-Atomkraft-Bewegung. Einer der Höhepunkte seiner Aktivitäten war die von Stay initiierte 120 Kilometer lange Menschenkette vom KKW Brunsbüttel bis zum KKW Krümmel im April 2010. Stay prägte auch den Widerstand gegen ein Atommüll-Lager im Gorlebener Salzstock:

RND