Presseschau vom 01.10.2024

Herzlich willkommen zur neuesten Ausgabe der Presseschau. In den vergangenen zwei Wochen standen Themen wie der Abbau von Kernkraftwerken sowie die Kontroversen um den deutschen Atomausstieg im Fokus. Zudem wurden internationale Entwicklungen beleuchtet, darunter die Reaktivierung der Kernkraft in den USA. Besonders Microsofts Wiederinbetriebnahme des stillgelegten Three Mile Island-Reaktors und Investitionen europäischer Großbanken in Atomkraft sorgten für Aufsehen. Auch in der Schweiz und Großbritannien sind Diskussionen über die Zukunft der Energiepolitik im Gange. Viel Spaß bei der Lektüre!

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Entwicklungen im Abbau und der Entsorgung von Kernkraftwerken

Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg veranstaltet regelmäßig das Infoforum „Nukleare Sicherheit und Strahlenschutz“, um die Öffentlichkeit über aktuelle Themen der Kernkraftwerke, des Strahlenschutzes und der Entsorgung radioaktiver Abfälle zu informieren. Am 15. Oktober findet das nächste Infoforum zum Thema „Rücknahme von radioaktiven Abfällen aus Frankreich nach Philippsburg“ statt:
UM BWL

Interne E-Mails werfen Fragen zur Entscheidung des Atomausstiegs in Deutschland auf. Trotz positiver Prüfungen zur Verlängerung der Laufzeiten der Kernkraftwerke 2022 folgte Wirtschaftsminister Robert Habeck den Empfehlungen seiner Fachabteilung offenbar nicht. Diese Entscheidung könnte von politischer Ideologie geprägt gewesen sein, was nun im Rahmen eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses genauer geprüft wird. Besonders die Rolle von Habeck und seinem damaligen Staatssekretär Patrick Graichen steht im Fokus der Untersuchung:
FAZ (Bezahlinhalt)

Das Kernkraftwerk Emsland in Lingen hat die Genehmigungen für die Stilllegung und den Abbau erhalten. Der Rückbau soll bis in die zweite Hälfte der 2030er-Jahre abgeschlossen sein. Seit der Abschaltung im April 2023 befindet sich die Anlage im Nachbetrieb, und es wurden bereits erste Dekontaminationsmaßnahmen durchgeführt. Schwach- und mittelradioaktive Abfälle werden vorerst auf dem Gelände gelagert. Niedersachsen setzt zukünftig auf erneuerbare Energien, die 2023 erstmals mehr Strom erzeugten als verbraucht wurde:
NDR
[MOPO]

Die Unionsfraktion fordert ein „Rückbau-Moratorium“ für die im letzten Jahr abgeschalteten Kernkraftwerke, um deren Wiederinbetriebnahme offen zu halten. Jens Spahn (CDU) kritisiert die Abschaltung als Fehler und verweist auf fehlenden günstigen Strom für die Wirtschaft. Auslöser ist die Wiederinbetriebnahme eines Reaktors in den USA, der künftig Strom für Microsoft-Rechenzentren liefern soll. Auch der IEA-Chef Fatih Birol hält die Stilllegung der Kraftwerke für einen strategischen Fehler und unterstützt eine mögliche Wiederinbetriebnahme:
HANDELSBLATT (Bezahlinhalt)
LAUTERBACHER ANZEIGER

Aktuelle Stimmen

Der niedersächsische Energieminister Christian Meyer erklärt nach Erteilung der Stilllegungs- und Abbaugenehmigung für das Kernkraftwerk Emsland, dass Atomkraft in Niedersachsen endgültig Geschichte ist. Er betont den erfolgreichen Ausstieg aus der Kernenergie und den Beginn des Rückbaus. Meyer hebt hervor, dass der Fokus nun auf erneuerbaren Energien liegt, die zunehmend zur Stromversorgung des Bundeslandes beitragen:
NIEDERSÄCHSISCHES MINISTERIUM FÜR UMWELT, ENERGIE UND KLIMASCHUTZ

Fatih Birol, Chef der Internationalen Energieagentur (IEA), kritisiert Deutschlands Energiepolitik, insbesondere die Stilllegung der Kernkraftwerke und die Abhängigkeit von russischem Gas, als strategische Fehler. Während er die aktuelle Reaktion auf den Ukrainekrieg lobt, empfiehlt er, den Wiedereinstieg in die Kernkraft zu erwägen, insbesondere durch Small Modular Reactors (SMRs), auch wenn diese frühestens ab 2030 eine Option wären. Zudem betont Birol die Notwendigkeit, die erneuerbaren Energien als Mittel zur Energiesicherheit weiter auszubauen:
TAGESSPIEGEL (Bezahlinhalt)

Internationale Nachrichten

Europa: Bei der Jahrestagung der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien wurde die Kernkraft in Europa kontrovers diskutiert. Während Länder wie Frankreich und Finnland stark auf Nuklearenergie setzen, haben Deutschland, Österreich und Spanien den Atomausstieg beschlossen. Der Einsatz von Kernenergie bleibt in Europa umstritten, besonders angesichts geopolitischer Krisen wie dem Krieg in der Ukraine, der Fragen zur nuklearen Sicherheit aufwirft:
ZDF HEUTE

Afrika: Rund zehn afrikanische Länder planen den Bau von Kernkraftwerken, oft in Kooperation mit dem russischen Staatskonzern Rosatom. Bisher hat lediglich Ägypten den Bau eines Kernkraftwerks unter Rosatoms Leitung begonnen, der Rest befindet sich in der Planungsphase. Die Atomkraft soll helfen, Afrikas Energiesicherheit zu erhöhen, da 600 Millionen Menschen in Afrika unzureichenden Zugang zu Strom haben. Währenddessen nutzen Länder wie Frankreich und die USA ebenfalls Nuklearenergie, um ihre Energieversorgung zu stabilisieren:
MERKUR

USA: Microsoft plant, das stillgelegte Kernkraftwerk Three Mile Island in den USA für die Stromversorgung seiner Rechenzentren wieder in Betrieb zu nehmen. Die Energie soll für den Betrieb von künstlicher Intelligenz und Cloud-Diensten genutzt werden. Dieses Vorhaben stößt auf großes Interesse, da es die erste Wiederinbetriebnahme eines stillgelegten Kernkraftwerks in den USA wäre. Zudem zeigt es das wachsende Interesse von Technologieunternehmen an Atomkraft als stabiler und emissionsarmer Energiequelle:
SZ (Bezahlinhalt)
DEUTSCHLANDFUNK
FAZ (Bezahlinhalt)

USA: Mehrere Großbanken planen, stärker in Atomenergie zu investieren, da sie diese als eine wichtige Energiequelle für die Zukunft sehen. Trotz der weltweiten Diskussionen um Kernkraft wächst das Interesse an der Finanzierung von Kernenergieprojekten, vor allem aufgrund ihrer Rolle bei der Reduzierung von CO2-Emissionen und der Sicherstellung einer stabilen Energieversorgung. Diese Banken sehen Atomkraft als eine Schlüsseltechnologie zur Bewältigung der globalen Energiekrise:
FOCUS ONLINE
HANDELSBLATT
TABLE MEDIA (Bezahlinhalt)

Schweiz: Pläne, das umstrittene und alternde Kernkraftwerk Beznau in der Schweiz länger als ursprünglich geplant zu betreiben, sind umstritten. Trotz Bedenken hinsichtlich des Alters und des Zustands des Kraftwerks, das als eines der ältesten weltweit gilt, wird eine Laufzeitverlängerung erwogen. Dies sorgt für Diskussionen, insbesondere in Bezug auf Sicherheitsaspekte und die Notwendigkeit, alternative Energiequellen zu fördern. Am vergangenen Samstag wurde Beznau 1 aufgrund von Reparaturarbeiten im nicht-nuklearen Bereich kurzzeitig vom Netz genommen. Die Arbeiten betreffen ein Kabel im 220-Kilovolt-Transformator, und die betroffenen Komponenten mussten während der Reparatur abgeschaltet werden:
SÜDKURIER (Bezahlinhalt)
ARGOVIA TODAY

GB: Großbritannien schaltet sein letztes Kohlekraftwerk ab, um die Energiewende voranzutreiben und die CO2-Emissionen zu senken. Dies ist Teil eines größeren Plans, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren und auf erneuerbare Energien umzusteigen. Im Zusammenhang mit der Atomenergie könnte diese Entscheidung das Interesse an Kernkraftwerken verstärken, da Atomkraft als CO2-arme Energiequelle gilt, die Versorgungssicherheit bieten kann, während die Kohlekraft zurückgeht:
N-TV
EPOCHTIMES

 

Bildquelle: RWE Nuclear GmbH